BlackBerry-CEO John Chen hat klar geäußert, dass er am Smartphone-Geschäft nicht festhalten wird, wenn es keine Gewinne bringt. Gegenüber Reuters sagte er: „Wenn ich mit Telefonen nichts verdienen kann, werde ich nicht im Geschäft mit Telefonen sein.“ Der Agentur zufolge stellte er in dieser Frage zudem eine baldige Entscheidung in Aussicht.
Update 16.30 Uhr: Chen glaubt jedoch seine Aussage durch Reuters aus dem Kontext gerissen und hat einen ergänzenden Blogbeitrag veröffentlicht. „Ich möchte Ihnen versichern, dass ich nicht die Absicht habe, dieses Geschäft in näherer Zukunft zu verkaufen oder aufzugeben.“ Auch er liebe Blackberry-Smartphones, und sie hätten die Grundlage des Erfolgs von Blackberry bereitet. „Unsere Konzentration gilt heute der Aufgabe, dieses Geschäft profitabel zu machen. Blackberry ist kein reiner Smartphone-Hersteller.“
Die ursprüngliche Aussage bezog sich ohnedies offenbar nur auf die Hardware. Chen führte in dem Video-Interview nämlich auch aus, dass Blackberry weiter sein Betriebssystem, Software und Unternehmensdienste anbieten werde. Zudem denke man über Zukäufe und Partnerschaften nach – wobei Partnerschaften etwa im Medizinbereich, der Finanzbranche oder mit juristischen Angeboten denkbar seien, die alle von Blackberrys sicheren Kommunikationsdiensten profitieren würden.
Chen erklärte, er habe schon mit einer Reihe Firmen weltweit gesprochen. „Die ersten Rückmeldungen zeigten ein sehr starkes Interesse.“ Generell sehe er die Zukunft positiv: „Ich glaube, diese Firma ist stark unterbewertet. Ich fühle mich gut, was unsere Chancen betrifft.“
Fürs vierte Quartal des Finanzjahrs 2014 (bis 1. März) hatte Blackberry einen Verlust von 423 Millionen US-Dollar oder 80 Cent je Aktie berichtet. Im Vorjahr waren es 98 Millionen Dollar Gewinn – plus 19 Cent je Aktie – gewesen. Der Umsatz hat sich in dem Jahr von 2,68 Milliarden auf 976 Millionen reduziert, also um 64 Prozent.
Im Quartal fanden 3,4 Millionen Blackberry-Smartphones einen Käufer, wodurch 30 Prozent des Inventars abgebaut werden konnten. Allerdings handelt es sich zu zwei Dritteln noch um ältere Geräte mit Betriebssystem Blackberry 7. Das Unternehmen verkaufte also nicht mehr als 1,1 Millionen Endgeräte mit seinem aktuellen Betriebssystem Blackberry 10.
Unter John Chen versucht Blackberry aktuell eine Trendwende. Der CEO konzentriert sich zwar auf Unternehmenskunden und Behörden, hat aber nach eigenem Bekunden auch große Pläne mit BBM, das er als einen von drei Schwerpunkten nennt.
Der frühere Sybase-CEO Chen war im November 2013 zum Nachfolger von Thorsten Heins bestimmt worden. Seine Karriere hatte bei Unisys begonnen, später war er unter anderem – wie Heins – für Siemens tätig. Chen sitzt auch in den Aufsichtsräten der Bank Wells Fargo und der Walt Disney Company.
Chen erwartet, dass er mindestens sechs Quartale – also etwa bis Mitte 2015 – benötigen wird, um den angeschlagenen kanadischen Handyhersteller auf einen Erfolgskurs zurückzubringen. Bis dahin sei es notwendig, das Führungsteam des Unternehmens umzubauen und „neue Gesichter“ hineinzubringen, sagte er letztes Jahr.
Langfristig soll der als Turnaround-Spezialist angeheuerte Chen auch einen Nachfolger für seinen eigenen Posten finden. Er kann mit seinem Engagement binnen fünf Jahren bis zu 85 Millionen Dollar verdienen.
[mit Material von Dara Kerr, News.com]
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