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Bill Gates: „2035 wird es fast keine armen Länder mehr geben“

Bill und Melinda Gates zeichnen im Jahresbrief für ihre Stiftung ein optimistisches Bild der globalen Entwicklung. Sie sagen ein Ende der Armut voraus und argumentieren faktenreich gegen gängige Vorurteile über Entwicklungshilfe. Außerdem räumen sie auf mit „drei Mythen, die die Entwicklung armer Länder behindern“.

Die beiden Co-Vorsitzenden der Bill & Melinda Gates Foundation halten für unbestreitbar, dass die Welt heute besser als jemals zuvor ist. Die Menschen lebten länger und gesünder. Viele Länder seien nicht mehr wie zuvor auf Entwicklungshilfe angewiesen. Dennoch werde dieser Fortschritt nicht gefeiert, vielmehr sei die „gefährliche Ansicht“ verbreitet, dass die Welt schlechter werde und extreme Armut sowie Krankheiten niemals besiegen werde.

Bill Gates an der Harvard University, September 2013 (Bild: News.com]

„Arme Länder werden immer arm bleiben“, betrachtet Microsoft-Gründer Bill Gates als den ersten bedenklichen und falschen Mythos. Er führt tatsächliche Entwicklungen zum Besseren auf und wagt eine Vorhersage mit Jahresdatum. „Ich bin diesbezüglich optimistisch genug, um eine Voraussage zu treffen“, schreibt er. „Bis 2035 wird es in der Welt fast keine armen Länder mehr geben.“ Dabei setzte er die aktuelle Definition von Armut an. Fast alle Länder würden in der heute als Mittelschicht bezeichneten Gruppe oder sogar noch wohlhabender sein. „Damit behaupte ich, dass bis 2035 fast kein Land mehr so arm wie die 35 Länder sein wird, die heute von der Weltbank auch nach Inflationsbereinigung als einkommensschwach bezeichnet werden.“

Er verkennt nicht, dass es Ausnahmen geben wird: „Einige Länder werden durch Kriege, Politik (Nordkorea, wenn sich dort keine große Veränderung ergibt) oder Geografie (Binnenländer in Zentralafrika) zurückgehalten. Ungleichheit wird weiterhin ein Problem sein. Es wird auch weiterhin in jeder Region arme Menschen geben.“ Mehr als 70 Prozent der Länder aber sollen ein höheres Pro-Person-Einkommen als das heutige China haben – und fast 90 Prozent ein höheres Einkommen als das heutige Indien.

Als Mythos Nummer zwei nimmt sich Gates den Mythos von „Entwicklungshilfe als reine Verschwendung“ vor – geschürt von Berichten über einzelne Korruptionsfälle sowie populistischen Politikern. „Seit Melinda und ich die Stiftung vor 13 Jahren gegründet haben, hatten wir das Glück, die Auswirkungen der Programme, die von der Stiftung und den Spenderregierungen finanziert werden, zu beobachten“, schreibt er weiter. „Im Laufe der Zeit sehen wir, dass Menschen länger leben, gesünder werden und der Armut entkommen.“ Sorgen bereite ihm jedoch, wenn er das Vorurteil von der nicht funktionierenden Entwicklungshilfe höre: „Damit können führende Politiker Ausreden finden, die Entwicklungshilfe zu reduzieren. Das würde bedeuten, dass weniger Leben gerettet werden und es länger dauert, bis einige Länder unabhängig sind.“

Am dritten Mythos – „Menschenleben retten führt zur Überbevölkerung“ – arbeitet sich Melinda Gates ab. Solche Kommentare bekämen sie ständig im Blog der Gates Foundation, auf der Facebook-Seite und auf Twitter zu lesen. Die Angst vor der Größe der Weltbevölkerung aber könne dazu führen, dass man sich nicht mehr länger um die Menschen kümmert.

Sie verweist auf den scheinbaren Widerspruch, dass die Länder mit den meisten Todesfällen das schnellste Bevölkerungswachstum aufweisen, weil die Frauen in diesen Ländern auch die meisten Geburten aufweisen. Wenn aber mehr Kinder überlebten, entschieden sich Eltern für kleinere Familien. Das Muster der fallenden Todesraten, gefolgt von sinkenden Geburtenraten, treffe auf die meisten Länder zu – ein von Demografen als „demografischer Übergang“ bezeichnetes Phänomen.

„Daher wächst die Weltbevölkerung jedes Jahr langsamer“, erklärt Melinda Gates. Menschenleben retten führe eben nicht zur Überbevölkerung – das genaue Gegenteil trete ein. „Nur solche Gesellschaften, in denen Menschen eine grundlegende medizinische Versorgung, relativen Wohlstand, Gleichberechtigung und Zugang zu Empfängnisverhütungsmitteln haben, können eine nachhaltige Welt schaffen. Wir können eine bessere Zukunft für alle Menschen gestalten, wenn wir allen Menschen genügend Freiraum und Unabhängigkeit geben, eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien zu schaffen.“

Bei der täglichen Zeitungslektüre könne man leicht den Eindruck gewinnen, dass die Welt immer schlechter wird, lautet ein Fazit der Stiftungsgründer. Bill Gates hält nicht für falsch, sich auf schlechte Nachrichten zu konzentrieren, aber man müsse sie auch im Kontext sehen: „Ich habe mich mit Melinda darüber unterhalten, dass letztes Jahr mehr als sechs Millionen Kinder gestorben sind. Aber es motiviert uns, dass es die niedrigste Kindersterblichkeitsrate ist, die jemals verzeichnet wurde. Wir müssen alle daran arbeiten, dass sie weiter sinkt.“

[mit Material von Richard Nieva, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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