Bericht: NSA erfasst massenhaft Standortdaten von Mobiltelefonen

Die Washington Post hat erneut Auszüge aus den Unterlagen des PRISM-Enthüllers Edward Snowden veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass der US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) täglich bis zu fünf Milliarden Standortdaten von Mobiltelefonen weltweit aufzeichnet. Sie sollen in eine riesige Datenbank fließen, die die Standorte von „mindestens mehreren Hundert Millionen Geräten“ erfasst.

„Analysten können Mobiltelefone überall auf der Welt orten, ihre Bewegungen verfolgen und die Beziehungen zwischen den Personen, die sie nutzen, aufdecken“, schreibt die Washington Post. Zudem sei die NSA in der Lage, auf Karten Bewegungsprofile darzustellen und auch Details wie Reisezeiten und Geschwindigkeiten zu ermitteln.

Die Verarbeitung der Daten übernimmt ein „CO-TRAVELER“ genanntes Programm. Dabei soll es sich um ein Analytics-Tool handeln, dass bekannte Ziele der NSA mit bisher unbekannten Personen verknüpfen kann. Es verfolge die Bewegungen von mehreren Hundert Millionen Menschen weltweit und gebe beispielsweise Auskunft über den Ort geschäftlicher Treffen oder Krankenhausbesuche.

Wie die NSA die Standortdaten sammelt, ist indes nicht bekannt. Laut Washington Post zapft der Geheimdienst dafür die Kabel an, die mobile Netzwerke weltweit verbinden. Zudem werden in dem Bericht zwei an der Datensammlung beteiligte Unternehmen erwähnt, die in den Unterlagen aber nur als „Artifice“ und „Wolfpoint“ bezeichnet werden. Da Mobilfunkanbieter unter anderem zur Abrechnung von Roaminggebühren aber ihre vollständigen Datenbanken austauschten, müsse die NSA nur wenige Anbieter kompromittieren, um die gewünschten Standortdaten zu erhalten, so die Washington Post weiter.

HIGHLIGHT

Surfen unter NSA-Aufsicht: Ist PRISM besorgniserregend?

Mikael Albrecht von F-Secure zieht in Sachen PRISM Bilanz. In seiner Analyse beleuchtet er Alltagsgefahren, Folgen für die Zukunft und gibt Tipps für das Surfen unter Aufsicht der NSA.

Die Datenbank enthält dem Bericht zufolge auch Informationen von US-Bürgern, die „zufällig“ mitgeschnitten werden. Zudem würden Daten von mehreren zehn Millionen Amerikanern gesammelt, die jedes Jahr ins Ausland reisten.

Die US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union kritisierte erneut die Spähprogramme der NSA. „Die Wege, die wir täglich zurücklegen, können sehr viel über unsere politischen, beruflichen und persönlichen Beziehungen offenlegen“, heißt es in einer Presseerklärung der ACLU. Die Überwachung von Hunderten von Millionen Mobiltelefonen missachte wissentlich internationale Verpflichtungen in Bezug auf die Privatsphäre von Ausländern und Amerikanern.

Im Oktober hatte die New York Times berichtet, die NSA habe 2010 und 2011 Systeme zur Verarbeitung von Standortdaten von US-Amerikanern getestet. Dem US-Kongress sagte NSA-Chef Keith Alexander zu dem Zeitpunkt, die Daten seien nur für den Test benutzt und niemals analysiert worden. Alexander fügte hinzu, die Sammlung von Standortdaten sei aber möglicherweise eine „künftige Anforderung für unser Land“.

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

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PRISM und die Mauer des Schweigens

Die Enthüllungen von Edward Snowden haben bisher für keine sichtbare Resonanz in Wirtschaft und Verwaltung gesorgt. ZDNet-Autor Joachim Jakobs wollte wissen, wie die Wirtschaft jetzt auf die neue Qualität digitaler Plünderungen reagiert. Bei seiner Recherche ist er auf eine Mauer des Schweigens gestoßen.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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