Stratfor-Hacker muss 10 Jahre ins Gefängnis

Ein US-Bundesgericht in Manhattan hat Jeremy Hammond alias „Anarchaos“ für seine Beteiligung an den Cyberangriffen auf den Sicherheitsspezialisten Stratfor zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Anonymous-Mitglied hatte sich in einem Fall der Verletzung des Computer Fraud and Abuse Act (CFAA) schuldig bekannt.

Jeremy Hammond (Bild: Jim Newberry/CC BY-NC 3.0)

„Rachsüchtig und gehässig“ nannte der 28-jährige aus Chicago im Gespräch mit dem britischen Guardian das Urteil. Nach der Haft soll er außerdem noch weitere drei Jahre unter Beaufsichtigung (Supervised Release) stehen. Die Ankläger hätten mit der langen Haftstrafe eine Botschaft an andere schicken wollen, die nach ihm kommen. „Es hat auch viel damit zu tun, dass sie gedemütigt wurden, in Verlegenheit kamen durch Anonymous, und sie das Bedürfnis haben, ihr Gesicht zu wahren.“ Das Interview fand im Begegnungsraum eines Sicherheitsgefängnisses in New York statt. Eine gerichtliche Anordnung schränkt außerdem ein, was Hammond öffentlich sagen darf.

Die Hacker kamen 2011 beim Angriff auf Stratfor an über 50.000 Kreditkartennummern sowie E-Mail-Adressen, Telefonnummern und leicht zu entschlüsselnde Passwörter von rund 860.000 Kunden des Beratungsunternehmens, die sie veröffentlichten. Darüber hinaus stellte Wikileaks über fünf Millionen E-Mails von Stratfor ins Internet.

Mit Stratfor griff die mit Anonymous verbundene Gruppe AntiSec ein Unternehmen an, das wahlweise als Thinktank oder „Schatten-CIA“ beschrieben wird. Strategic Forecasting – bekannt als Stratfor – liefert seinen Kunden geopolitische Analysen sowie Zukunftsprojektionen. Zu seinen Kunden gehören die US-Armee, die US-Luftwaffe, die Polizei von Miami, der Rüstungskonzern Lockheed Martin, aber angeblich auch die Deutsche Bank und die Deutsche Telekom.

„Mit unserem Stratfor-Hack wollten wir hauptsächlich herausfinden, was private Sicherheits- und Aufklärungsfirmen machen, obwohl keiner von uns eine Vorstellung vom Ausmaß hatte“, sagte der verurteilte Hacker jetzt gegenüber dem Guardian. Er betonte, dass er keinerlei persönliche Vorteile daraus zog, das Mitwirken bei Anonymous vielmehr als eine vorbildliche Form von Widerstand gesehen habe, die dezentral ist und ohne Anführer auskommt.

Zum Stratfor-Hack wäre es laut Hammond vermutlich auch gar nicht gekommen, hätte ihn nicht LulzSec-Hacker Sabu darauf gebracht – von dem später bekannt wurde, dass er mit dem FBI kooperierte. Er hält zudem für möglich, dass das FBI ihn über Sabu dazu brachte, Hackerangriffe auf dutzende Websites ausländischer Regierungen auszuführen. „Es ist schon irgendwie seltsam, dass sie für mich für den Stratfor-Hack verurteilen, während ich gleichzeitig mit Angriffen auf ausländische Ziele tat, was ein FBI-Informant mir vorschlug. Man muss sich daher fragen, wie wichtig ihnen die Sicherheit von Websites wirklich ist.“

ZDNet.de Redaktion

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