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Sony verkauft PC-Geschäft und kündigt Milliardenverlust an

Sony will sein defizitäres PC-Geschäft an den Investmentfonds Japan Industrial Partners (JIP) verkaufen und sich künftig verstärkt auf Smartphones sowie Tablets konzentrieren. Zusammen mit dem geplanten Verkauf kündigte der Elektronikkonzern auch eine Restrukturierung seines TV-Geschäfts und die Streichung von 5000 Arbeitsplätzen an. Zudem korrigierte er seine Jahresprognose deutlich nach unten: Statt 30 Milliarden Yen Gewinn erwartet er nun einen Verlust von 110 Milliarden Yen (1,1 Milliarden Dollar).

Über die laufenden Verkaufsgespräche mit JIP hatte vorab schon die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei berichtet. Sie schätzt den Verkaufspreis auf 40 bis 50 Milliarden Yen (391 bis 489 Millionen Dollar). Sony selbst hat keine konkreten Zahlen genannt. Ihm zufolge wird es nach Klärung der letzten Details bis Ende März eine definitive Übernahmevereinbarung mit JIP schließen.

Es ist vorgesehen, dass das PC-Geschäft inklusive der Marke Vaio und dem Kundendienst an ein von der Investmentgesellschaft neu gegründetes Unternehmen übergeht. Dieses wird sich zunächst auf den japanischen Markt konzentrieren, wo es sowohl Consumer- als auch Business-PCs anbieten will.

Im Zuge der Geschäftsübergabe stellt Sony jegliche Planung, das Design und die Entwicklung von PC-Produkten ein. Herstellung und Vertrieb werden nach dem weltweiten Start des für Frühling vorgesehenen Portfolios ebenfalls nicht fortgeführt. Von den rund 1000 Mitarbeitern der PC-Sparte will JIP laut Sony 250 bis 300 übernehmen. „Sony wird für die übrigen Angestellten ebenfalls nach Möglichkeiten suchen, ob sie in andere Geschäftsbereiche innerhalb der Sony Group wechseln können“, teilte das Unternehmen mit. Für Mitarbeiter, die weder von JIP noch von einer anderen Sony-Sparte übernommen werden, seien ein Vorruhestandsprogramm und Hilfe bei der Arbeitssuche außerhalb der Sony-Gruppe geplant.

Um sein ebenfalls schwächelndes TV-Geschäft wieder auf Kurs zu bringen, wird Sony es voraussichtlich bis Juli 2014 in eine hundertprozentige Tochtergesellschaft auslagern. Diese soll sich dann verstärkt dem High-End-Segment mit 4K- sowie 2K-Modellen widmen und das Portfolio genauer auf die verschiedenen Märkte zuschneiden.

Darüber hinaus weitet Sony sein seit November 2011 laufendes Sparprogramm nochmals aus. Bis Ende März 2015 sollen 5000 zusätzliche Stellen wegfallen, davon 1500 in Japan und 3500 in Übersee. Ziel dieser Maßnahmen sei es, die Gewinnstruktur der TV-Sparte zu verbessern und im Fiskaljahr 2014 in die Gewinnzone zurückzukehren.

Die Umsetzung der Sparmaßnahmen wird Sony allein im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr 2013 rund 70 Milliarden Yen kosten, 20 Milliarden mehr als ursprünglich veranschlagt. Für das kommende Fiskaljahr erwartet es nochmals Ausgaben in gleicher Höhe. Ab dem Geschäftsjahr 2015 rechnet der Konzern dann mit jährlichen Einsparungen von mehr als 100 Milliarden Yen.

Zuletzt hatte Sony mit seinem PC- und TV-Geschäft stetig Geld verloren. Wie andere Hersteller auch leidet es unter der seit Jahren rückläufigen Nachfrage. Die PC-Verkaufszahlen schrumpften Daten des Marktforschungsunternehmens Gartner zufolge 2013 um zehn Prozent auf das Niveau von 2009, was dem bisher größten Rückgang entspricht.

Die Marke Vaio hatte Sony 1996 ins Leben gerufen. Zu Hochzeiten lieferte es knapp 900.000 PCs und Notebooks pro Jahr aus. 2013 waren es nach Schätzungen von IDC nicht einmal mehr 600.000 Einheiten.

Sony ist nicht der erste japanische Player, der sich aus dem PC-Markt zurückzieht, um sich auf andere Geschäftsfelder (insbesondere Smartphones) zu konzentrieren. NEC, einst Japans führender PC-Hersteller, hat sein PC-Geschäft schon 2011 an Lenovo übergeben. Sogar Lenovo selbst, das mit Hewlett-Packard um die Spitzenposition im weltweiten PC-Markt kämpft, verstärkt sein Engagement im Smartphone-Bereich mit der geplanten Übernahme von Motorola Mobility.

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ZDNet.de Redaktion

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