Microsoft scheint die Überwachung von Skype-Kommunikation in China erschwert zu haben. Dies berichtet GreatFire.org, eine Beobachtungssite zu Zensurmaßnahmen durch Chinas „Große Firewall“. Aus der chinesischen Version des Programms seien „alle Zensur-Einschränkungen“ eliminiert worden, heißt es dort.
Microsoft hatte am Montag das Ende eines Joint Ventures mit der TOM Group aus Hongkong bekannt gegeben, das acht Jahre lang gehalten hatte, also vor Microsofts Übernahme von Skype gestartet worden war. Als neuen chinesischen Partner stellte der Konzern Guangming Founder (GMF) vor, ein Joint Venture der Zeitung Guangming Daily und der Founder Group, die IT-Projekte der Universität Peking umsetzt.
Offenbar hat der Partnerwechsel auch direkte technische Folgen, wie GreatFire.org festhält: „Alle Anrufe, Chats und Log-in-Daten werden verschlüsselt und direkt per HTTPS an Microsoft übermittelt. Das ist eine Kehrtwende gegenüber der TOM-Ära, als TOM alle Daten verarbeitete und auf chinesischen TOM-Servern speicherte, ohne irgendeinen Schutz der Privatsphäre.“ Microsoft China habe allerdings keinen offiziellen Kommentar abgeben wollen.
Die GMF-Skype-Website, von der eine chinesischsprachige Version von Skype heruntergeladen werden könne, befinde sich noch auf einem chinesischen Server, heißt es weiter. Microsoft kontrolliere den Dienst aber offenbar vollständig, denn die verwendete Signatur sei seine. „Das bedeutet dass Microsoft – und nur Microsoft – für den Code der Software verantwortlich ist. Chinesische Behörden können Nutzern im Land keine falsche Version unterjubeln.“
Anders als bei der TOM-Skype-Version scheine es auch keine Überprüfung auf bestimmte Schlüsselwörter mehr zu geben, heißt es weiter. Bislang wurden automatisch Konversationen aufgezeichnet und offenbar auch Zensoren verständigt, wenn Wörter wie „Platz des himmlischen Friedens“ oder auch „Ferrari“ fielen.
GreatFire schließt optimistisch: „Wir hoffen, dass ein solches Umdenken nicht nur bei Microsoft, sondern bei allen Internet-Akteuren stattfindet. Es sieht ganz so aus, als ob sich Microsoft gegen Zensur in China zur Wehr setzte.“
Durch den Whistleblower Edward Snowden ist diesen Sommer bekannt geworden, dass Skype zumindest vor der Übernahme durch Microsoft auch US-Behörden das Abhören leicht machte. Nach einem Bericht der New York Times erkundete das Unternehmen schon vor rund fünf Jahren mit seinem eigenen Geheimprogramm „Project Chess“ die rechtlichen und technischen Voraussetzungen, um auch Telefonate über Skype für die Behörden abhörbar zu machen.
[mit Material von Eileen Yu, ZDNet.com]
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