IBM übernimmt Marketing-Cloud-Anbieter Silverpop

IBM hat eine Übernahmevereinbarung mit Silverpop getroffen. Das privat geführte Unternehmen aus Atlanta ist auf Marketing-Automatisierung spezialisiert. Seine skalierbaren, cloudbasierten Tools für eine schnelle Personalisierung von Kunden sollen in IBMs Enterprise-Marketing-Portfolio eingebunden werden. Die Akquisition unterliegt den üblichen regulatorischen Bedingungen. Der Abschluss ist für das zweite Quartal geplant. Finanzielle Details wurden nicht bekannt.

Der Kauf kommt nicht überraschend. Marketing-Automatisierung ist derzeit ein Wachstumsmarkt und auch Konkurrenten wie SAP (hybris), Salesforce.com oder Oracle engagieren sich derzeit in diesem Bereich. Mit Intershop gibt es ebenfalls einen ernst zu nehmenden Konkurrenten. Mit der Übernahme von Silverpop will IBM offenbar in dem Bereich Schritt halten und sein Portfolio bei Enterprise Marketing Management ausbauen.

IBM ist bestrebt, hier vor allem den Bereich Customer Engagement auszubauen. So kann etwa ein Mobile Service Provider von einem Nutzer schnell ein Profil erstellen und auf dieser Grundlage Angebote unterbreiten. Die Lösung lasse sich im Business-to-Business-Umfeld (B2B) genauso einsetzen wie im B2C-Bereich (Business to Consumer).

Schon heute nutzen mehr als 8000 Unternehmen die Marketing-Lösungen von IBM. Durch Silverpop kommen weitere Kunden wie Mazda oder AMD hinzu. Gerade im Bereich Marketing Automation und CRM sind Cloudlösungen gefragt. Denn diese lassen sich schnell und ohne großen technischen Hintergrund einsetzen. Auf diese Weise können Anwender schnell auf neue Trends bei Kunden reagieren. Und so bietet IBM bereits über 100 verschiedene Dienste im SaaS-Modell an. Daher erscheint die Übernahme aus IBM-Sicht durchaus sinnvoll.

Silverpop wird heute vor allem im B2B-Umfeld mit niedrigem Volumen und in komplexen B2C-Szenarien eingesetzt. So kann beispielsweise ein Zulieferbetrieb der Automobil-Industrie schnell feststellen, wann sich die Lager leeren und dann an den Herstellungszyklus des Kunden angepasste Angebote schicken. IBM nennt ein weiteres Beispiel: Ein Finanzunternehmen, das Verbrauchern ein Angebot zuschickt, weil sie im Web einen speziellen Rechner genutzt haben. Silverpop stützt diese Personalisierung unter anderem auf die Analyse sozialer Netze, Mail oder auf mobile Aktivitäten.

Corinne Munchbach, Analystin bei Forrester, kommentiert dazu in einem Blog: „Die erste Reaktion bei Forrester war, dass uns das überhaupt nicht überrascht hat. Viele Konkurrenten haben links und rechts ihre Funktionalitäten durch Zukäufe erweitert, und IBM tut das nun auch. Die Landschaft der Marketing-Automation-Anbieter schrumpft weiter zusammen, und wir warten noch immer auf Beispiele, die belegen, dass die Hersteller dieses Maß an Integration, das sie versprechen, auch liefern können.“

Jedoch habe IBM jetzt den Vorteil, die SaaS-basierte Silverpop-Lösung sofort vertreiben zu können. Auch seien in den Augen von Forrester die E-Mail-Services von Silverpop besser als das, was IBM derzeit über Unica anbietet. Fraglich sei, wie sich Silverpops Lösungen bei deutlich größeren Anwendern und in bestehenden Data Warehouses schlägt. Auf der anderen Seite bekomme IBM auf diese Weise besseren Zugang zu kleineren Unternehmen. „Allerdings zweifeln wir noch, ob das in der jetzigen Phase für IBM ein Wettbewerbsvorteil ist“, so Munchbach.

[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]

ZDNet.de Redaktion

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