Nvidia hat überraschend Treiber-Software bereitgestellt, mit der Linux-Distributionen die Rechenleistung seines neuen Mobilgrafikchips Tegra K1 nutzen kann. Dies veranlasste Linux-Erfinder Linux Torvalds zu einem Kommentar auf Google+: „Diesmal erhebe ich meinen Daumen für Nvidia. Gute Zeiten.“ Vor anderthalb Jahren hatte er dem GPU-Hersteller wegen seines mangelnden Linux-Supports noch den Stinkefinger gezeigt.
Bisher zog es Nvidia vor, proprietäre Binärtreiber für den Zugriff von Betriebssystemen auf seine Grafikchips anzubieten. Nun hat es im Rahmen des Nouveau-Projekts erstmals auch Open-Source-Software bereitgestellt, die andere adaptieren, verändern und debuggen können.
Nvidia-Entwickler Alexandre Courbot erklärte in einem Beitrag zur Kernel-Mailingliste, mit dem er auch mehrere Patches versandte: „Meine Mailadresse dürfte einige von euch überraschen, weshalb ich einige mögliche Fragen vorwegnehmen möchte. Ja, diese Arbeit wird von Nvidia befürwortet. Einige andere haben bedeutende technische Hilfe geleistet und werden ihr Engagement fortsetzen. Ich möchte ebenfalls betonen, dass diese Bemühungen, wenn auch sehr aufregend, nach wie vor experimentell sind. Daher möchte ich sichergehen, dass nicht zu hohe Erwartungen an diese wenigen Patches geknüpft werden.“
Generell erleichtert ein Open-Source-Treiber es Open-Source-Entwicklern, neue und bestehende Hardware zu unterstützen. Proprietäre Treiber sind im Gegensatz dazu schwerer zu integrieren, auf dem neuesten Stand zu halten und zu debuggen. Und dieses Problem ist inzwischen auch für Mainstream-Nutzer von Bedeutung: auch wenn Linux auf Desktop-Computern nie große Verbreitung erlangt hat, bildet es doch die Grundlage für Googles Mobilbetriebssystem Android, das auf Millionen Geräten zum Einsatz kommt.
Torvalds, der als Linux-Erfinder nie mit scharfer Kritik spart, tadelte Nvidia in einem Vortrag an der Aalto-Universität in Helsinkis Nachbarstadt Espoo im Juni 2013 für seine abwartende Haltung gegenüber Linux. Er bezeichnete den Grafikchip-Hersteller damals als die „eindeutig schlimmste Firma“, mit der er es je zu tun gehabt hätte. Es sei einer der größten Problemfälle unter den Hardware-Herstellern. Das sei vor allem traurig, weil Nvidia versuche, sehr viele Chips in den Markt für Android-Geräte zu verkaufen. Wie ein Youtube-Video belegt (Minute 49:58), streckte Torvalds daraufhin den rechten Mittelfinger in die Kamera und sagte: „So, Nvidia, fuck you!“
Kurz nach Torvalds Kritik hatte Nvidia deutlich gemacht, dass es nichts an seiner Arbeitsweise ändern werde. „Wir können verstehen, dass einige Leute es vorzögen, wenn wir detaillierte Dokumentationen zu all unseren GPUs bereitstellen oder uns aktiver an der Diskussion zur Entwicklung des Linux-Kernel beteiligen würden. Wir haben uns aber entschieden, Linux auf unseren GPUs zu unterstützen, indem wir Nvidia-eigenen Code und nicht Linux-typische Infrastruktur einsetzen“, teilte das Unternehmen damals mit. Inzwischen hat es seine Haltung aber offensichtlich geändert.
Nvidias Open-Source-Software unterstützt nur die GPU des jüngsten Tegra-Mobilprozessors, wie Courbot betont. Zugleich weist er aber darauf hin, dass „angesichts der Ähnlichkeiten [zu den aktuellen Kepler-GPUs] sicherlich auch der Desktop-GPU-Support indirekt davon profitieren wird“.
Schon in den vergangenen Monaten hat sich das Verhältnis zwischen Nvidia und der Open-Source-Community entspannt. Bis dato stellte das Unternehmen, das im März 2012 der Linux Foundation beigetreten war, jedoch nur einige Dokumentationen zur Verfügung. Der jüngste Beitrag zu Nouveau ist ein wesentlich bedeutender Schritt, den Open-Source-Treiber auf das Leistungsniveau von Nvidias proprietären Geforce-Treibern zu heben.
[mit Material von Stephen Shankland, News.com]
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