Der ehemalige Nokia-CEO Stephen Elop, der seit Freitag der neue Chef von Microsofts Gerätesparte ist, hat am Montag in einer offenen Fragestunde Nokias Entscheidung verteidigt, ein auf Android basierendes Smartphone auf den Markt zu bringen. Der Vermutung, Microsoft werde sich von der erst im Februar vorgestellten Produktfamilie Nokia X wieder trennen, erteilte er eine klare Absage.
„Microsoft hat die Handysparte inklusive Nokia X übernommen, um die nächste Milliarde Nutzer mit Microsofts Diensten zu verbinden“, sagte Elop. „Nokia X nutzt Microsofts Cloud-Dienste und nicht Googles. Das ist eine großartige Gelegenheit, neue Kunden erstmals mit Skype, Outlook.com und OneDrive zu verbinden. Wir haben bereits Zehntausende neue Abonnenten von Microsoft-Diensten gezählt.“
Elops Antwort erinnert an Aussagen, die Terry Myerson, Chef der Betriebssystemsparte von Microsoft, erst kürzlich in einen Interview getätigt hat. Zu Microsofts Plänen für Nokia X sagte er: „Ich glaube, man muss sich darauf konzentrieren, dass Nokia-X-Nutzer Kunden von Microsofts Apps und Services sind. Und wir werden sie für Windows zurückgewinnen.“
Elop betonte zudem, dass Entwickler, die derzeit an Nokia-Anwendungen wie Nokia Camera, Nokia MixRadio und Nokia TV arbeiteten, sich auch als Microsoft-Mitarbeiter mit diesen Apps beschäftigen werden. Zudem werde Microsoft weiterhin versuchen, auch wenn es jetzt selber Handyhersteller sei, neue Original Equipment Manufacturer (OEMs) für Windows Phone zu gewinnen.
„Es ist gut für Microsoft, weitere OEMs zu ermutigen, Windows-Phone-Geräte zu bauen“, ergänzte Elop. Es habe bereits mehrere Ankündigungen in diese Richtung gegeben. Microsofts Absicht sei es, den Markt vorzubereiten, damit andere daran teilnehmen könnten. Man werde also alles tun, um anderen OEMs den Einstieg zu erleichtern.
Elop ging auch auf Kritik an der Entscheidung ein, Windows Phone zu unterstützen und Symbian sowie Meego dafür aufzugeben. Er hielt an seiner Aussage fest, die beiden Mobilbetriebssysteme seien nicht überlebensfähig gewesen. „Wir haben keine Möglichkeit gesehen, Symbian konkurrenzfähig zu machen, beispielsweise zum iPhone, dass drei Jahre zuvor auf den Markt gekommen ist“, sagte Elop. Meego habe sich zudem erheblich verzögert und auch nicht die Aussicht auf einen baldigen Erfolg gehabt. „Wir mussten eine konsequente Entscheidung treffen, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.“
In dem Zusammenhang wies er auch den Vorwurf zurück, er sei als trojanisches Pferd zu Nokia gekommen. „Ich habe in meiner Zeit bei Nokia nur im Interesse und zum Wohl der Nokia-Aktionäre gehandelt. Außerdem wurden alle wichtigen Geschäfts- und Strategieentscheidungen mit Unterstützung und Genehmigung des Aufsichtsrats getroffen, dessen Mitglied ich war“, sagte Elop.
Ein Fragesteller wollte wissen, ob Nokia weiterhin weltweit präsent sein wird, vor allem in aufstrebenden Märkten. „Nokia und Microsoft sind globale Unternehmen, und es hat sich herausgestellt, dass sich unsere Stärken ergänzen“, sagte Elop. „Wir sind stärker in aufstrebenden Märkten vertreten, während Microsoft in Industrieländern besser positioniert ist. Ich glaube, dass passt gut zusammen.“
Microsoft hatte am 25. April die Übernahme der Gerätesparte von Nokia abgeschlossen. Sie wird nun als Microsoft Mobile Oy weitergeführt. Im Zuge der Akquisition wechseln rund 25.000 Nokia-Mitarbeiter zu Microsoft. Davon sind 4700 bei Nokia in Finnland und 18.300 in der weltweiten Produktion beschäftigt. Microsoft hat auch Lizenzen für Nokias geistiges Eigentum erhalten.
[mit Material von Mary Jo Foley, ZDNet.com]
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