Bericht: NSA stattet in den USA hergestellte Hardware mit Hintertüren aus

Der US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency baut angeblich in Router, Server und andere Netzwerkgeräte, die in den USA hergestellt werden, Hintertüren ein. Das berichtet der Guardian unter Berufung auf den Journalisten Glenn Greenwald, dem wiederum Unterlagen des Whistleblowers Edward Snowden vorliegen. Demnach fängt die NSA die Geräte ab oder erhält sie, bevor sie exportiert werden.

Die Unterlagen, die Greenwald auch für sein Buch über Edward Snowden mit dem Titel „No Place to Hide“ benutzt hat, stammen aus dem Jahr 2010. Laut Guardian sind sie vom Chef der NSA-Abteilung Access and Target Development. Darin wird beschrieben, wie die NSA in den USA produzierte Hardware abfängt, Überwachungswerkzeuge implementiert, sie neu verpackt und dann an die eigentlichen Empfänger im Ausland verschickt.

Die Hintertüren könnten es der NSA erlauben, einzelne Nutzer oder gar ganze Netzwerke zu überwachen. „In einem Fall hat sich ein implantiertes Ortungsgerät bei der geheimen Infrastruktur der NSA zurückgemeldet“, heißt es laut Guardian in dem Dokument. „Dieser Rückruf gab uns die Möglichkeit, das Gerät weiter auszunutzen und das Netzwerk zu untersuchen.“

Es ist nicht das erste Mal, dass ein solcher Vorwurf gegen die NSA erhoben wird. Schon Ende Dezember 2013 hatte Der Spiegel gemeldet, dass die NSA Hintertüren in Geräte wie PCs, Router und Festplatten einbaut. Davon waren angeblich Produkte von Cisco, Dell, Western Digital, Seagate, Maxtor, Samsung und Huawei betroffen.

Die NSA wiederum räumt ein, dass sie in den USA hergestellte Hardware für ihre Zwecke nutzt. Ob damit allerdings auch die Installation von Hintertüren gemeint ist, ist unklar.

In einer CNET vorliegenden Stellungnahme heißt es, man sei auf in den USA hergestellte Produkte angewiesen, um die „geheimen Informationen unseres Landes zu schützen“. Die Sammlung von Informationen sei auf „gültige ausländische Ziele“ beschränkt. Einzelne Aktivitäten wollte die NSA nicht kommentieren.

Dem chinesischen Netzwerkausrüster Huawei werfen die USA ironischerweise vor, seine Produkte ebenfalls mit Hintertüren auszustatten. Der Geheimdienstausschuss des US-Repräsentantenhauses teilte Huawei im Juni 2012 mit, man sei besorgt, dass chinesische Behörden versuchen könnten, in US-Netzwerke einzudringen, die Telekommunikationsgeräte von Huawei benutzen. Huawei bestritt jedoch jegliche Verwicklung in Cyberspionage.

Eine vom Weißen Haus beauftragte Risikostudie fand schließlich keine Beweise für Spionagesoftware in Huawei-Produkten. Trotzdem belasteten die Vorwürfe die Beziehung zwischen dem chinesischen Konzern und den USA, was schließlich zum Rückzug von Huawei aus dem US-Markt führte.

[mit Material von Dara Kerr, News.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

11 Stunden ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

1 Tag ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

1 Tag ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

1 Tag ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

2 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

3 Tagen ago