Phil Schiller im Samsung-Prozess: „Das iPhone war ein unglaubliches Risiko“

Apples Marketingchef Phil Schiller ist im laufenden Patentstreit mit Samsung in den Zeugenstand getreten. Ihm blieben am Ende einer Verhandlungssitzung nur elf Minuten Zeit, die er aber zu nutzen wusste.

Schiller stellte zunächst sich selbst und seine Rolle im Unternehmen vor, ging dann auf die Entwicklung des iPhone und die Produktvorstellung ein. „Mit dem ersten iPhone verbanden sich große Risiken“, sagte er. „Wir pflegten im Unternehmen zu sagen, dass es sich um ein Produkt handelt, auf das wir die Firma verwetten.“ Mit dem iPod habe es eben wieder gut zu laufen begonnen. „Nun waren wir dabei, all diese Ressourcen einzusetzen, finanzielle wie auch die Zeit der Mitarbeiter, um dieses Produkt zu schaffen.“

Der Apple-Manager merkte an, dass Apple erst am iPhone zu arbeiten begann, nachdem die Entwicklung des iPad schon im Gange war. Anfangs hätten rund 100 Mitarbeiter am Smartphone gearbeitet. Inzwischen jedoch trage „fast jeder“ bei Apple zu diesem Gerät bei.

Schiller sagte in einem Wiederaufnahmeverfahren aus, in dem es um die Höhe des von Samsung zu entrichtenden Schadenersatzes für die Verletzung von fünf Apple-Patenten mit 13 verschiedenen Geräten geht. Er wird seine Aussage am Freitagmorgen fortsetzen.

Der koreanische Hersteller war in einem aufsehenerregenden Juryprozess zunächst zur Zahlung von 1,05 Milliarden Dollar Schadenersatz verurteilt worden. Diese Summe kürzte Richterin Lucy Koh jedoch später um 450,5 Millionen Dollar. In der laufenden Verhandlung fordert Apple weitere 380 Millionen Dollar Schadenersatz, während Samsung nur 52 Millionen Dollar für angemessen hält.

Am dritten Tag des Wiederaufnahmeverfahrens kamen außerdem von Apple bestellte sachverständige Zeugen zu Wort, darunter Experten für Touchscreen-Technik. Wirtschaftsprüferin Julie Davis sagte zu Umsätzen aus, die Apple durch Samsungs Produkte entgangen seien. John Hauser, Professor für Marketing beim MIT, sagte als Apple-Zeuge zum Wert der verletzten Patente aus. Nach seiner Analyse bezahlen Verbraucher bei einem 199-Dollar-Smartphone allein 100 Dollar mehr für Features, für die Apple drei Schutzrechte hält. Er meinte damit den „Gummiband“-Effekt beim Scrollen sowie weitere Touchscreen-Funktionen.

Samsungs Chefanwalt William Price verglich beim Kreuzverhör der Apple-Zeugen die Smartphone-Käufer mit den Wählern politischer Parteien und versuchte daraus abzuleiten, dass sie nicht ohne Weiteres zu einer anderen Marke wechseln. „Ich bin nicht hergekommen, um über Politik zu reden“, wehrte Apples Zeugin Davis ab.

[mit Material von Shara Tibken, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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