Geheimdienst manipulierte Wahlen in Südkorea durch Massenversand von Tweets

Park Geun-hye im Gespräch mit Barack Obama (Bild: Weißes Haus, via Wikipedia)Der koreanische Geheimdienst National Intelligence Service (NIS) soll die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr durch massenhaften Versand von Tweets beeinflusst haben, wie die New York Times meldet. Die 1,2 Millionen Tweets lobten entweder die spätere Wahlsiegerin Park Geun-hye oder diskreditierten ihre Kontrahenten, indem sie sie als Sympathisanten Nordkoreas hinstellten.

Bei den Twitter-Botschaften handelte es sich um automatisch verteilte Duplikate von 26.550 Original-Tweets, wie die Staatsanwaltschaft nun ermittelt hat. Die Wahlen fanden im Dezember 2012 statt. Park gewann mit rund einer Million Stimmen Vorsprung. Seither kursierten Gerüchte um Manipulationen.

Oppositionelle werfen Park und auch dem scheidenden konservativen Präsidenten Lee Myung-bak vor, die Wahlen zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Oppositionsführer Kim Han-gil spricht von „systematischen und massiven Eingriffen“ in die Wahl. Ob die Tweets wirklich einen Effekt gehabt haben, steht bisher nicht fest und ist natürlich auch schwer nachweisbar.

Unstrittig dürfte dagegen sein, dass Wahlwerbung nicht zu den Aufgaben des Geheimdiensts gehört. Über das politische Engagement des NIS war dieses Jahr schon bei mehreren Demonstrationen protestiert worden. Der NIS galt früher unter dem Kürzel KCIA als Werkzeug einer Reihe von Diktatoren, etwa des Vaters der neuen Präsidentin, Park Chung-hee. Park Geun-hye behauptet, nichts von den Vorgängen zu wissen. Sie habe den NIS angewiesen, sich nicht in die Politik einzumischen, sagte sie.

Als Hauptverdächtiger gilt stattdessen NIS-Direktor Won Sei-hoon, der die Operation geleitet haben soll. Der NIS behauptet übrigens, die Tweets seien im Rahmen einer gegen Nordkorea gerichteten Routineoperation gepostet worden, das ja ständig gegen seinen südlichen Nachbarn hetze.

Eine zweite Untersuchung gilt einem geheimen Cyberkommando der Armee Südkoreas, das ebenfalls Wahlwerbung betrieben haben soll. Koreanische Medien berichten in diesem Fall von gleich 23 Millionen Tweets zugunsten von Park. Dass ein Zusammenhang besteht, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Black Friday: Vorsicht vor schädlichen QR-Codes

Bösartige QR-Codes, die per E-Mail versendet werden, eignen sich sehr gut, um Spam-Filter zu umgehen.

2 Tagen ago

Black Friday: Zahl der ominösen Shopping-Websites steigt

Unsichere Websites und Phishing-Mails in Verbindung mit Black Friday können kauffreudigen Konsumenten zum Verhängnis werden.

2 Tagen ago

SmokeBuster bekämpft SmokeLoader

Malware SmokeLoader wird weiterhin von Bedrohungsakteuren genutzt, um Payloads über neue C2-Infrastrukturen zu verbreiten.

2 Tagen ago

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

3 Tagen ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

3 Tagen ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

3 Tagen ago