Amazons US-Mitarbeiter werden auch künftig vorerst ohne eine Arbeitnehmervertretung auskommen müssen. Eine Gruppe von Amazon-Angestellten aus Delaware lehnte am Mittwoch den Vorschlag ab, eine Gewerkschaft zu gründen. Sie wäre direkt an die International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAMAW) angeschlossen gewesen.
IAMAW-Sprecher John Carr erklärte, für die Gründung einer Gewerkschaft seien oft mehrere Wahlzyklen nötig. Zugleich machte er Amazons Anti-Gewerkschaft-Taktiken für das negative Wahlergebnis verantwortlich. Die Abstimmung endete mit 21 Nein- zu 6 Ja-Stimmen.
„Die Arbeiter bei Amazon wurden massiv unter Druck gesetzt von Managern und Anti-Gewerkschaft-Beratern, die angeheuert wurden, um die Organisationsabsichten zu unterdrücken“, sagte Carr. „Wir haben geantwortet, als diese Arbeiter zunächst Kontakt mit uns aufgenommen hatten, und wir werden weiter mit ihnen zusammenarbeiten, um das Recht auf gemeinsame Tarifverhandlungen einzufordern, das ihnen laut Bundesarbeitsrecht zusteht.“ Eine erneute Wahl ist nach US-Recht aber erst wieder nach einem Jahr möglich.
„Mit der heutigen Abstimmung gegen eine Vertretung durch Dritte haben unsere Angestellten deutlich gemacht, dass sie einen direkten Draht zu Amazon bevorzugen“, kommentierte Amazon-Sprecherin Mary Osako. „Diese direkte Verbindung ist der effizienteste Weg, die Wünsche und Bedürfnisse unserer Mitarbeiter zu verstehen und darauf zu antworten. Amazons Firmenkultur und Geschäftsmodell basieren auf schneller Innovation, Flexibilität und offener, direkter Kommunikation zwischen Managern und Untergebenen. Zusätzlich zu wettbewerbsfähigen Löhnen mit unfangreichen Sozialleistungen, Boni, Unterstützung zur Altersvorsorge, innovativen Programmen wie Career Choice und Aktienbeteiligungen bieten wir ein Support-Netzwerk, das den Erfolg unserer Arbeiter sicherstellt. Wir werden weiterhin einen starken Fokus auf die Schaffung eines großartigen Arbeitsumfelds legen, das alle unsere Angestellten unterstützt.“
Es wäre die erste Arbeitnehmervertretung des Online-Händlers in den USA gewesen. Die Gründung lag in den Händen der 26 Wartungs- und Reparatur-Techniker in Amazons Versandzentrum in Middleton, Delaware, in dem insgesamt 1500 Mitarbeiter beschäftigt sind.
IAMAW-Sprecher Carr zufolge wird eine Gewerkschaft, die Angestellten bei Verhandlungen zu Gehalt, Sozialleistungen und Arbeitsbedingungen unterstützt, benötigt, um eine Beaufsichtigung sicherzustellen. „Diese Arbeiter wollten die Gewerkschaft, um ein Sicherheitskomitee für das Versandzentrum zu gründen“, sagte er. „Ein ausgereifter Vertrag enthält mehr als nur Löhne und Sozialleistungen. Er gibt Arbeitern eine Stimme, was ihre Sicherheit und den Erhalt ihres Arbeitsplatzes angeht.“
Osako erwiderte auf Carrs Aussage zur Sicherheit, dass diese „höchste Priorität“ genieße. In diesem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass Amazon Standards der Occupational Safety and Health Administration (OSHA) einhalte, die als Bundesbehörde die Sicherheit am Arbeitsplatz überwacht. „Es ist sicherer, in Amazons Versandzentren zu arbeiten, als in einem Kaufhaus“, sagte Osako.
Auch wenn die Arbeitnehmervertretung nur die knapp 30 Stimmberechtigten repräsentiert hätte, hätte sie eventuell andere Angestellte ermutigt, sich ebenfalls zu organisieren. Es wäre ein bedeutender Schritt in der Geschichte des Unternehmens gewesen, das seit Jahren wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik steht. In Deutschland demonstrierten Amazon-Mitarbeiter vergangenes Jahr für besser Löhne und Arbeitsbedingungen. Die Gewerkschaft Verdi fordert unter anderem eine Bezahlung gemäß des Tarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel, während Amazon sich selbst als Logistikunternehmen sieht, das keinen Tarifvorgaben unterliegt. Verdi hat für dieses Jahr weitere Streiks und Proteste angekündigt, wogegen sich unter Amazon-Angestellten allerdings Widerstand regt.
[mit Material von Donna Tam, News.com]
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