Die Vorsitzende der Mozilla Foundation Mitchell Baker hat in einem Blogbeitrag die Entscheidung gerechtfertigt, Werbung auf der Seite „Neuer Tab“ des Browsers Firefox einzubauen. Ihrem Erklärungsversuch zufolge handelt es sich um eine Personalisierung, wie sie Internetnutzer heutzutage erwarten. Mozilla glaube, ihnen in dieser Form etwas Nützliches präsentieren zu können.
Baker erklärte, frühere Versuche mit Werbung in Firefox – etwa „Funktionen, Bookmarks, Tabs und andere störende Elemente“ – hätten zu starken negativen Reaktionen der Nutzer geführt. „Diese Reaktion ist im Lauf der Zeit synonym mit anderen, längst nicht so hilfreichen Ansätzen geworden.“ Die strenge Neutralität von Firefox habe „Sinn ergeben, als das Netz noch jung war. Aber heute wünschen und erwarten viele Leute, dass ihre Software Dinge für sie erledigt, zur Kenntnis nimmt, was sie bisher getan haben, und damit etwas Nützliches anstellt.“
Nach Bakers Darstellung denkt Mozilla immer erst an den User – und anschließend an Einnahmequellen. „Wenn wir Ideen haben, wie Inhalte für die Leute nützlich sein könnten, schauen wir uns an, ob es eine Umsatzmöglichkeit gibt – und ob das nur stört oder auch nützlich ist. Anzeigen in der Suche etwa erweisen sich als nützlich. Die Idee der Kacheln auf der ‚Neuer Tab‘-Seite ist es, neun davon zu haben, wovon vielleicht zwei oder drei gesponsert wären – also Werbung.“
Die Frage, ob Mozilla Werbung in Firefox plane, sei also eindeutig mit Ja zu beantworten. Allerdings werde es sich nicht um gewöhnliche Werbung handeln und auch kein Tracking geben.
„So ziemlich jedesmal, wenn wir bei Mozilla über Umsatz sprechen, werden die Leute argwöhnisch. Das hat seinen Wert, weil wir so an unsere Pflichten hinsichtlich der Nutzungserfahrung erinnert werden und daran, dass wir dem Anwender einen Wert liefern müssen. Es gibt aber auch Nachteile. Ich werde mit den Unterstützern in den nächsten Tagen noch detaillierter darüber sprechen.“
Erste Nachfragen und Kommentare behandelt Baker bereits im Kommentarbereich des Beitrags. So gibt sie einem Anwender recht, der die Kommunikation kritisiert: „Details sind wichtig, und es wäre uns besser ergangen, wenn wir unsere Schritte anders arrangiert und zuerst die Details erwähnt hätten.“
Die Notwendigkeit, mehr Umsatz zu erzielen, rechtfertigt sie mit hohen Kosten. „Der Aufbau eines ganzen mobilen Ökosystems ist extrem teuer. Dienste anbieten ist teuer. Wenn wir das aber nicht tun, können wir den Nutzern nicht die nötigen Werkzeuge fürs moderne Leben bereitstellen.“
90 Prozent von Mozillas Umsätzen stammen aus seinem Suchvertrag mit Google. Spenden machen ein Prozent aus. „Andere Modelle könnten auch funktionieren“, schreibt Baker. „Zu bedenken ist: Wenn wir Freemium-Dienste anbieten, wollen wir den Leuten das mitteilen, und auch das könnte wie Werbung aussehen. Es sind viele Details relevant, wenn man solche Ansätze erfolgreich einsetzen will.“
Dass Werbung in Mozillas Umgebung ein „rutschiger Abhang“ sei, wisse man. Schließlich sei schon Netscape auf diese Weise schwer beschädigt worden – ein Fehler, den man nicht wiederholen wolle.
[mit Material von Steven J. Vaughan-Nichols, ZDNet.com]
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