Einige Mitglieder des Microsoft-Aufsichtsrats, darunter auch Chairman Bill Gates, waren anfänglich angeblich gegen die Übernahme von Nokia. Das berichtet Bloomberg unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, die Kenntnis von Treffen des Board of Directors haben wollen. Demnach soll der damalige CEO Steve Ballmer sogar erklärt haben, er könne den Posten nicht länger bekleiden, falls er seine Vorstellungen nicht umsetzen könne.
Dem Bericht zufolge hatte auch der derzeitige CEO Satya Nadella die Akquisition des finnischen Handyherstellers bei einer Probeabstimmung zuerst abgelehnt. Er habe aber später seine Meinung geändert.
„Der Aufsichtsrat wies das erste Nokia-Geschäft als zu teuer und komplex zurück“, schreibt Bloomberg. Die Ablehnung habe sich nicht nur auf die Handysparte, sondern auch auf den Kartendienst Here bezogen.
Ballmer habe später dann doch den größten Teil seiner Forderungen durchsetzen können, heißt es weiter in dem Bericht. Möglicherweise hätten Nokias Pläne für ein Android-Smartphone sogar den Abschluss des Geschäfts begünstigt. Die Meinungsverschiedenheiten mit Steve Ballmer hätten aber trotzdem zur Entscheidung des Aufsichtsrats beigetragen, ihn aufzufordern, seinen CEO-Posten früher abzugeben als von ihm geplant.
Im vergangenen November hatte Ballmer in einem Interview mit der ZDNet-Bloggerin Mary Jo Foley gesagt, er stehe hinter der Entscheidung, ins Hardwaregeschäft einzusteigen. Eine Veränderung der Dynamik innerhalb der Branche bedeute auch eine Änderung der Strategie.
„Eigentlich könnte man sagen, dass wir wahrscheinlich schon seit den Zeiten von Windows 95 im Gerätegeschäft tätig sind – vielleicht ein virtuelles Gerät statt eines physischen Geräts. Es gibt aber keinen Zweifel daran, dass Windows eine Geräteklasse definiert hat“, sagte Ballmer. In neuen Geräteklassen wie Smartphones oder Tablets sei es aber schwer, nur durch OEMs Einfluss zu erhalten. Deswegen entwickle Microsoft heute mehr Hardware als früher. Microsoft versuche aber weiterhin, seine Kreativität in erster Linie durch das Schreiben von Software auszudrücken, die Menschen helfe, produktiv zu sein, zu kommunizieren und Spaß zu haben.
Der Streit um die künftige Ausrichtung von Microsoft ist möglicherweise noch nicht zu Ende. Mason Morfit von ValueAct Capital, der im Lauf dieses Monats einen Sitz im Aufsichtsrat erhält, gilt als Verfechter einer auf Enterprise und Software ausgerichteten Strategie und ist kein Befürworter von Xbox, Surface und Windows Phone.
Nadella wiederum hat sich, genauso wie das neue Aufsichtsratsmitglied Steve Ballmer und der neue Chairman John W. Thompson, für die „One Microsoft“-Strategie ausgesprochen. Sie sieht vor, dass das Unternehmen Geschäftskunden und Verbraucher bedient, um konkurrenzfähig zu bleiben.
[mit Material von Mary Jo Foley, ZDNet.com]
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