Hacking-Vorwürfe gegen Huawei in Indien

Behörden in Indien haben den chinesischen Konzern Huawei im Verdacht, sich an einem Hackerangriff gegen den staatlichen Netzbetreiber Bharat Sanchar Nigam beteiligt zu haben. Das ist durch eine offizielle Anfrage eines Parlamentsabgeordneten bekannt geworden, wie internationale Medien melden.

Killi Kruparani, Junior-Minister für Kommunikation und IT, beschied die Anfrage wie folgt: „Es ist ein Vorfall zu einem angeblichen Hack des Netzes von Bharat Sanchar Nigam Ltd (BSNL) durch M/S Huawei … bekannt geworden.“ Die Agentur Reuters hat zusätzlich eine Aussage eines Regierungsmitglieds erhalten, ein Medienbericht habe die Ermittlungen ausgelöst. Darin habe gestanden, Huawei sei in die Basisstationen des Netzbetreibers eingedrungen. Keinen Kommentar gibt es dagegen von BSNL.

Huawei Indien hat eine Erklärung herausgegeben, in der es die Vorwürfe abstreitet. Es halte sich an alle Gesetze und Regularien zum Datenschutz und zur Netzwerksicherheit. Dem Wall Street Journal zufolge ist Huawei in Indien seit über 14 Jahren aktiv und beschäftigt dort 6000 Mitarbeiter. In Bangalore baute es 1999 sein erstes ausländisches Forschungszentrum. Dort arbeiten heute 2500 Menschen für Huawei. Der Konzern unterhält Partnerschaften mit allen großen indischen Telekommunikationsanbietern.

Huawei wird regelmäßig Nähe zur chinesischen Regierung und zum Militär nachgesagt. Ein US-Regierungsausschuss hatte im Oktober 2012 US-Netzbetreibern dringend von einem Kauf von Huawei-Hardware abgeraten, um nicht Spionage zu ermöglichen oder zumindest zu vereinfachen. Daher haben bisher nur kleinere Provider wie Leap und Clearwire vereinzelt Geräte von Huawei angekauft. Weltweit zählen allerdings mit Vodafone, Bell Canada und Telekom Malaysia auch große Netzbetreiber zu seinen Kunden.

Eine Untersuchung der Anschuldigungen blieb in den USA allerdings ohne konkretes Ergebnis. Einen interessanten Kommentar steuerte damals der deutsche Sicherheitsforscher Felix Lindner bei: Ihm zufolge sind Huawei-Router so voll von Fehlern, dass es für Spionage gar keine Hintertür braucht. Das konnte er durch Hacks auch belegen. Der chinesische Konzern griff diese Vorlage allerdings clever auf und bat Lindner um Mitarbeit an der Sicherheit seiner Produkte.

In Indien gab es 2010 schon einmal Vorwürfe gegen Huawei. Mehrere Monate lang durften indische Netzbetreiber keine chinesische Hardware ankaufen. Es hieß, sie enthalte Technik, um Regierungskommunikation auszuspionieren. Huawei protestierte und willigte in strengere Kontrollen ein, was letztlich zu einer Aufhebung der Regelung führte.

In Deutschland arbeiten Mobilfunprovider ebenfasll mit Hardware des chinesischen Ausrüsters. Erst kürzlich haben Vodafone und O2-Telefonica ein LTE-Netz mit bis zu 225 MBit/s mit Huawei-Hardware demonstriert.

[mit Material von Michael Moore, News.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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