Der zweite Beitrag der mehrteiligen Artikelserie zum Thema Enterprise Mobility Management befasst sich mit Lösungsanbietern, die nicht unter den Patriot Act fallen, der der US-Regierung weitreichenden Zugriff auf Daten ermöglicht. Wie wichtig professionellen Anwendern das Thema Datenschutz ist, zeigt auch die von ZDNet im Herbst 2013 durchgeführte Umfrage, bei der fast 90 Prozent der knapp 2500 Teilnehmer dafür votierten, dass Ihr Cloudanbieter nicht dem US Patriot Gesetz unterliegt. Diesem Wunsch kommt ZDNet mit dieser Marktübersicht nach.
7 Principles bietet auf dem MDM-Markt seine Lösung 7P MDM 5.0 an. Das Unternehmen hat heute rund 700 Mitarbeiter, davon 50 Entwickler, und verwaltet etwa 300.000 Geräte weltweit. Der Umsatz liegt bei rund 100 Millionen Euro. Kunden kommen beispielsweise aus den Branchen Telekommunikation, Automotive, Logistik und Transport. Seit 2008 bietet 7 Principles einen MDM-Service aus der Cloud an, der damals zu den ersten seiner Art gehörte. 7 Principles geriert sich als deutsches Unternehmen mit einem deutschen Produkt. Das ist jedoch nur halb richtig. Die Lösung von 7 Principles stammt ursprünglich von dem estnischen Anbieter Fromdistance, der dann von Numara aufgekauft wurde. Numara landete beim US-amerikanischen Spezialisten für Infrastrukturmanagementanbieter BMC, der das Produkt, da er Airwatch als MDM-Partner favorisierte, schließlich an 7 Principles verkaufte. BMC gehört zu den Lieferanten der amerikanischen Geheimdienste und des US-Militärs. Ob diese Wurzeln die Sicherheit des heutigen Produkts beeinträchtigt, muss jeder Anwender selbst beurteilen.
AppTec befindet sich in Basel uns ist zu 100 Prozent in privater Hand. Das Unternehmen entwickelt ausschließlich in der Schweiz und in Deutschland. Die Firma gibt es seit 2011. Sie hat zehn Mitarbeiter. Das Produkt Enterprise Mobile Manager ist seit 2013 auf dem Markt, aktuell ist die Version Enterprise Mobile Manager 2014. Geschäftsführer Sahin Tuguclar hat 20 Jahre Erfahrung im Thema Device Management. Tuguclar konzipiert sein Unternehmen und seine Produkte bewusst als Gegengewicht zu den US-amerikanischen Anbietern. Er möchte möglichst schnell Marktanteile gewinnen und baut nun den weltweiten Vertrieb aus. Das Alleinstellungsmerkmal seiner Lösung sieht er in ihrer Einfachheit – die meisten Anwender würden, so Tuguclar, ohnehin nur eine Handvoll der meist vorhandenen Funktions-Überfülle benötigen. Außerdem arbeitet sein Unternehmen an einer Lösung, die auch gesprochene Sprache verschlüsselt und noch im zweiten Quartal auf den Markt kommen soll. Mit seinen Argumenten konnte AppTec bisher rund 2400 Kunden aller Größenordnungen überzeugen.
Cortado, ein Unternehmen mit weltweit 250 Mitarbeitern, ist seit 2001 am Markt und hieß zunächst Thin Print. Man begann mit Lösungen für den File Access. Seit 2012 hat man mit Cortado Corporate Server auch ein MDM-Produkt im Angebot. Das Unternehmen hat weltweit rund 18000 Unternehmenskunden, wie viele von ihnen die MDM-Lösung nutzen, ist unklar. Als USPs bezeichnet Cortado ein besonders komfortables Filesharing, die Möglichkeit, mobil aus einer App auf dem Drucker heraus zu drucken, die über das WLAN angesprochen werden kann, und die allgemein einfache Integrierbarkeit. Aus Sicherheitsgesichtspunkten ist erwähnenswert, dass Cortado zwar seinen Haupt-Firmensitz in Berlin hat, jedoch in den USA mit der Cortado, Inc. eine selbständige Niederlassung unterhält, deren Geschäftsführer Henning Volkmer ist. An der Spitze der deutschen AG steht Carsten Mikeleit. Jeder Kunde muss selbst entscheiden, ob er das als Sicherheitsrisiko betrachtet. Wer sich für den Cortado Corparate Server entscheidet, ist in jedem Fall sicher vor US-Behörden. Dieser wird als On-Premise-Lösung direkt beim Kunden installiert.
Kaspersky sieht sich als weltweit aktives Unternehmen mit russischen Wurzeln. Die Firmenzentrale befindet sich in Moskau. Weitere Headquarters gibt es in den USA und in Japan. 2012 wurden 628 Millionen Dollar umgesetzt. Im deutschsprachigen Raum beschäftigt der Anbieter, den man vor allem für seine Antivirus- und sonstige Sicherheitssoftware kennt, 180 von rund 2800 Mitarbeitern weltweit. Forschung und Entwicklung werden in Russland geleistet, der Vertrieb und die Technik sitzen in Deutschland. Die aktuelle EMM-Lösung Kaspersky Security for Mobile vom Januar 2013 ist ein Teil der Plattform Kaspersky Endpoint Security for Business. Die aufs Wesentliche beschränkte Lösung eignet sich laut Hersteller am besten für eine relativ uniforme Mobilgeräte-Basis und für Anwender, die eine unkomplizierte Software suchen, welche sich in Kasperskys Lösung zur zentralen Verwaltung aller Endpoints integrieren lässt.
Pretioso gibt es seit 2001. Die Zentrale des Unternehmens befindet sich in Lüneburg. Der Hersteller beschäftigt weltweit 200, in Deutschland 40 Mitarbeiter. MDM-Produkte werden seit 2005 angeboten. Aktuell ist Datomo Mobile Device Manager 3.14. Das System verwaltet derzeit mehr als eine Million Endgeräte. Der deutsche Marktanteil am Gesamtumsatz liegt bei mehr als 50 Prozent. Datomo wird teilweise von anderen Anbietern als OEM-Lösung genutzt, von welchen, verrät das Unternehmen aber nicht. Pretioso hat besonders enge Verbindungen zu einigen Mobilsystemherstellern, namentlich zu Samsung und Nokia, und sieht es als Alleinstellungsmerkmal, in der Regel sofort bei Auslieferung mit seinem EMM-System die meisten neuen Features einer neuen Mobilbetriebssystem-Version zu unterstützen. Als Trendsetter sieht man sich aber nicht, vielmehr eher in der Rolle, Anwenderwünsche hinsichtlich neuer Funktionen zeitnah umzusetzen.
SAP gehört zu den weltweit wichtigsten Softwareunternehmen. Gegründet 1972, hat der Softwarespezialist heute mehr als 66.000 Mitarbeiter in 180 Ländern, bedient 235.000 Kunden und setzte 2013 rund 17 Milliarden Dollar um. Seit der Akquise von Sybase 2007 bietet das Unternehmen EMM/MDM an. Inzwischen gibt es mit SAP Mobile Secure ein Produktbundle aus SAP Afaria, SAP Mobile Document und SAP Application Protection by Mocana, das wichtige Funktionen des EMM zusammenfasst. Dabei wurde die Entwicklung von Afaria in den USA geleistet. Der Firmensitz befindet sich derzeit noch in Walldorf, es wird aber immer wieder über eine Verlagerung in die USA spekuliert, was SAP faktisch zum amerikanischen Unternehmen machen würde – einschließlich aller damit möglicherweise verbundenen Datenschutz-Probleme. Die Lösungen empfehlen sich vor allem für Kunden mit bereits vorhandener SAP-Softwareinfrastruktur.
Sophos ist seit 1992 auf dem internationalen Markt aktiv. Das Unternehmen beschäftigt 450 Mitarbeiter in Deutschland, 2400 weltweit. Der Hauptsitz des Softwareanbieters befindet sich in England, wo auch die finalen Softwarefreigaben stattfinden. Schwerpunkt des Angebots sind Sicherheitslösungen. Seit 2007 bietet der Hersteller auch ein MDM-System an, das zunächst selbst entwickelt wurde. 2012 erwarb Sophos den deutschen MDM-Anbieter Dialogs aus Dortmund hinzu und kündigte das eigene Produkt ab. Heute wird die Lösung von Dialogs unter der Bezeichnung Sophos Mobile Control 3.5 angeboten. Als besonders wichtige Merkmale sieht Sophos die einfache Bedienbarkeit und Ausrollbarkeit der Lösung.
Tower One ist ein Tochterunternehmen der 1999 gegründeten Equinux AG in München. Niederlassungen gibt es in Burlingame (USA) und Berlin. Equinux ist ein Softwarehaus, das sich auf Lösungen für das Apple-Umfeld spezialisiert hat. Der Mittelständler beschäftigt knapp 40 Mitarbeiter und hat seit drei Jahren TARMAC in Version 2 als MDM-Lösung für das iOS-Umfeld auf dem Markt. Der Hersteller legt großen Wert auf Sicherheit und ist nicht im Ausland vertreten. Obwohl das System gegenüber den anderen wegen der Beschränkung auf die iOS-Plattform eher funktionsreduziert ist, wurde es wegen seiner Herkunft und Konzentration in die Marktübersicht aufgenommen.
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