Hewlett-Packard hat drei neue Boards für seine Serverreihe Moonshot vorgestellt. Neue Cartridges für Chipdesigns von AMD und Intel sind ab sofort erhältlich, während die ARM-Cartridges erst noch in HPs Discovery Labs getestet werden. An die Kunden gehen sie dann nächstes Jahr.
Während die ersten Moonshot-Boards als Webserver für statische Seiten ausgelegt waren, genügen die neuen größeren Anforderungen: Desktop-Hosting, Webserver für dynamische Seiten und digitale Signalverarbeitung. „Wir nennen das applikationsdefinierte Server – im Unterschied zu Allzweck-Servern“, erläutert HP-Manager Paul Morgan. „Bei Moonshot steht die Anwendung im Vordergrund, und dann wird das beste Cartridge speziell für diese Anwendung gebaut. So erreichen wir den optimalen Preis für die Leistung pro Watt.“
Das Cartridge für Hosted Desktop trägt die Modellbezeichnung HP ProLiant m700. Es wird zum Start Windows 7 und 8 unterstützen. Pro Rack können rund 1800 Desktop-Nutzer versorgt werden: In ein Rack passen 10 Moonshot-Chassis, in ein Chassis mit 4,3 Höheneinheiten passen 45 Cartridges mit je vier Knoten.
Das m700-Mainboard basiert auf dem 64-Bit-Prozessor AMD Opteron-X, also einem Quad-Core-Chip mit einer Radeon-HD-8000-Grafik, die über 128 Kerne verfügt. Konkret handelt es sich um die Variante X2150 mit 11 bis 22 Watt bei 1,9 GHz Takt und 2 MByte L-Cache. Jeder der vier Knoten verfügt über 8 GByte DDR3-Speicher mit 1600 MHz und ECC. Außerdem finden sich pro Knoten bis zu 32 GByte SSD-Speicher auf dem Cartridge.
Ein komplettes Chassis läuft bei HP als ConvergedSystem 100. Der US-Listenpreis pro Chassis – also für 180 User – beginnt bei 137.999 Dollar.
Für dynamische Webserver ist das Cartridge auf Basis des Intel Atom Avoton ausgelegt, das auch HP ProLiant m300 heißt. Es ist HP zufolge dem Vorgänger auf Basis von Centerton um Faktor sechs bis sieben überlegen. Jedes Cartridge enthält hier einen einzelnen Serverknoten mit dem 64-Bit-Achtkern-Chip, der mit bis zu 2,4 GHz taktet und bis zu 32 GByte DRAM nutzt. Die Leistungsaufnahme nach TDP liegt zwischen 6 und 20 Watt. Als Speicher sind kompakte Festplatten (bis 1 TByte) oder SSDs (bis 200 GByte) der Reihe ProLiant Generation 8 vorgesehen.
Das dritte Cartridge HP ProLiant m800 wendet sich an Telekommunikationsdienstleister, die es für digitale Signalverarbeitung (DSP) – etwa Audioverarbeitung und -kompression – und Datenübertragung einsetzen wollen. Es handelt sich um das erste Moonshot-Cartridge mit ARM-basiertem System-on-a-Chip, nämlich konkret einem Texas Instruments 66AK2H, der die 32-Bit_Architektur A15 nutzt. Jeder Core enthält acht digitale Signalprozessoren, ein Cartridge enthält 4 SoCs, die je als eigenständiger Serverknoten operieren und bis zu 16 GByte RAM sowie 32 GByte Solid-State-Speicher nutzen.
Da auch hier 45 Cartridges in ein Chassis mit 4,3 Höheneinheiten passen, fasst dieses 180 Cores und 1440 DSPs – laut Morgan „die derzeit dichteste DSP-Lösung am Markt“. Sie könne „große, schwere und Strom fressende“ existierende Systeme ersetzen.
Ab sofort gibt es auch eine verbesserte Netzwerk-Infrastruktur mit 180 statt bisher 45 1-GBit/s-Verbindungen. So hat jeder der 180 Serverknoten eine eigene Verbindung. Außerdem wurde das Uplink-Modul von sechsmal 10-Gigabit-Ethernet auf viermal 40-Gigabit-Ethernet verbessert.
In der Planung sind nun weitere Cartridges für wieder andere Applikationen, vor allem auf Basis von ARM-Chips von Calxeda und Applied Micro mit 64-Bit-Architektur. Über die Schwerpunkte entscheidet HP zufolge auch das Kundeninteresse. Cartridges können Morgan zufolge etwa auf die Bedürfnisse einer Branche oder sogar eines einzelnen Großunternehmens zugeschnitten sein.
Der Microserver-Markt ist heute eine Nische, HP hofft aber, dass er 2015/16 ein Fünftel aller Serververkäufe ausmachen wird. Eine Kannibalisierung werde aufgrund der unterschiedlichen Einsatzzwecke nicht passieren. „Dies ist kein Ersatz für Bladeserver“, sagt Morgan.
Verkaufszahlen für die im April gestartete erste Moonshot-Generation nennt das Unternehmen nicht. Es sagt aber, 150 Kunden testeten Moonshot derzeit mit ihren Arbeitslasten in den Discovery Labs. Unter ihnen seien Firmen mit einer Größe, wie sie etwa Facebook habe.
[mit Material von Nick Heath, ZDNet.com]
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