Bei Amazon in Leipzig hat knapp die Hälfte der Belegschaft die Arbeit niedergelegt, nämlich 500 von 1200. Diese Zahl meldet die Agentur Reuters. Der Gewerkschaft Verdi zufolge handelt es sich um einen Tagesstreik, der Amazon zur Aufnahme von Tarifverhandlungen veranlassen soll.
Die Gewerkschaft zitiert aus einem Brief des Konzerns vom 21. März, es gebe keine Planungen, einen Tarifvertrag abzuschließen. „Wir haben Amazon nach dem Wochenstreik im Weihnachtsgeschäft viel Zeit gelassen, ihre Position zu der Aufnahme von Tarifverhandlungen zu überdenken. Nun liegt die erneute Ablehnung vor und darauf reagieren wir mit unseren Mitteln“, sagt Verdi-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago. Und Streikleiter Thomas Schneider fügt hinzu: „Es gibt keine Alternative zum Tarifvertrag. Wenn das Management seine Ansicht nicht ändert, werden wir die Streikserie aus dem letzten Jahr fortsetzen. Ich bin guter Dinge, dass wir in der Lage sind, in Leipzig und auch an anderen Standorten immer wieder zu Tages- oder Mehrtagesstreiks aufzurufen.“
Amazon ist nicht tarifgebunden. Laut Verdi wurde 2013 zum ersten Mal ein Weihnachtsgeld in Höhe von 400 Euro für Lagermitarbeiter gezahlt. Es gebe kein Urlaubsgeld und Nachtarbeitszuschläge erst ab Mitternacht, berichtet die Gewerkschaft. Nach dem Tarifabschluss im Versandhandel müsste das Einstiegshalt bei Amazon 10,98 Euro betragen. Für eingearbeitete Mitarbeiter fordert Verdi 11,73 Euro, wobei die nächste Erhöhung im Juni bereits feststeht.
Im Weihnachtsgeschäft 2013 hatten schon einmal rund 1000 Amazon-Arbeiter gestreikt. Gegenüber Reuters erklärte Deutschland-Chef Ralf Kleber damals, winterliches Wetter sei das größere Problem für das Weihnachtsgeschäft. Nur eine Minderheit nehme an gewerkschaftlich organisierten Aktionen teil. Das ist unzweifelhaft korrekt, die Motive dafür – von Begeisterung für den US-Konzern bis Angst vor Arbeitsplatzverlust – sind aber höchst umstritten.
In den USA hatten Arbeitnehmer bei Amazon im Januar gegen die Gründung einer Gewerkschaft votiert. Gewerkschaftssprecher John Carr erklärte, für die Gründung einer Gewerkschaft seien oft mehrere Wahlzyklen nötig. Zugleich machte er Amazons Anti-Gewerkschaft-Taktiken für das negative Wahlergebnis verantwortlich. „Die Arbeiter bei Amazon wurden massiv unter Druck gesetzt von Managern und Anti-Gewerkschaft-Beratern, die angeheuert wurden, um die Organisationsabsichten zu unterdrücken.“
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