Bericht: Edward Snowden entwendete NSA-Dokumente mithilfe eines Webcrawlers

Der Whistleblower Edward Snowden hat angeblich einen gewöhnlichen „Webcrawler“ benutzt, um die von ihm entwendeten geheimen NSA-Unterlagen zu sammeln. Das geht aus einem Bericht von nicht näher genannten Geheimdienstvertretern hervor, der der New York Times vorliegt und die Effizienz der internen Sicherheitssysteme der National Security Agency infrage stellt.

Welche Software zum Einsatz gekommen ist, geht nicht aus dem Bericht hervor. Sie soll aber Googlebot ähneln, dem Programm, das der Internetkonzern verwendet, um neue Websites zu seinem Suchindex hinzuzufügen. Auch Chelsea Manning nutzte einen Crawler namens „Wget„, um die vor Jahren auf Wikileaks veröffentlichten geheimen Unterlagen zu beschaffen.

Ein Crawler kann mit verschiedenen Suchbegriffen programmiert werden. Auf der Suche nach relevanten Dokumenten arbeitet er Website für Website ab und ist auch in der Lage, Links zu folgen.

Schon 2010 hatte der republikanische Senator Mark Kirk anlässlich der Wikileaks-Affäre gefragt, wie es möglich war, dass Manning unbemerkt 500.000 Nachrichten herunterladen konnte. Ähnliche Fragen stehen laut New York Times nun auch zu den Systemen der NSA im Raum. Das gelte vor allem, da der Geheimdienst die USA vor Cyberangriffen aus dem Ausland schützen solle, das über ausgefeiltere Methoden verfüge als Edward Snowden.

2010 hatte die US-Regierung als Reaktion auf den Manning-Vorfall eine neue Software eingeführt, die solche Leaks verhindern sollte. In der Einrichtung in Hawaii, in der Snowden gearbeitet hat, war die Software allerdings noch nicht installiert. Geheimdienstvertreter sagten der New York Times, dass Snowden die Dokumente nicht hätte entwenden können, wenn er im NSA-Hauptquartier in Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland gearbeitet hätte. Unklar ist, ob Snowden durch einen Zufall oder auf eigene Initiative hin auf Hawaii eingesetzt wurde.

„Es ist ironisch, dass offizielle Vertreter als geheim eingestufte Unterlagen an Journalisten weitergeben, mit dem Ziel, mich zu diskreditieren, weil ich als geheim eingestufte Unterlagen an Journalisten weitergegeben habe“, zitiert die New York Times aus einer Stellungnahme Snowdens. „Der Unterschied ist: Ich wollte die Öffentlichkeit über das Vorgehen der Regierung informieren, und sie wollen falsche Informationen über mich streuen.“

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

Tipp: Wissen Sie alles über Edward Snowden und die NSA? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

CopyRhadamantys greift weltweit Unternehmen an

Ausgeklügelte Phishing-Kampagne verwendet eine weiterentwickelte Version der Rhadamanthys-Stealer-Malware.

1 Stunde ago

Facebook Marketplace: EU verhängt Geldbuße von fast 800 Millionen Euro gegen Meta

Die EU-Kommission kritisiert die Verknüpfung von Facebook und dem hauseigenen Online-Kleinanzeigendienst. Sie sieht darin einen…

4 Stunden ago

Umfrage: Angestellte in Deutschland unterschätzen NIS-2-Richtlinie

Fast zwei Drittel halten jedoch eine Umsetzung aller Vorgaben von NIS 2 bis Jahresende für…

14 Stunden ago

Kostenloser Dekryptor für ShrinkLocker

Mit dem Dekryptor von Bitdefender können Opfer von Attacken mit der Shrinklocker-Ransomware Dateien wiederherstellen.

1 Tag ago

Malwarebytes warnt vor Betrugsmaschen beim Weihnachtseinkauf

In der Vorweihnachtszeit ist vor allem Malvertising auf dem Vormarsch. Cyberkriminelle locken Nutzer über schädliche…

1 Tag ago

Bedrohungsindex: Deutliche Zunahme von Infostealern im Oktober

Dazu trägt unter der Infostealer Lumma-Stealer bei. Hierzulande dominiert der Infostealer Formbook die Malware-Landschaft.

2 Tagen ago