Snowden: Meine internen Beschwerden bei der NSA haben nichts gebracht

Whistleblower Edward Snowden hat erklärt, dass er sich erst nach vergeblichen internen Beschwerden zu seinen Enthüllungen über die Spähprogramme des US-Auslandsgeheimdienstes entschloss. „Die NSA weiß zu diesem Zeitpunkt nicht nur, dass ich Beschwerden erhob, sondern es gibt auch Beweise dafür, dass ich mich mit meinen Bedenken an die NSA-Anwälte gewandt habe, weil ich das teilweise per E-Mail tat“, versicherte er dem Magazin Vanity Fair.

Snowden reagierte damit auf einen Vorwurf von Rick Ledgett, der als Leiter einer von Präsident Obama eingesetzten Task Force Folgen und Umfang der Enthüllungen aufklären sollte – und inzwischen stellvertretender NSA-Chef ist. Ledgett hatte behauptet, Snowden habe keine formalen Beschwerden eingereicht – und niemand in der NSA habe davon berichtet, dass sich der Whistleblower mit Beschwerden an ihn wandte.

„Ich fordere die NSA auf, klar zu verneinen, dass ich die zuständigen Stellen per E-Mail kontaktiert und insbesondere Bedenken wegen ihrer suspekten Gesetzesauslegung geäußert habe“, hielt Snowden dagegen. „Ich würde es außerdem begrüßen, wenn Kongressmitglieder eine schriftliche Antwort zu dieser Frage von der NSA verlangen.“

Jeder beobachte in seinem Leben kleine oder größere Ungerechtigkeiten, bei denen er wegsehe, weil er die Konsequenzen eines Einschreitens fürchte. Für jeden Einzelnen gebe es aber auch eine Grenze dessen, was er hinnehmen könne, erklärte Snowden seine eigenen Beweggründe. „Ich habe diese Grenze überschritten“, sagte er. „Und ich bin damit ich nicht mehr allein.“

Der Whistleblower wies auch den von US-Politikern immer wieder erhobenen Vorwurf als unsinnig zurück, Spionage für ein anderes Land betrieben zu haben. Völlig aus der Luft gegriffen sei die Zahl von 1,7 Millionen Dokumenten, über die er verfüge: „Das ist einfach nur eine Zahl, um Angst zu machen. Deshalb basiert sie auf einer absichtlich plumpen Berechnungsgrundlage – einfach alles, womit ich während meiner Laufbahn digital in Berührung kam.“

Snowden beschrieb seine eigene politische Haltung als „gemäßigt“ und stellte Unterschiede zu Wikileaks-Gründer Julian Assange heraus: „Wir teilen nicht die gleichen politischen Auffassungen. Ich bin nicht gegen Geheimhaltung. Ich bin für Rechenschaftspflicht.“ Schon im Januar hatte der Whistleblower in einem mehrstündigen Webchat erklärt, nicht jegliche Spionage sei schlecht, und ausdrücklich seine früheren NSA-Kollegen in Schutz genommen. In Acht nehmen müsse man sich vielmehr vor den unverantwortlichen höheren Regierungsbeamten, die diese verfassungswidrigen Programme genehmigten.

Gegenüber Vanity Fair erklärte Edward Snowden aber auch, warum er Wikileaks trotz unterschiedlicher Auffassungen bewundert: „Sie umarmen die Risiken, vor denen alle anderen flüchten. Kein anderer Verleger in der Welt ist bereit, seine Quellen – selbst die anderer Journalisten – so zu schützen, wie es Wikileaks macht.“

[mit Material von Edward Moyer, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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