Neelie Kroes: Technik ist zu wichtig, um sie den Männern zu überlassen

EU-Kommissarin Neelie Kroes hat im Vorfeld des heutigen Internationalen Frauentags (8. März) festgehalten, dass sich Frauen stärker denn je für Technik interessieren – auch wenn Männer immer noch dominieren. „Technik ist zu wichtig, um sie allein den Männern zu überlassen“, sagte die EU-Kommissarin für die Digitale Agenda bei einer Veranstaltung. „Jede Woche treffe ich mehr inspirierende Frauen in der Technik als zuvor.“

Neelie Kroes (Bild: ictladies.com)

Allerdings formulierte Kroes auch den Wunsch, die Frauenquote möge noch steigen. „ITK ist nicht mehr nur für ein paar Geeks – das ist cool, und das ist die Zukunft! Nur 9 Prozent aller App-Entwickler sind Frauen? Das kann doch nicht sein. Probieren Sie das Programmieren mal aus, finden Sie heraus, wie viel Spaß das machen kann!“

Kroes bewarb mit diesen Worten die Initiative Every Girl Digital, die Mädchen und Frauen ein Studium der Informatik und eine Karriere in der ITK schmackhaft machen soll. Parallel wurde eine Website namens ictladies.com gestartet, deren Frontfrau wiederum Kroes ist, die sich schon in den Sechzigerjahren in der Frauenorganisation der niederländischen Partei VVD engagierte.

Auf ictladies.com hat Kroes ihre Einstellung zudem in einem Blogbeitrag vom 4. März formuliert. Sie fordert Frauen in der Technik darin auf, anderen ein Vorbild zu sein und ein Video zu der Website beizutragen. Rollenvorbilder seien eines der wichtigsten Elemente, um den Unterschied zwischen den Geschlechtern in vielen Sparten auszugleichen.

Kroes bezog sich in Blog und Rede auch auf Zahlen aus einer Studie zur Digitalen Agenda vom Oktober letzten Jahres. Würden Frauen ebenso oft wie Männer digitale Berufe ausüben, so könnte der Studie zufolge das europäische Bruttoinlandsprodukt um etwa 9 Milliarden Euro jährlich wachsen. Firmen, die Frauen stärker in das Management einbeziehen, erzielen eine um 35 Prozent höhere Eigenkapitalrendite und eine um 34 Prozent höhere Gesamtperformance als vergleichbare Organisationen.

Außerdem war der Studie zu entnehmen, dass Frauen im ITK-Sektor beinahe 9 Prozent mehr verdienen als in anderen Wirtschaftszweigen, ihre Arbeitszeit flexibler gestalten können und weniger häufig arbeitslos werden.

Von den 100 mächtigsten Frauen, die das Magazin Forbes 2013 als Liste zusammengestellt hat, arbeiten 15 in der ITK. Darunter ist mit IBM-CEO Virginia Rometty die laut Fortune „mächtigste Frau der Wirtschaft„. Forbes gesteht allerdings anderen IT-Frauen, etwa Facebook-COO Sheryl Sandberg oder auch Meg Whitman von HP, weniger Macht zu als beispielsweise der Musikerin Lady Gaga.

An der ITK-Basis sieht es ohnehin anders aus, wie die Statistik der Informatikstudenten in Deutschland belegt. Der Frauenanteil liegt dort seit Jahren unverändert zwischen 21 und 22 Prozent.

Mehr weibliche Autoren und eine positivere Streitkultur wünscht sich nebenbei die Online-Enzyklopädie Wikipedia, die seit Jahren mit einer sinkenden Autorenzahl und nachlassender Qualität zu kämpfen hat. Ein Grund dafür ist die Angst vor persönlichen Anfeindungen und daraus resultierendem Frust. Ein höherer Frauenanteil könnte die Diskussionskultur – und damit die Grundstimmung – möglicherweise zum Positiven verändern.

[mit Material von Michael Moore, TechWeekEurope.co.uk]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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