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WLAN mit Gigabit-Speed: Linksys Router EA6900 im Test

Wer einen schnellen Internet-Anschluss besitzt, ärgert sich oft darüber, dass das heimische WLAN diese Geschwindigkeit gar nicht schafft. Mit 802.11n im 2,4-GHz-Band sind unter realen Bedingungen meist nicht mehr als 25 bis 35 MBit/s zu erzielen, obwohl bis zu 600 MBit/s möglich sind. Abhilfe soll der WLAN-Standard 802.11ac schaffen. Linksys bietet mit dem EA6900 ein preisgünstiges Gerät, das diesen Standard beherrscht und gleichzeitig im 2.4- und 5-GHz-Band funkt.

Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 229 Euro. In Preissuchmaschinen wird der Router teilweise unter 160 Euro gelistet. Allerdings besitzt das Linksys-Gerät weder Telefonie- noch Modem-Funktionen. Für die Nutzung benötigt man in der Regel ein DSL- oder Kabelmodem oder einen weiteren Router, der als Nur-Modem (DSL oder Kabel) konfiguriert werden kann.

Die fehlenden Telefoniefunktionen machen das Gerät vor allem für die Nutzer interessant, die auf Festnetztelefonie verzichten und nur ein Handy besitzen. Günstige Allnet-Flatrates lassen das immer lukrativer werden.

Wer Wert auf edles Design legt, dem wird der EA6900 gefallen. Es gibt keinen Grund, den Router in einem Schrank zu verstecken, was nämlich die WLAN-Leistung reduzieren würde. Auch nachdem Linksys vor etwa einem Jahr durch Belkin übernommen wurde, wird großen Wert auf die Optik gelegt.

Die Hardwareausstattung kann sich lassen. Angetrieben wird das Gerät von einem Dual-Core-ARM auf Cortex-A9-Basis, der mit 800 MHz getaktet ist. Für einen Router ist das überdurchschnittlich gut. Der EA6900 hat fünf Gigabit-Ethernet-Ports, von denen einer die Verbindung zum Modem herstellt. Er ist deutlich sichtbar gelb gekennzeichnet und mit „Internet“ beschriftet. Die Ports können nicht künstlich auf 100 oder 10 MBit/s reduziert werden, was eine Menge Energie spart und sinnvoll ist, wenn der Internetanschluss nicht mehr als 50 MBit/s bietet. Darüber hinaus verfügt der Router über einen USB-2.0- und einen USB-3.0-Port, um Speichermedien, etwa einen USB-Stick oder eine externe Festplatte, oder bis zu zwei Drucker anzuschließen. Ärgerlich ist allerdings, dass man für die Druckernutzung erst eine Client-Software für Windows oder OS X herunterladen muss.

Die Einrichtung der Internetverbindung erfolgt automatisch. (Bild: ZDNet.de)

Automatische Installation problemlos

ZDNet testet den EA6900 an einem Euro-Docsis-3.0-Anschluss von Kabel Deutschland mit 100 MBit/s im Downstream und 6 MBit/s im Upstream, der einen DHCP-Client erwartet und keine Zugangsdaten benötigt. Als Kabelmodem dient ein THG571 von Thompson. Das Ergebnis der Erstinstallation ist überzeugend. Mit dem mitgelieferten Ethernetkabel werden EA6900 und Kabelmodem verbunden. Anschließend wird das Netzteil angeschlossen und eingeschaltet.

Das WLAN-Kennwort ist sowohl auf dem Gerät als auch auf dem beiliegenden Quick-Start-Guide aufgedruckt. Alternativ ist der Login mittels WPS-Taste möglich. Nach Starten des Browsers startet ein Wizard, der den vorhandenen Internetanschluss untersucht und nach Möglichkeit völlig automatisch konfiguriert. Das funktioniert ohne Probleme. Sowohl IPv4 als auch IPv6 werden korrekt eingerichtet.

Danach fragt der Wizard nach neuen Kennwörtern für WLAN-Zugang und Webinterface des Routers. Optional wird eine Registrierung für Linksys Smart Wi-Fi angeboten. Damit lässt sich der Router auch von unterwegs mittels HTTPS steuern. Ein vollständiger Dyndns-Dienst ist das jedoch nicht. Danach ist der Router in einer Basis-Konfiguration vollständig eingerichtet. Das Surfvergnügen kann sofort losgehen. Wer möchte, kann einstellen, dass jede Nacht nach neuer Firmware gesucht wird und diese automatisch installiert wird. Hier ist Vorsicht geboten, das automatische Update ist mit einer mehrminütigen Unterbrechung der Internetverbindung verbunden, wenn neue Firmware gefunden wurde.

Linksys EA6900: Softwareupdates holt sich der EA6900 automatisch. (Bild: ZDNet.de)

Die vollautomatische Konfiguration der Interneteinstellungen ist durchaus beeindruckend. Während bei IPv4 wenig Probleme zu erwarten sind, da das Protokoll de facto immer vollständig über DHCP konfiguriert wird, ist bei IPv6 zu bemerken, dass der Router selbstständig erkannt hat, dass er von Kabel Deutschland seine Konfiguration über DHCPv6 und nicht über (Stateless Address Autoconfiguration) SLAAC oder einer Mischform (Adressen über SLAAC, DNS Server über DHCPv6) bekommt.

Die internen Clients erhalten ihre IPv4-Konfiguration über DHCPv4 und ihre IPv6-Adressen per SLAAC. Die DNS-Server können Clients sowohl über die RDNSS-Erweiterung im Router-Discovery-Paket als auch über DHCPv6 abrufen. Negativ fällt allerdings auf, dass Clients 20 bis 30 Sekunden warten müssen, bis Sie eine IPv6-Adresse erhalten. Das bedeutet, dass Endgeräte etwa eine halbe Minute nach dem Booten nur mit einer IPv4-Adresse auskommen müssen. Die IPv6-Adresse wird erst später zugewiesen.

Linksys EA6900: Clients erhalten eine korrekte IPv4- und IPv6-Konfiguration, ohne dass man Einstellungen vornehmen muss. (Bild: ZDNet.de)

WLAN-Performance

Der EA6900 ist ein sogenannter AC1900-Router. Das bedeutet, dass er angeblich 1,9 GBit/s schafft. Allerdings schafft er nominell 1300 MBit/s mit 802.11ac im 5-GHz-Band und nominell 600 GBit/s im 2,4-GHz-Band. Die Praxis sieht ganz anders aus. Von Belkin gab es für den Test seinen schnellsten USB3-Linksys-WLAN-Stick mit der Geschwindigkeitsangabe AC1200. Er schafft 867 MBit/s mit 802.11ac und 300 MBit/s im 2,4-GHz-Band, was von den Herstellern addiert und großzügig auf 1200 aufgerundet wird. Anders als der Router funkt der Client entweder im 2,4- oder im 5-GHz-Band, nicht jedoch in beiden Bändern gleichzeitig. Das Limit liegt also bei 867 MBit/s nominell.

Zum Testen dienen ein Octo-Core-Xeon (2 x X5462) auf 3,2 GHz übertaktet und 16 GByte RAM sowie ein Hexa-Core-Xeon (1 x E5-1650v2) übertaktet auf 4,4 GHz. Beide Rechner besitzen zwei Gigabit-Ethernetadapter und laufen mit Windows 8.1 Update 1. Als Benchmark-Tool wird NTttcp von Microsoft eingesetzt, das nachgewiesenermaßen auch 10-Gigabit-Ethernetzwerke auslasten kann. Bei dem Testszenario ist es ausgeschlossen, dass irgendeine Komponente einen Bottleneck darstellen kann. Der Test findet in einem Gebiet mit Einfamilienhäusern statt, wo aus jedem Haus mindestens ein 2,4-GHz-WLAN funkt. Das 5-GHz-Band erscheint leer. Das hängt aber damit zusammen, dass in diesem Band die Außenwände eines Haus nahezu undurchlässig sind.

Bei der guten Hardwareausstattung (Dual-Core-Cortex-A9 mit 800 MHz) ist es kein Wunder, dass der Router bei der NAT-Routing-Leistung keine Probleme hat, auch schnelle Internetanschlüsse (hier 100/6 MBit-Kabelanschluss) voll auszunutzen. (Bild: ZDNet.de)

In einem ersten Test steht der Router drei Meter vom Hexa-Core entfernt, in dessen USB-3.0-Port der WLAN-Stick im Front-Panel steckt. Es sind keine Hindernisse zwischen Router und Rechner. Der Performancetest ergibt 190,6 MBit/s beim Senden und 208,5 MBit/s beim Empfangen. Das mag im Vergleich zu den theoretisch möglichen 867 MBit/s wenig erscheinen. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist aber deutlich geringer als mit 802.11n im 2,4-GHz-Band, in dem von versprochenen 300 MBit/s meist nur 25 bis 35 MBit/s übrigbleiben. Berücksichtigt man, dass der Test nur die Netto-TCP-Nutzlast misst, bleiben immerhin etwa 27 Prozent der versprochenen Geschwindigkeit.

In weiteren Test wird versucht durch Veränderung der Position und Lage von Router, Antennen und WLAN-Stick bessere Ergebnisse zu erzielen. Das gelingt auch bis 412,6 MBit/s. Dann befinden sich Router und Rechner allerdings an Stellen im Raum, wo man den Rechner zum Arbeiten nicht haben möchte und der Router in der Zimmermitte im Weg steht. In keinem Fall werden signifikant unter 200 MBit/s erreicht. Geschwindigkeiten um die 200 MBit/s lassen sich auch erreichen, wenn der Stick in eine USB-2.0-Buchse gesteckt wird. Das spart ein wenig Energie.

Mit einem AC1200-WLAN-Stick sieht die Verbindung auf den ersten Blick perfekt aus. Die 867 MBit/s sind aber das theoretische Maximum. Mit einigem Aufwand lassen sich bis zu 400 MBit/s erzielen. Stellt man Router und Endgerät an den Orten auf, wie sie ins Zimmer passen und nicht mitten im Raum, kann man mit immerhin noch etwa 200 MBit/s rechnen. (Bild: ZDNet.de)

Im zweiten Test steht der Router in einem anderen Zimmer als der Rechner mit dem WLAN-Stick. Beide Zimmer sind durch einen Flur getrennt. Spätestens dann ist es vorbei mit der 802.11ac-Freude. Um überhaupt mit fest eingestellten 802.11ac-Modus einen Connect zu erzielen müssen beide Türen geöffnet sein. Eine Remote-Desktop-Verbindung zwischen beiden Rechnern hält etwa 15 bis 30 Sekunden bis sie abbricht. Trotzdem gelingt es nach einigen Versuchen einen Benchmark durchzuführen, dessen Testdauer auf 15 Sekunden verkürzt wird. Es werden 4,2 MBit/s beim Senden und 6,6 MBit/s beim Empfang erreicht. Die Werte sind jedoch theoretisch, da TCP-Verbindungen nicht einmal eine Minute halten.

Das heißt nicht, dass sich in dieser Konstellation das 5-GHz-Band nicht nutzen lässt. Verlässt man den erzwungenen 802.11ac-Modus und wechselt auf 802.11n, ist die Verbindung stabil und es werden 10,4 MBit/s (Senden) und 9,1 MBit/s (Empfangen) erzielt. Ähnliche Werte gibt es mit 802.11a. In der Praxis wird man den WLAN-Modus auf „Auto“ einstellen. In diesem Fall wechselt der WLAN-Modus automatisch in die beste Einstellung, bei der die Verbindung stabil bleibt. Dann werden 10,0 MBit/s beim Senden und 7,7 MBit/s beim Empfang gemessen. Geht man in das 2,4-GHz-Band verbessert sich der Sendedurchsatz auf 14,7 MBit/s. Beim Empfang sind es allerdings nur 6,3 MBit/s.

Generell lässt sich festhalten, dass 802.11ac nur dann etwas bringt, wenn Router und Endgerät im selben Raum sind. Eine Zwei-Antennen-Konfiguration mit 80 MHz Bandbreite durchdringt einfach im 5-GHz-Band keine Wände störungsfrei mit 256-QA-Modulation. Spätestens bei zwei Wänden kann man auch einen preiswerten 2,4-GHz-WLAN-Router verwenden. Wer aber innerhalb eines Raumes kein Kabel vom Router zum Rechner oder zum HD-Fernseher verlegen möchte, für den ist ein 802.11ac-Router eine sinnvolle Anschaffung.

Auf der Startseite gibt es neben dem Menü (links) auch konfigurierbare Widgets (rechts). Die Softwareausstattung ist allerdings nur Mittelmaß (Bild: ZDNet.de)

Durchschnittliche Softwarefeatures

Die Softwareausstattung des Linksys EA6900 kommt nicht über den Durchschnitt heraus. Die sogenannte Kinderschutzfunktion erlaubt es, bestimmten Clients nur zu festgelegten Zeiten das Internet zu benutzen, was alleine wenig hilfreich ist. Schließlich gibt es kinder- und jugendgefährdete Inhalte rund um die Uhr. Darüber hinaus lassen sich einzelne Websites blockieren (Blacklisting). Allerdings dürften Eltern kaum in der Lage sein, eine solche Blacklist zu verwalten. Gewartete Black- oder Whitelists zum Download mit automatischem Update werden nicht angeboten.

Gäste können sich über eine gesonderte SSID per WLAN an den EA6900 anmelden. Ein LAN-Zugang zum Gastnetzwerk wird nicht unterstützt. Das Gastnetzwerk ist immer als offenes WLAN realisiert. Eine Kommunikation mit dem restlichen Heimnetz ist unterbunden. Benutzer müssen anschließend im Webbrowser ein Kennwort eingeben, um Internetzugang zu erhalten. Das entspricht in etwa dem Zugang, wie man ihn in öffentlichen WLANs findet, etwa in Hotels oder an Flughäfen.

Hier stellt sich allerdings die Frage, warum das so realisiert ist, wenn als einzige Authentifizierung ein Kennwort verlangt wird. Besser wäre es, dass ein eigenes WLAN-Passwort für das Gastnetzwerk gesetzt würde. Endgeräten, die über keinen Browser verfügen, zum Beispiel TV-Settop-Boxen oder Foto-Kameras mit WLAN, bleibt der Zugang zum Gastnetzwerk nämlich verwehrt. Zudem zieht ein offenes Gast-WLAN neugierige Nachbarn an, die unbemerkt Einbruchversuche unternehmen möchten. Darüber hinaus erhalten Gäste nur IPv4. IPv6 ist im Gastnetzwerk nicht möglich.

Auf die USB-Speichergeräte kann man mit SMB (Windows Netzwerk), FTP und DLNA (UPnP) zugreifen. Neben FAT-formatierten Medien liest der EA6900 auch Sticks und Platten, die mit NTFS oder HFS+ (Mac) formatiert sind. Die Einrichtung von Benutzern und Shares ist etwas umständlich, aber dafür sehr mächtig. Auf jedes Verzeichnis kann ein Share gelegt und Benutzerrechte vergeben werden. Die Shares und Benutzer gelten sowohl für SMB als auch für FTP. Allerdings lassen sich keine Kennwörter mit Sonderzeichen festlegen, auch nicht wenn die Sonderzeichen aus dem ASCII-Zeichensatz stammen.

Man muss kein IT-Security-Spezialist sein, um zu wissen, dass Sonderzeichen in Passwörtern die Sicherheit erhöhen. Belkin sieht das anders und verbietet sichere Kennwörter kurzerhand. (Bild: ZDNet.de)

Das muss als Sicherheitsproblem gewertet werden. Ein sicheres Kennwort enthält immer auch Sonderzeichen. Es ist auch problematisch, wenn man dieselbe Kombination von Benutzernamen und Kennwort auf allen Rechnern und Geräten verwenden möchte, um sich zu ersparen, bei jedem Zugriff die Zugangsdaten neu einzugeben. In diesem Fall muss auf allen Rechnern und Geräten ein Kennwort ohne Sonderzeichen gewählt werden.

Die IPv4-NAT-Portforwarding-Features sind gut. Es lassen sich Ports und Portbereiche weiterleiten. Zudem können für bestimmte Anwendungen Trigger gesetzt, die bedarfsabhängig Portweiterlungen einrichten. Auch ein DMZ-Host kann konfiguriert werden. Ferner lassen sich Priorisierungsregeln einrichten. Man kann sowohl Geräte, Anwendungen als auch bestimmte Spiele priorisieren. Ist die gewünschte Anwendung oder das gewünschte Spiel nicht in der Liste, lässt sich eine eigene Regel erstellen. Bei vielen Spielen ist es jedoch schwierig, die Protokolle und Ports herauszufinden, die das Spiel nutzt, was aber kein Verschulden von Linksys ist.

Die größte Schwachstelle des EA6900 ist die IPv6-Unterstützung. Man kann absolut nichts manuell konfigurieren. Ein /56-Netz, was die meisten Provider anbieten, kann nicht genutzt werden. Da nur /64 unterstützt wird, gibt es im Gast-WLAN auch kein IPv6. (Bild: ZDNet.de)

Schwache IPv6-Unterstützung

Obwohl die IPv6-Konfiguration automatisch und absolut korrekt vorgenommen wurde, muss die IPv6-Unterstützung als bescheiden angesehen werden. Man hat so gut wie keine Möglichkeit, eigene Einstellungen vorzunehmen. Wenn die automatische Konfiguration funktioniert, ist das weniger problematisch. Geht sie aber schief, hat man keine Möglichkeit einzugreifen. Als einzige IPv6-Tunnelzugangslösung wird 6rd angeboten, was vom Internetprovider unterstützt werden muss.

Die meisten Provider, beispielsweise die Deutsche Telekom oder Kabel Deutschland, bieten neben einem /64-Netz bereits bei einem Standardanschluss größere Netze bis zu /56 an. Mit dem EA6900 ist man allerdings nicht in der Lage, das zu nutzen. Der Router fordert immer nur ein /64-Netz an. Die erklärt auch, warum es im Gastnetz kein IPv6 gibt. Dazu wäre es sinnvoll, mindestens ein /63-Netz vom Provider zu beziehen.

IPv6-Nutzer im Heimnetz sind standardmäßig durch eine Firewall geschützt. Das ist notwendig, weil die Firewall-Funktion, wie sie bei IPv4-NAT (NAT44) zwangsläufig vorhanden ist, bei IPv6 nicht automatisch gegeben ist. Will man jedoch einzelne Endgeräte oder Ports für den Zugang von außen öffnen, muss dazu die vollständige IPv6-Adresse des Endgeräts eingegeben werden.

Das ist in der Praxis fast gar nicht nutzbar, da sich der Netzteil der IPv6-Adresse ab und zu ändert. Dann müssen alle IPv6-Firewall-Regeln angepasst werden. Bei nahezu allen Providern ändert sich die IPv6-Adresse anders als bei üblichen IPv4-Zwangstrennung nicht täglich. Sobald aber eine Trennung des Routers vom Anschluss erfolgt, etwa wegen Urlaub, Stromausfall oder Wartungsarbeiten beim Provider, gibt es jedoch eine neue IPv6-Adresse.

In der Praxis behält man eine IPv6-Adresse für etwa drei Monate, wenn man den Router durchgängig betreibt. Wer im Urlaub Strom sparen möchte, muss sich im Klaren darüber sein, dass er nach der Rückkehr erst einmal die Firewall-Regeln neu schreiben muss. Für Nutzer, die aus Anonymisierungsgründen absichtlich öfter die IP-Adresse wechseln möchten, ist der Linksys EA6900 wenig geeignet. Andere Routerhersteller haben dieses Problem längst gelöst, indem nur der Hostteil der IPv6-Adresse eingetragen wird. Dann kann ein IPv6-Adresswechsel die Firewallregeln nicht mehr ungültig machen. Ein IPv6-fähiger Dyndns-Dienst erledigt den Rest.

Die IPv6-Firewall ist gänzlich untauglich. Man muss die vollständige IPv6-Adresse angeben, wenn Ports geöffnet werden sollen. Ändert sich die Adresse des vom Provider zugewiesenen Netzes, müssen alle Firewallregeln angepasst werden. Andere Router, zum Beispiel Fritzbox, verlangen hier nur den Hostteil der Adresse und lösen so das Problem. (Bild: ZDNet.de)

Über IPv6-fähige Dyndns-Dienste muss sich der Nutzer beim EA6900 ohnehin keine Gedanken machen. Der Router unterstützt die beiden Dienste dyn.com (vormals dyndns.org) und tzo.com, das allerdings von dyn.com übernommen wurde und keine Neuanmeldungen mehr zulässt. Obwohl dyn.com IPv6-fähig ist, trägt der Router nur die IPv4-Adresse ein.

Wer eigene DNS-Server eintragen möchte, kann ebenfalls nur IPv4-Einträge machen. Damit haben IPv6-Nutzer faktisch keine Möglichkeit, eigene DNS-Server zu nutzen, da die Clients immer die Standard-IPv6-DNS-Server erhalten. Da im Normalfall IPv6 vor IPv4 priorisiert ist, werden die eigenen DNS-Server ignoriert. Abhilfe schafft nur, am Client zu konfigurieren, dass IPv4 vor IPv6 Vorrang hat. Das gilt dann aber für alle Protokolle und Dienste und nicht nur für DNS.

Alternative OpenSource-Firmware

Insgesamt ist die Software des Routers so mäßig, dass man sich eine alternative Firmware wünscht. Letztendlich handelt es sich genau um die Art von Software, über die man beim Zwangsrouter des Providers schimpft und weshalb die große Koalition sogar per Gesetz den Routerzwang verbieten will.

Zwar konnte ZDNet.de keine gravierenden Probleme wie Cnet.com feststellen, etwa dass der USB-3.0-Port einfach nicht funktioniert und Hitzeprobleme auftreten, dennoch überzeugt die Software nicht.

Als Alternative konnte ZDNet.de nur ein experimentelles Build von DD-WRT finden. OpenWRT wird für den EA6900 nicht unterstützt. Hier scheint der neue Linksys-Eigentümer Belkin allerdings für die Zukunft neue Strategien auszuprobieren: Wenn man Alternativfirmware auf ein Gerät spielen möchte, erhält man normalerweise vom Hersteller bestenfalls den Hinweis, dass man damit die Garantie verliere.

Für den jüngst vorgestellten, aber noch nicht verfügbaren WRT1900AC bietet Belkin die OpenWRT-Firmware als Option in Kooperation OpenWRT gleich mit an. Das scheint angesichts der bescheidenen Qualität der hauseigenen Software ein guter Weg zu sein. Das kommende Modell ist mit stolzen 1200 MHz getaktet und bietet obendrein noch einen eSATA-Port, ist aber in Preissuchmaschinen derzeit mit knapp 280 Euro gelistet. Erfahrungsgemäß reduziert sich jedoch dieser Preis sobald das Gerät tatsächlich verfügbar ist.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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