Tim Berners-Lee spricht sich für brasilianische Internet-Verfassung aus

WWW-Erfinder Sir Tim Berners-Lee hat sich für Brasiliens geplantes Gesetz Marco Civil da Internet ausgesprochen, das auch als Internet-Verfassung bezeichnet wird. Er sagte: „Wenn Marco Civil ohne weitere Verzögerungen oder Veränderungen verabschiedet würde, wäre das das bestmögliche Geburtstagsgeschenk für die Brasilianer und alle Web-Nutzer weltweit.“

Tim Berners-Lee auf dem Weltwirtschaftsgipfel 2013 (Bild: News.com)

Berners-Lee bezog sich mit „Geburtstagsgeschenk“ natürlich auf den 25. Geburtstag des World Wide Web. Über das brasilianische Gesetz, das er in einer früheren Form noch kritisiert hatte, wird voraussichtlich diese Woche abgestimmt werden.

„Ich hoffe, dass Brasilien, indem es dieses Gesetz verabschiedet, seinen stolzen Ruf als führende Nation bei Demokratie und sozialem Fortschritt ausbauen wird und dass es eine neue Ära einläuten hilft – eine, in der Bürgerrechte in jedem Land durch digitale Grundrechte garantiert werden“, ergänzte Berners-Lee. Er lobte auch die Entstehung unter Einbezug der Internet-Nutzer als „bahnbrechenden, alle einschließenden und partizipatorischen Prozess“. Das Resultat seien Regeln, die „die Rechte und Verantwortlichkeiten von Einzelpersonen, Regierungen und Firmen, die das Internet nutzen, ausbalancieren“.

Einschränkend heißt es dann: „Natürlich gibt es zu einigen Bereichen noch Diskussionen, aber letztlich gibt der Entwurf das Internet wieder, wie es sein sollte: als offenes, neutrales und dezentrales Netz, in dem die Nutzer Kollaboration und Innovation vorantreiben. Lobenswerterweise zählen zu seinen Grundlagen die Garantie der Menschenrechte, der Bürgerrechte und der Schutz der Diversität sowie der sozialen Anlage des Web.“

Im Februar hatte Berners-Lee das Marco Civil da Internet noch dafür kritisiert, dass es die Speicherung von Daten brasilianischer Nutzer in brasilianischen Rechenzentren vorschrieb. Er sagte: „Was ich nicht will, ist ein Web, in dem die brasilianische Regierung die Daten jedes Sozialen Netzes in Servern auf brasilianischem Boden speichern lässt. Das würde es so schwierig machen, eines einzurichten.“

Gerade diesen auch von globalen Konzernen wie Facebook und Google kritisierten Passus hat die brasilianische Regierung letzte Woche gestrichen. Sie kam damit aber nicht etwa dem Web-Erfinder entgegen, sondern der nationalen Opposition, um einen durchsetzbaren Kompromiss zu finden.

[mit Material von Angelica Mari, ZDNet.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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