Der in Großbritannien eingeführte Pornofilter ist durch eine einfache Erweiterung für den Browser Chrome zu umgehen. Gute Gründe dafür liefert eine aktuelle Untersuchung der BBC, nach der auch viele Sexualkundeseiten im Web und sogar Beratungsangebote für Missbrauchsopfer durch die standardmäßig vorgegebene Filterung unerreichbar sind. Außerdem sollen nach den Wünschen der britischen Regierung auch „extremistische“ Inhalte geblockt werden, was Fragen der Meinungsfreiheit aufwirft und eine schleichende Ausweitung der Filterpraktiken befürchten lässt.
Im Juli dieses Jahres hatte die britische Regierung gesetzliche Maßnahmen angekündigt, um die Internet Service Provider (ISPs) zu zwingen, einen Filter für pornografische Inhalte einzurichten. Die meisten bedeutenden ISPs bieten inzwischen eine solche standardmäßige Filterung an. Alle neuen Kunden werden aufgefordert, sich für oder gegen diese Filter zu entscheiden, die dann für alle Geräte im Haushalt wirksam sind. Die Filter sollen dem Schutz von Minderjährigen dienen, erweisen sich aber als so wenig treffsicher, wie Kritiker von Anfang an befürchteten.
Nach einer BBC-Analyse übersehen sie einerseits Websites mit harten pornografischen Inhalten, stufen dafür aber wichtige Informations- und Beratungsangebote als „pornografisch“ ein. Blockiert wurde beispielsweise BishUK.com, eine mit Preisen ausgezeichnete britische Site für Sexualerziehung, die über eine Million Besuche im Jahr verzeichnet. Gleichermaßen unter Pornografieverdacht geriet die Website eines Beratungszentrums in Edinburgh, das sich der Hilfe für vergewaltigte Frauen und Missbrauchsopfer verschrieben hat.
Die Filterung kann bei den einzelnen ISPs sehr unterschiedlich ausfallen. So konnten die Filter des Internetanbieters TalkTalk im BBC-Test 7 Prozent von 68 pornografischen Websites nicht erkennen. Sky hingegen erfasste 99 Prozent der Sites, schoss aber zugleich über das Ziel hinaus und blockte auch Sites zur Beratung von „Pornosüchtigen“.
Im neuen Jahr wollen die vier großen britischen Internetanbieter 25 Millionen Pfund für eine Informationskampagne über die Filtersysteme ausgeben. Schon jetzt aber ist es mit geringem Aufwand möglich, die von Premierminister David Cameron begrüßte Filterung zu umgehen. Beim Browser Chrome genügt es, dafür die Erweiterung Go away Cameron zu installieren und entsprechende Einstellungen zu wählen. Die Erweiterung sorgt für einen „Smart Proxy Service“, sobald sie durch eine Fehlermeldung auf eine blockierte Website aufmerksam wird. Sie wurde von einem Informatikabsolventen in Singapur nach dem Vorbild eines ähnlichen Tools geschaffen, das in seinem Land hilft, die Internetfilter der Regierung zu umgehen.
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