Der Gründer und CEO des größten russischen Social Network VKontakte (vk.com) ist nicht mehr im Amt und hat das Land verlassen. Pawel Durow schreibt selbst auf seiner VKontakte-Seite: „Scheinbar wurde ich heute als Generaldirektor von VKontakte entlassen. Interessanterweise hatten die Teilhaber nicht den Mut, das direkt zu tun. Ich habe von meiner mysteriösen Entlassung aus der Presse erfahren.“
Gegenüber TechCrunch erläuterte Durow noch, er halte sich derzeit nicht mehr in Russland auf und plane auch keine Rückkehr. „Leider sind in diesem Land derzeit keine Internet-Unternehmen möglich.“
Die Berichte schienen auf die russische Agentur Interfax zurückzugehen. Ihnen war ein längerer Streit vorausgegangen. Am 1. April hatte Durow selbst seinen Rücktritt erklärt, da die geänderte Teilhaberstruktur seine Freiheiten beschneide. Am 3. April machte er diese Entscheidung rückgängig, da sie die Zukunft von VKontakte bedrohe. Später erklärte er auch, wer gemeint war – der Investmentfonds UCP und die Gruppe Mail.ru beziehungsweise ihre Vertreter. „Die Site steht jetzt voll unter der Kontrolle von Igor Setschin und Alischer Usmanow – eine unvermeidliche Entwicklung im heutigen Russland.“ Beide gelten als Kreml-freundliche Oligarchen.
Setschin soll ein enger Geschäftspartner von UCP-Chef Ilja Schtscherbowitsch sein. Reuters zufolge hat UCP allerdings erklärt, Setschin sei weder ein Klient noch ein Teilhaber. Durows Entlassung habe der Fonds außerdem nicht zugestimmt. Die Frage müsse beim nächsten Treffen des Aufsichtsrats geklärt werden.
Durow wartet mit der Theorie auf, seine Entlassung sei durch seine „öffentliche Weigerung“ veranlasst worden, mit dem FSB zusammenzuarbeiten – dem russischen Inlandsgeheimdienst. Deshalb sei er auch im Januar zum Verkauf seiner verbleibenden Anteile von 12 Prozent gezwungen worden. Der FSB habe im Januar nach persönlichen Daten ukrainischer Oppositioneller gefragt, was VKontakte verweigerte. Ein von ihm vorgelegtes offizielles Schreiben zählt in der Tat 39 bei VK.com registrierte ukrainische Einzelpersonen und Gruppierungen auf.
In einem zweiten Fall forderte der FSB Durow zufolge schon im Jahr 2011 und erneut 2014, eine gegen Korruption gerichtete VK-Gruppe zu schließen. Sie wurde von dem prominenten Blogger Alexei Nawalny angeführt. Der FSB habe sogar mit einer Zensur von VK.com gedroht.
[mit Material von TechWeekEurope.co.uk]
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