Führungskräfte von Hewlett-Packard kannten offenbar schon direkt nach der Übernahme von Autonomy einige der Geschäftspraktiken, die im Mittelpunkt des Streits um die Buchhaltung des britischen Unternehmens stehen. Das berichtet die Financial Times, der nach eigenen Angaben ein Prüfbericht, Buchhaltungsunterlagen, interne E-Mails und Aussagen von mehreren mit der Sache vertrauten Personen vorliegen. Bisher hatte der Computerhersteller stets behauptet, er habe erst im Mai 2012 durch einen Whistleblower von den Unregelmäßigkeiten erfahren.
Im November 2012, rund ein Jahr nach der Übernahme von Autonomy für 11,2 Milliarden Dollar, hatte HP 5 Milliarden Dollar auf den Wert des britischen Unternehmens abgeschrieben. „Der Großteil dieser Wertminderung steht in Zusammenhang mit ernsthaften Verstößen gegen Buchhaltungsprinzipien, versäumten Offenlegungen und schlicht falschen Darstellungen bei Autonomy Corporation plc, die vor HPs Übernahme von Autonomy liegen, und mit ihren Auswirkungen auf die erwartete langfristige finanzielle Entwicklung von Autonomy“, teilte HP zu dem Zeitpunkt mit.
Unter anderem soll Autonomy laut HP seine Umsätze falsch ausgewiesen haben. Es habe Software im Paket mit Hardware zu Verlustpreisen verkauft und sie später als Umsatz mit dem Programm „Idol“ ausgewiesen. Außerdem wurden angeblich mit Wiederverkäufern abgeschlossene Lizenzverträge als von Endanwendern kommende Umsätze verbucht.
Laut Financial Times tauchen jedoch schon unmittelbar nach der Übernahme von Autonomy und damit auch vor Mai 2012 die Namen mehrerer leitender Manager, darunter auch HP-CEO Meg Whitman, in E-Mails auf, die sich mit Autonomys Buchhaltung beschäftigten. Einige der in Frage stehenden Geschäfte sollen zudem in den Berichten von Buchprüfern zu finden sein, die dem HP-Management unmittelbar nach der Akquisition zur Verfügung standen.
„Meg Whitman muss ihren Aktionären nun die Frage beantworten, was sie wusste, wann sie es wusste und wie sie und ihre Kollegen solche faktisch falschen Aussagen machen konnten, die sie so leicht in den Prüfberichten hätten kontrollieren können“, kommentierte Mike Lynch, Gründer von Autonomy, den Bericht der Financial Times. Er hatte die Anschuldigungen schon im November 2012 zurückgewiesen und HP vorgeworfen, es nutze Autonomy als Sündenbock für eigene Verfehlungen.
HP wiederum erklärte in einer Stellungnahme, es habe zwar eventuell gewusst, dass sich ein Teil der Softwareumsätze von Autonomy auf Hardwareverkäufe bezogen, von den Unregelmäßigkeiten, falschen Bewertungen und versäumten Offenlegungen habe es aber erst später durch einen leitenden Autonomy-Manager und die eigenen Ermittlungen erfahren.
Derzeit untersuchen auch das britische Serious Fraud Office sowie das US-Justizministerium die von HP gegen Autonomy erhobenen Vorwürfe. Darüber hinaus haben mehrere HP-Aktionäre gegen den Computerhersteller geklagt, weil er mögliche Hinweise auf die Probleme bei Autonomy ignoriert haben soll.
[mit Material von Matthew Broersma, TechWeekEurope]
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