Der frühere stellvertretende NSA-Direktor Cedric Leighton hat Edward Snowden vorgeworfen, dem Internet durch seine Enthüllungen einen „schweren Schaden zugefügt“ zu haben. Seine Bemerkungen fielen auf dem Bloomberg Enterprise Technology Summit in New York, bei dem es unter anderem um den Snowden-Effekt und seine Folgen ging.
Der pensionierte Air-Force-Colonel war beim US-Auslandsgeheimdienst NSA als Deputy Director für Training verantwortlich und betreibt heute mit Cedric Leighton Assoiciates eine Firma, die multinationale Unternehmen hinsichtlich Cyberangriffen und Risikomanagement berät. Für seine Snowden-Schelte auf der Technologiekonferenz führte er seitherige Tendenzen in Brasilien und anderen Ländern an, dezentrale Internetstrukturen einzuführen und den Datenverkehr innerhalb ihrer eigenen Landesgrenzen zu halten. Das sei der Anfang vom Ende des Internets, wie wir es kennen, legte er nahe.
„Wenn wir eine Situation haben, in der plötzlich alle in einen ‚Stammesgrenzen‘-Modus gehen – eine deutsche Cloud, eine schweizerische Cloud oder jedes andere getrennte Internet, dann sind das bedeutsame nationalistische Bestrebungen“, sagte er. „Was mit Snowden geschah, das ist mehr ein Vorwand als Politik, es ist mehr ein Vorwand, um das Internet wieder zu verstaatlichen.“
CTO Raimund Genes von der Sicherheitsfirma Trend Micro stimmte dem früheren NSA-Beamten darin zu, dass die europäischen Bestrebungen nach größerer Sicherheit für die Netzwerke der 28 Mitgliedsstaaten „überzogen“ seien. Das Internet sei schließlich „geschaffen worden, um weltweit zu sein, und es sollte weltweit bleiben“. Genes wies aber gleichzeitig darauf hin, dass Snowdens Enthüllungen über die Spähprogramme der National Security Agency für mehr Sicherheitsbewusstsein sorgten. „Es hat uns stärker bewusst gemacht, dass nichts wirklich sicher ist“, sagte er. „Wenn Snowden an Millionen von Dokumenten der NSA kommt, was sagt das über die Sicherheitsbranche, die doch Verbraucherinteressen schützen sollte?“
Leighton hingegen verteidigte die Überwachungsaktivitäten der NSA und spielte Enthüllungsberichte als „sensationalistisch“ sowie „willkürlich ausgewählt“ herunter – dabei sei nur ein Teil der ganzen Geschichte berichtet worden. Rick Howard, Chief Security Officer von Palo Alto Networks, wies auf die vom Geheimdienst bevorrateten Zero-Day-Lücken hin, bisher nicht öffentlich gemachten und gepatchten Schwachstellen. Seinem Unternehmen falle es schwer, damit umzugehen. „Ist es nicht auch Aufgabe der Regierung, das Internet zu schützen?“ fragte Genes.
Ex-NSA-Mann Leighton wünschte sich vor allem eine engere Zusammenarbeit von Regierungsbehörden und Technikfirmen. „Regierung und Privatwirtschaft brauchen eine vernünftige Übereinkunft“, sagte er. Das bezog sich auf derzeitige Versuche zur Wiederbelebung des Cybersecurity-Gesetzes CISPA. Ein aktueller Gesetzentwurf sieht erneut den Austausch von Daten zwischen großen Privatunternehmen und der Regierung vor. Er ist an den im letzten Jahr gescheiterten Cyber Intelligence Sharing and Protection Act (CISPA) angelehnt, der als „Schnüffelgesetz“ und „Privatsphäre-Killer“ in die Kritik kam. Das umstrittene Gesetz hätte Internet- und Telekommunikationsfirmen „ungeachtet aller anderen gesetzlichen Bestimmungen“ erlaubt, umfangreiche vertrauliche Daten und Kommunikation ihrer Kunden an die NSA und andere Regierungsbehörden zu übermitteln.
[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]
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