Nach Übernahme: Beats-Gründer sollen führende Positionen bei Apple bekommen

Nach der erwarteten Übernahme von Beats Electronics sollen seine Gründer Jimmy Iovine und der Rapper Dr. Dre in führenden Positionen bei Apple tätig werden. Das berichtet das Wall Street Journal und beruft sich auf „Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind“.

Als arrivierter Musikmanager könnte Iovine dem iPhone-Hersteller bei schwierigen Verhandlungen mit den großen Labels dienlich sein. Er ist derzeit noch als Chairman von Interscope Geffen A&M Records unter Vertrag, einer Sparte von Vivendis Universal Music Group. Universal aber hält einen Anteil von 14 Prozent an Beats und würde daher rund 500 Millionen Dollar vom berichteten Übernahmepreis von 3,2 Milliarden Dollar kassieren. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass Jimmy Iovine schon vor Auslaufen seines Vertrags im nächsten Jahr zu Apple wechseln könnte.

Sprecher von Iovine und Dr. Dre – der Rapper und Hip-Hop-Produzent heißt im bürgerlichen Leben André Romell Young – wollten sich nicht zu den Berichten äußern. Weithin wurde aber ein zuerst bei Facebook veröffentlichtes und dort wieder gelöschtes Video zur Kenntnis genommen, das einen feucht-fröhlich feiernden Dr. Dre zeigt – und in dem vom ersten Hip-Hop-Milliardär die Rede ist. Der 61-jährige Iovine wiederum war schon gut mit Steve Jobs befreundet. Er war nicht nur als Produzent für U2, Tom Petty, Dire Straits und Patti Smith tätig, sondern fädelte für U2 auch den Deal eines eigenes für sie konzipierten iPods ein, der befüllt mit Musik der Band in den Verkauf kam.

Neben den prominenten Gründern erhielte Apple mit der Übernahme einen Kopfhörerhersteller mit hohen Umsätzen und beindruckender Gewinnspanne, dessen Produkte es ohnehin schon in den eigenen Läden verkauft. Ganz nach dem Geschmack des iPhone-Herstellers könnte sein, dass Beats es schafft, Kopfhörer zum Preis von 200 Dollar zu verkaufen, deren Herstellungskosten laut New York Times bei nur 14 Dollar liegen. Beats Electronics ist angeblich profitabel bei einem jährlichen Umsatz von über einer Milliarde Dollar.

Zukäufe sind bei etablierten Tech-Firmen sehr beliebt, um mehr Wachstum und Profit zu generieren (Grafik: Statista)

Die Produktqualität von Beats Audio allerdings kann kaum ausschlaggebend sein, wenn Apple tatsächlich seine bislang mit Abstand kostspieligste Übernahme vereinbart. Die Qualität der Beats-Kopfhörer entspricht weder ihrem Image noch ihrem Preis, stellte etwa Stiftung Warentest fest. Das durchschnittlich für gut 150 Euro verkaufte Modell Beats by Dr. Dre Solo HD erreichte nur einen der letzten Plätze in einem Vergleichstest von 20 Kopfhörern – und blieb damit auch weit hinter wesentlich günstigeren Produkten zurück. Sein Sound erwies sich als nur befriedigend, und im Falltest wurde es sogar als mangelhaft bewertet.

Daneben könnte für Apple noch Beats Music interessant sein, ein Musik-Streamingdienst in Konkurrenz zu Spotify. Apple-CEO Tim Cook könnte darin eine Rückversicherung gegen schwindendes Interesse an käuflichen Musik-Downloads über iTunes sehen. Für Beats spräche vielleicht auch, dass die Marke von Apple bisher nur schwer erreichbare Gruppen anspricht. So nutzen etwa 72 Prozent der schwarzen Smartphone-Besitzer in den USA Android.

Cook äußerte sich erst kürzlich auf einer Investorenkonferenz zur Frage, inwieweit Apple an Akquisitionen strategisch anders herangehe als etwa Google, Amazon und Facebook. „Was Übernahmen betrifft, haben wir in 18 Monaten 24 Offerten gemacht”, sagte Cook. „Das zeigt, das wir auf der Jagd sind. Wir sehen uns nach Firmen um mit großartigen Leuten und großartiger Technologie – und die auch zu unserer Kultur passen. Wir haben keine Regel, die höhere Ausgaben ausschließt. Wir werden bezahlen, was wir für einen fairen Preis halten. Wichtig ist für uns, dass es einen strategischen Sinn ergibt.“

ZDNet.de Redaktion

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