Microsofts Suchmaschine Bing zensiert chinesischsprachige Suchergebnisse auch, wenn US-Anwender sie abrufen. Das berichtet der Guardian, der Experimente mit Themen wie Dalai Lama, Falun Gong und Tiananmen (Platz des himmlischen Friedens) durchgeführt hat. Es könnte sich allerdings um einen temporären Fehler gehandelt haben.
Dass Microsoft seine Suchergebnisse bei Zugriffen von China aus reduziert, ist bekannt. Gestern wurden auch in den USA laut Guardian vor allem Ergebnisse des staatlichen TV-Senders CCTV und der streng zensierten Wiki-Lexikon-Site Baike von Baidu angezeigt. Suchte man dagegen auf Englisch, erschienen etwa Links auf die Website des Dalai Lama und auf Wikipedia.
Ein Versuch von News.com, den Test des Guardian zu reproduzieren, scheiterte. Allerdings wurde der Begriff „Dalai Lama“ offenbar in lateinischen Buchstaben eingegeben, auch wenn nur auf chinesischsprachigen Seiten gesucht wurde. Eine Suche bei Bing.com nach „达赖喇嘛“ (was laut Guardian – und laut Google-Suche – Dalai Lama heißt) führt derzeit von Deutschland aus vor allem zu Ergebnissen von Baike und CCTV. Auf der zweiten Seite findet sich allerdings das offizielle Twitter-Konto des Dalai Lama. Von Microsoft liegt noch kein Kommentar vor.
Ausländische Internet-Firmen, die in China operieren wollen, sind der Zensur unterworfen. Google hat sich daher 2010 mit der Suche aus der Volksrepublik zurückgezogen, um sein chinesischsprachiges Angebot von Hongkong auszuliefern. Im Ausland gehostete Sites blockiert für chinesische Nutzer in vielen Fällen die Große Firewall – darunter Facebook, Google+ und Twitter.
Microsoft wird im Westen seit Jahren für seine Willfährigkeit gegenüber den chinesischen Behörden kritisiert. 2006 musste das Unternehmen etwa zugeben, den Blog eines regimekritischen chinesischen Journalisten auf MSN Spaces gelöscht zu haben. Vergangenes Jahr wurde außerdem bekannt, dass Microsofts Chatdienst Skype die Kommunikation chinesischer Nutzer auf Verwendung eines von 1100 Stichwörtern überwacht, die von Tiananmen bis Ferrari reichen.
Update 13 Uhr: Microsoft hat nach einer Prüfung der Anschuldigungen eine Erklärung abgegeben. Demnach handelte es sich um einen „Fehler in unserem System“. Die in China nötigen Suchbeschränkungen würden grundsätzlich nicht auf andere Länder angewendet. Suchdirektor Stefan Weitz erklärte zudem, die Site FreeWeibo.com, die anonyme Suche in chinesischen Sozialen Netzen ermögliche, habe Microsoft eine gewisse Zeit als bedenklich „wegen minderwertiger Inhalte oder Pornografie“ eingestuft. Nach einer erneuten Prüfung sei sie nun wieder in den Suchergebnissen weltweit zu finden.
[mit Material von Dara Kerr, News.com]
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