EU-Kommissarin Neelie Kroes hat in einer Rede zur Eröffnung der CeBIT in Hannover die Bedeutung der Datensicherheit für Bürger und Wirtschaft betont. Der Bereich der Internet-Sicherheit könne einen Wettbewerbsvorteil darstellen, weswegen Europa künftig seine Ambitionen dort deutlich verstärken werde, sagte sie.
Die Kommissarin für Digitale Agenda nutzte die Gelegenheit, um auf eine schnelle Umsetzung der Richtlinie zur Netzwerk- und Informationssicherheit zu drängen. Zu den Rednern der Eröffnungsveranstaltung gehörten auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Premierminister David Cameron, der sein Augenmerk auf deutsch-britische Forschungsgemeinschaften richtete.
„Die EU ist Anfang 2013 mit einer Strategie für Cybersicherheit und der Richtlinie zu Netzwerk- und Informationssicherheit auch gesetzgeberisch tätig geworden. Ein freiwilliger Ansatz ist nicht mehr genug“, sagte Kroes. Sie erhoffe sich noch in diesem Jahr eine Einigung zwischen den Regierungen und EU-Parlament zur Richtlinie. Kroes forderte alle Bürger und Unternehmen auf, den Weckruf der NSA-Affäre wahrzunehmen und sich zu schützen, um das Vertrauen aufzubauen, das die europäische Wirtschaft brauche.
Über 60 Prozent der Deutschen sagen, dass ihre Bedenken gegenüber US-Providern seit Bekanntwerden der von Edward Snowden verfügbar gemachten Unterlagen größer geworden sind. Skeptisch sind nach den Enthüllungen Privatpersonen ebenso wie Firmen – nicht nur in Deutschland. Selbst das Auslandsgeschäft von US-Hardwareanbietern wie Cisco leidet.
Schon im August 2013 sprach die gemeinnützige Information Technology and Innovation Foundation in einem Bericht von etwa 35 Milliarden Dollar, die der US-Wirtschaft in den nächsten drei Jahren verloren gehen. Sie kommentierte auch, durch den öffentlichen Skandal und die darauf folgende Skepsis in Firmen könnte es Wettbewerbern vor allem aus Europa gelingen, mit ihren Cloudangeboten aufzuschließen. Und das Wall Street Journal berichtete im September letzten Jahres unter Berufung auf zwei Studien, dass US-Dienstleister – vor allem Cloud-Anbieter – mit Einbrüchen in Höhe von 180 Milliarden US-Dollar in den nächsten Jahren zu rechnen hätten.
Allerdings beeinträchtigt die Skepsis nach den NSA-Veröffentlichungen die Cloud-Branche insgesamt, und keineswegs nur US-Firmen, wie die Umfrage „Cloud Monitor 2014“ von Bitkom Research unter 403 Unternehmen ergab. Demnach haben 13 Prozent der Unternehmen konkret geplante Cloud-Projekte zurückgestellt und 11 Prozent sogar bestehende Cloud-Lösungen aufgegeben.
Eine ausführliche Darstellung der Situation in Europa und insbesondere in Deutschland findet sich im ZDNet-Artikel „Der Snowden-Effekt„. Sein Fazit: Viele Unternehmen verstehen den Standortvorteil, sie könnten ihn aber stärker ausspielen. Dazu müssten sie jedoch zunächst noch mehr Kunden vom Wert ihrer Privatsphäre überzeugen.
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