Wunderlist: „Werbung kommt für uns nicht in Frage.“

Wunderlist ist eine kostenlose Software zur Verwaltung von Notizen und Aufgaben, die im November 2010 erstmals veröffentlicht wurde und in über 20 Sprachen verfügbar ist. Sie stammt von 6Wunderkinder, einer in Berlin ansässigen Entwicklerfirma, die von den Investoren Atomico und Earlybird Ventures 8 Milllionen Euro erhalten haben. Im November stellte Sequoia Capital den Berlinern etwas über 14 Millionen Euro zur Verfügung.

ZDNet sprach mit Benedikt Lehnert, Chief Design Officer, über den aktuellen Status und zukünftigen Entwicklung der mit sechs Millionen Nutzern sehr erfolgreichen ToDo-Software.

Lässt sich sagen, wie viel Zeit Wunderlist Firmen mit seinem Dienst einzusparen hilft?
Das ist schwer zu sagen, da es natürlich sehr stark von der individuellen Nutzung abhängt. Unser Unternehmenskunden bestätigen aber, dass Wunderlist sehr einfach zu benutzen ist, es keine Lernkurve gibt und Mitarbeiter dadurch deutlich motivierter sind, die Software für die tägliche Arbeit zu nutzen. Business-Software ist bis heute extrem kompliziert und hart zu benutzen. Wunderlist dagegen macht es extrem leicht, Projekte zu koordinieren und Zusammenarbeit effizienter zu organisieren.

Wie viele Nutzer hat Ihr Dienst derzeit und womit verdienen Sie Geld?
Wunderlist wird von mehr als 6 Millionen Menschen weltweit benutzt. Mit Wunderlist Pro haben wir im April 2013 unseren Premium-Service eingeführt, der Teams und Unternehmen dabei hilft intensiver zusammenzuarbeiten und dadurch die Produktivität deutlich zu steigern.

Wie viele von den 6 Millionen Anwendern nutzen die Pro-Version?  Wie sieht in diesem Bereich das Wachstum aus?
Wir veröffentlichen keine detaillierten Zahlen, allerdings können wir sagen, dass wir extrem zufrieden sind mit dem Wachtum. Bis heute nutzen weit mehr als 50.000 Teams und Unternehmen Wunderlist und gerade im Bereich der Unternehmenskunden sehen wir ein starkes Wachstum. Der Bedarf an plattformübergreifenden, benutzerfreundlichen Business-Anwendungen steigt stark an, was nicht zuletzt durch den Trend der “consumerization of the enterprise” befördert wird.

Wollen Sie in Zukunft auch Geld durch Werbung verdienen oder bleibt Wunderlist werbefrei?
Nein, unser klarer Fokus liegt auf Wunderlist Pro. Als Produktivitäts-Tool legen wir extrem viel Wert darauf, dass Menschen fokussiert mit Wunderlist arbeiten können.

Das kostenpflichtige Wunderlist Pro bietet auch eine Kommentarfunktion. Wie gut wird dieses Feature angenommen?
Comments war eine Funktion, die sich viele unserer Nutzer gewünscht haben, da Kommunikation ein essentieller Bestandteil von Kollaboration ist. Deshalb haben wir von Beginn an sehr gute Aktivität auf dem Feature gesehen. Gerade in der Kombination mit Dateianhängen wird Wunderlist damit zum zentralen Organizer für Teams und Unternehmen.

Ist es nicht für ein Berliner Startup schwierig gewesen an Investoren-Gelder zu kommen? Wäre nicht ein Standort im Silicon Valley attraktiver?
Wie wir mit unseren letzten Finanzierungsrunde Mitte November gezeigt haben, ist es möglich als Berliner Startup Weltklasse-Investoren aus dem Silicon Valley zu überzeugen. Berlin entwickelt sich sogar zu einem Erfolgsfaktor, da die Stadt eine große Anziehungskraft auf Talente aus der ganzen Welt hat. Wenn man den richtigen Anspruch hat, kann man also auch aus Berlin heraus international erfolgreich sein.

ToDo-Apps gibt es ja einige wie zum Beispiel Evernote. Firmen verwenden häufig auch Outlook für die Aufgaben-Planung. Wo liegen die Vorteile von Wunderlist im Vergleich zur Konkurrenz?
Wunderlist fokussiert sich auf die wirklich essentiellen Funktionen, die jeder Mensch braucht, um produktiver zu sein, egal ob im privaten oder beruflichen Alltag. Dabei legen wir größten Wert auf simple und intuitive Benutzerführung. Neben dem extrem menschlichen Design macht Wunderlist besonders, dass es auf allen großen Plattformen (iOS, Mac, Android, Windows und Web) kostenlos verfügbar ist. Damit ist Wunderlist der zentrale Ort für alle Aufgaben, Erinnerungen, Dateien und Diskussion – egal wo man gerade ist.

Wie geht es mit Wunderlist weiter? Planen Sie neue Mitarbeiter einzustellen? Können Sie schon über neue Funktionen, Partnerschaften oder Zukunftspläne berichten? Plant Wunderlist den Börsengang?
Der Fokus für Wunderlist liegt ganz klar auf sehr starkem Wachstum für die nächsten Jahre mit dem Ziel 100 Millionen User zu erreichen. Dazu planen wir 2014 erste Partnerschaften

Wie skalierbar ist die Lösung, wenn – sagen wir mal – aus den 6 Millionen Anwendern plötzlich 100 Millionen werden?
Wir haben in den letzten Jahren sehr viel gelernt und Wunderlist sowohl von der Produktstrategie als auch technologisch auf einen Stand gebracht wo wir sicher sind, dass unser Service nahtlos skalieren kann. Das ist besonders wichtig, da wir Wunderlist als das Produktivitätstool für jedermann sehen.

Dank der Enthüllungen von Edward Snowden wissen wir, dass amerikanische und britische Geheimdienste das Internet zur Spionage nutzen. Wie sicher sind die Daten bei Wunderlist? Sind die Daten auf europäischen Servern gespeichert?
Die Sicherheit der Daten unserer Nutzer ist uns sehr wichtig. Deshalb speichern wir alle Daten auf europäischen Servern.

Wie geht es mit Wunderlist weiter? Planen Sie neue Mitarbeiter einzustellen? Können Sie schon über neue Funktionen, Partnerschaften oder Zukunftspläne berichten? Plant Wunderlist den Börsengang?
Momentan fokussieren wir uns ausschließlich auf starkes Wachstum und wollen Wunderlist in die Hände von vielen Millionen Menschen bringen. Dazu planen wir zum einen weitere Funktionen (wir schauen hier vor allem auf das Feedback unserer Nutzer) und strategische Partnerschaften. Details können wir heute noch nicht verraten, aber wir haben einige spannende Neuigkeiten in 2014, die Wunderlist auf einen neuen Level bringen.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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