Umfrage: Deutsche Wirtschaft erwartet Milliarden-Verluste durch Spionageattacken

Wirtschafts- und Industriespionage verursacht einen jährlichen Schaden von über 10 Milliarden Euro. So sehen es jedenfalls mehr als ein Drittel der von vom Bundesverband IT-Sicherheit e.V. (TeleTrusT) und des Sicherheitsspezialisten Secusmart im Rahmen der Studie „Secure Mobile Computing 2013“ 106 befragten IT- und Sicherheitsexperten. Etwa ein Viertel geht von einem Schaden von über 1 Milliarde Euro aus. 5 Prozent sehen das Kostenpotential sogar bei über 100 Milliarden Euro jährlich.

Die Befragten sind sich sicher, dass gleich mehrere Branchen stark von Spionageversuchen betroffen sind. Fast drei Viertel sehen in erster Linie die Automobilbranche von Spähattacken bedroht, gefolgt von der zivilen Luft- und Raumfahrt mit 60 Prozent und der Rüstungsindustrie mit 59 Prozent. Aber auch andere Branchen werden als stark gefährdet eingestuft: Die Verdachtsmomente reichen von der Chemie- und Pharmabranche – 58 Prozent stufen sie als stark gefährdet ein -,  über den Maschinenbau mit 50 Prozent bis hin zum Sektor Telekommunikation und IT mit 48 Prozent. Hingegen werden Banken und Versicherungen seltener als Ziel von Spionageattacken vermutet. Lediglich ein Viertel der Befragten erwarten hier Schwierigkeiten.

Dr. Holger Mühlbauer, Geschäftsführer des TeleTrusT – Bundesverband IT-Sicherheit e.V. kann die Bedenken innerhalb der deutschen Wirtschaft gut nachvollziehen. „Man hat vielleicht schon immer geahnt, dass man belauscht wird. Das Ausmaß der Spähattacken dank der Snowden-Enthüllungen jetzt allerdings schwarz auf weiß zu sehen, schürt verständlicherweise die Sorge. Die deutsche Wirtschaft sollte noch bessere Vorkehrungen gegen Lauschangriffe treffen.“

HIGHLIGHT

PRISM und die Mauer des Schweigens

Die Enthüllungen von Edward Snowden haben bisher für keine sichtbare Resonanz in Wirtschaft und Verwaltung gesorgt. ZDNet-Autor Joachim Jakobs wollte wissen, wie die Wirtschaft jetzt auf die neue Qualität digitaler Plünderungen reagiert. Bei seiner Recherche ist er auf eine Mauer des Schweigens gestoßen.

Die Veröffentlichungen rund um das Überwachungsprogramm PRISM der National Security Agency (NSA) kosten laut einer kürzlich durchgeführten Untersuchung auch amerikanische Cloud-Anbieter in den nächsten Jahren viel Geld. In einem Bericht der gemeinnützigen Information Technology and Innovation Foundation ist die Rede von 35 Milliarden Dollar, die der US-Wirtschaft in den nächsten drei Jahren verloren gehen. Durch den öffentlichen Skandal und die darauf folgende Skepsis in Firmen könnte es Wettbewerbern vor allem aus Europa gelingen, mit ihren Cloudangeboten aufzuschließen.

Das Gesetz Patriot Act, auf das sich NSA und FBI gerne berufen, habe schon vor PRISM als Risiko gegolten, heißt es. Die Bedenken gegenüber einer Datenspeicherung in den USA hätten sich nun aber noch deutlich vermehrt. 2016 wird die Public-Cloud-Branche insgesamt voraussichtlich 207 Milliarden Dollar Umsatz machen, was gegenüber 2012 ein regelmäßiges Wachstum von 100 Prozent bedeutet.

„Die Vereinigten Staaten haben am meisten zu gewinnen und am meisten zu verlieren“, schreibt Studienautor Daniel Castro, der sich auf Arbeitsplätze und Umsatzaussichten bezieht. Er legt mehrere Szenarien vor. Im harmlosesten Fall würden US-Anbieter rund 10 Prozent des Auslandsgeschäfts an europäische oder asiatische Konkurrenten verlieren – umgerechnet 21,5 Milliarden Dollar in drei Jahren. Der verschärfte Fall geht von 20 Prozent weniger Geschäft und somit 35 Milliarden Dollar an entgangenen Umsätzen aus.

Genaue Zahlen könne jetzt noch niemand nennen, heißt es auch. Castro beruft sich aber unter anderem auf Umfragen der Cloud Security Alliance vom Juni und Juli – als die NSA-Maßnahmen gerade bekannt wurden. Damals sagten 56 Prozent der außeramerikanischen Firmen, ein US-Cloudanbieter komme für sie künftig nicht mehr in Betracht.

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HIGHLIGHT

Surfen unter NSA-Aufsicht: Ist PRISM besorgniserregend?

Mikael Albrecht von F-Secure zieht in Sachen PRISM Bilanz. In seiner Analyse beleuchtet er Alltagsgefahren, Folgen für die Zukunft und gibt Tipps für das Surfen unter Aufsicht der NSA.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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