Obama nominiert Marine-Kryptologen als neuen NSA-Chef

Präsident Barack Obama hat Marine-Vizeadmiral Michael S. Rogers als neuen Chef des US-Auslandsgeheimdienstes NSA nominiert. Der ausgebildete Kryptologe und Spezialist für Cyberkriegsführung soll zugleich das Cyber Command leiten. Er muss noch vom US-Senat bestätigt werden, bevor er die Ämter übernehmen kann. Der bisherige NSA-Chef, Armeegeneral Keith Alexander, wird sich im März in den Ruhestand verabschieden.

Vizeadmiral Michael S. Rogers
(Bild: US Navy)

Damit würde erneut ein Militär die Führung der NSA übernehmen, nachdem sie durch Enthüllungen über ihre flächendeckenden Späh- und Überwachungsprogramme in die Kritik kam. Wie Alexander soll auch Rogers zugleich das Cyber Command leiten, das Spezialkommando der US-Streitkräfte für digitale Kriegsführung. Schon diese doppelte Führungsrolle, an der Obama entgegen der Empfehlung seiner eigenen Reformkommission festhielt, schloss die Berufung eines Zivilisten aus. Das vor vier Jahren gegründete Cyber Command muss per Gesetz von einem Militäroffizier geleitet werden.

Der 53-jährige Rogers hat bereits eine über 30-jährige Karriere in der Marine hinter sich, die in der herkömmlichen Kriegsführung begann. Aber schon ab 1986 spezialisierte er sich in Kryptographie und ließ sich in elektronischer Kriegsführung ausbilden. Er galt in der Navy als führender Befürworter einer anzustrebenden „Informationsdominanz“. Zuletzt war er Kommandant der Zehnten Flotte und für das Cyberkommando der Navy verantwortlich.

Als sein Stellvertreter ist Rick Ledgett vorgesehen, Leiter einer von Präsident Obama eingesetzten Task Force, die Folgen und Umfang der Enthüllungen von Whistleblower Edward Snowden aufklären soll. Offenbar ist ihm die Aufgabe zugedacht, durch interne Veränderungen künftige Enthüllungen zu vermeiden. Ledgett fiel vor einigen Wochen durch seinen Vorschlag einer Amnestie für Snowden auf – wenn er vollständige Auskunft über die in seinen Besitz gelangten Daten gebe und die noch unveröffentlichten Daten sicherzustellen seien.

In militärischen Geheimdienstkreisen gilt Michael Rogers als verlässlicher Insider. Seine Nominierung ist offenbar kein Signal dafür, dass eine ernsthafte Reform der National Security Agency bevorsteht. Bei seiner angekündigten kleinen Geheimdienstreform versprach Präsident Obama zwar eine Einschränkung der NSA-Überwachung, ignorierte aber weitgehend die Empfehlungen der von ihm selbst eingesetzten Reformkommission und vermied grundsätzliche Entscheidungen.

Vor seiner Bestätigung wird sich Vizeadmiral Rogers daher kritischen Fragen im US-Senat stellen müssen. „Mike fliegt jetzt direkt in das Hornissennest mit all den Sachen, die der Präsident nicht entschieden hat“, zitiert die New York Times einen ranghohen Berater des Präsidenten. „Und es wird ein ganz öffentliches Schauspiel sein.“

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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