Facebook hat angeblich bei seinem auslaufenden Werbeformat „Sponsored Stories“ getrickst und Likes gefälscht. Das behauptet der Nutzer Anthony Dirirro aus Colorado in einer Klage beim Bundesbezirksgericht für Nordkalifornien. Mindestens einer seiner Freunde bei dem Sozialen Netz habe eine angeblich von ihm mit „Gefällt mir“ bewertete Anzeige gesehen.
Der Fall ereignete sich im November 2013. Facebook soll fälschlich behauptet haben, Ditirro habe die Zeitschrift USA Today mit dem „Daumen hoch“-Symbol positiv bewertet. „Obwohl der Kläger nichts Negatives über USA Today zu sagen weiß, ist er kein begeisterter Leser von USA Today, noch empfiehlt er diese Zeitung“, heißt es in der Anklageschrift. Ditirro habe weder die Website von USA Today besucht noch auf einen Like-Button dort oder bei Facebook geklickt. Der Beklagte habe wissend und ohne Genehmigung das Bild des Klägers verwendet, um mit seiner Empfehlung für USA Today zu werben.
Die Klage zählt eine Reihe kalifornischer Gesetze auf, gegen die Facebook verstoßen haben soll. Sie fordert ein Bußgeld in Höhe von mindestens 750 Dollar pro Person, die sich der Sammelklage anschließt. Ditirro klagt nämlich stellvertretend für alle möglicherweise Betroffenen.
Facebook hat die Klage gegenüber News.com als haltlos bezeichnet. Das Unternehmen werde sich dagegen mit aller Kraft verteidigen. Erst letzte Woche hatte das Soziale Netzwerk angekündigt, das umstrittene Werbeformat „Sponsored Stories“ zum April einzustellen. Beim Konkurrenzangebot Google+ hingegen ist diese Werbeform gerade erst eingeführt worden.
Die im Januar 2011 eingeführten „Sponsored Stories“ nutzen Klicks auf Facebooks Like-Button für Werbeaussagen, bei denen Nutzer ungefragt und unbezahlt zu Testimonials werden. Spricht sich ein Nutzer mit einem „Like“ für ein Produkt oder eine Dienstleistung mit einer Facebook-Seite aus, können sein Profilbild und sein Name automatisch in Werbeinseraten dafür verwendet werden, die seine Freunde im Social Network zu sehen bekommen. Facebook nimmt sich außerdem heraus, solche Anzeigen auch außerhalb der eigenen Website zu zeigen.
Erst im Sommer 2013 war ein erster Prozess rund um „Sponsored Stories“ mit einem Vergleich zu Ende gegangen. Die ursprünglichen fünf Kläger beschwerten sich über die Verletzung ihrer Privatsphäre und die unzureichenden Informationen durch Facebook. Die Klägeranwälte schätzten den zusätzlichen Werbewert für das Unternehmen auf bis zu 145 Millionen Dollar. Aus den Gerichtsunterlagen ging hervor, dass eine gesponserte Anzeige für Facebook bis zu dreimal so viel einbringt wie andere Werbung. Facebook zahlte insgesamt 20 Millionen Dollar, die zwischen gemeinnützigen Organisationen, Anwälten und Nutzern aufgeteilt wurden.
[mit Material von Jennifer Van Grove, News.com]
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