Samsung: Apple zu besiegen war unsere „Überlebensstrategie“

Samsung hat in einem internen Rundschreiben von April 2012 einen Sieg über Apple im Mobilmarkt für überlebenswichtig erklärt. Das Dokument wurde gestern von Apples Anwalt Bill Lee während einer Befragung von Dale Sohn, ehemaliger CEO von Samsungs US-Mobilsparte, im Patentprozess zwischen dem koreanischen Elektronikkonzern und dem iPhone-Hersteller vorgelegt.

„Apple zu besiegen, ist nicht länger nur ein Ziel“, schrieb Sohn darin an seine Mitarbeiter. „Es ist unsere Überlebensstrategie. Wir müssen ihnen wieder Kunden abjagen und die Art von Markentreue schaffen, die Apple derzeit genießt.“

Oberste Priorität habe das im Oktober 2011 gestartete Phablet Galaxy Note, so Sohn weiter. Mit der Mischung aus Smartphone und Tablet sei Samsung in der Lage, mehr Geräte zu verkaufen als Apple und das Note zum „beliebtesten Smartphone der Branche“ zu machen.

Zuvor hatte Lee Sohn im Lauf des Kreuzverhörs gefragt, ob Samsung den Start neuer iPhones verfolge. Sohn störte sich am Begriff „folgen“ und sagte, Samsung vergleiche praktisch täglich seine Geräte mit denen der Konkurrenz. Später stellte er klar, dass Samsung Apples Aktivitäten am Markt beobachte und das Ziel habe, die Nummer eins im Mobilmarkt zu werden.

Den größten Teil seiner Aussage verbrachte Sohn mit der Beschreibung des Aufstiegs von Samsung im US-Handymarkt. Nach der Übernahme des CEO-Postens im Jahr 2006 sei es sein Ziel gewesen, Samsung zu mehr Wachstum zu verhelfen. Wichtigster Konkurrent sei damals Motorola gewesen. „Zu dem Zeitpunkt war Motorola mit seinen innovativen Produkten wie dem Motorola Razr sehr erfolgreich“, sagte Sohn. „Ich habe versucht, eine Kehrtwende zu schaffen, indem wir Motorola schlagen.“

Mit dem Start des Galaxy S2 im Jahr 2011 habe sich Samsungs Strategie deutlich verändert, ergänzte Sohn. Statt die Mobilfunkanbieter zu umwerben, habe man sich nun auf die Verbraucher konzentriert. Samsung habe auch mehr in das Marketing investiert. „Als erstes mussten wir erreichen, dass Kunden in Geschäfte gehen und nach der Marke Galaxy fragen.“

In einer von Apple präsentierten E-Mail an Todd Pendleton, Chief Marketing Officer bei Samsung USA, und andere Führungskräfte, warnte Sohn davor, der Launch des iPhone 5 könne einen „Tsunami“ auslösen. „Laut der Anweisung des CEO müssen wir einen Plan aufstellen, um diesen Tsunami zu neutralisieren“, schrieb Sohn. Samsungs Schwächen seien unter anderem die Kritik an der Qualität und den Plastikgehäusen seiner Geräte, das Fehlen von Schlüsselfunktionen und der Einfluss der Mobilfunkprovider.

Pendleton, der gestern ebenfalls im Zeugenstand saß, bestätigte die Beschwerden von Kunden über den Einsatz von Plastik. Andere seien mit der Wahl aber auch sehr zufrieden. Er bestritt auch Samsungs Ruf als ein Unternehmen, das keine neuen Produkte entwickle, sondern gut darin sei, schnell eigene Varianten auf den Markt zu bringen, sobald etwas Neues erhältlich sei.

Der Prozess zwischen Apple und Samsung wird heute fortgesetzt. Die Beweisaufnahme wird voraussichtlich bis Ende April beendet sein. Danach könnten die Geschworenen mit ihren Beratungen beginnen. Ihre Aufgabe wird es sein, festzustellen, wer tatsächlich die Patente des anderen verletzt hat und welche Entschädigung sich daraus ergibt.

[mit Material von Shara Tibken, News.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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