CEO John Chambers hat auf der Hausmesse Cisco Live in Mailand eine „knallharte, knallharte Konsolidierung“ der IT-Industrie vorausgesagt. „Wenn Sie sich die führenden Unternehmen in der Branche ansehen – die meisten von ihnen werden in zehn Jahren nicht mehr in einer Weise existieren, die bedeutsam ist“, sagte er.
Als Beispiele griff der Chef des Netzwerkspezialisten IBM und Hewlett-Packard heraus, deren Umsatzentwicklung nicht mehr überzeugen könne. Insbesondere Unternehmen, die Standalone-Produkte statt kompletter Architekturen vermarkten, sieht er in Gefahr. „Hier werden einzelne Firmen zerquetscht werden zwischen Cisco und White-Label-Anbietern.“
Cisco hingegen werde sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Zwar ist sich Cisco seiner eigenen Probleme bewusst, erwartet aber einen Aufschwung durch Software Defined Networking (SDN), Cloud-Computing, Kollaboration und das „Internet der Dinge“, das es bevorzugt als „Internet of Everything“ bezeichnet. Chambers gab sich optimistisch, dass sein Unternehmen in all diesen Märkten die führende Position erreichen kann.
Als Voraussetzungen für ein erfolgreiches Internet der Dinge nannte der CEO eine schnelle IT und in einem noch nie dagewesenen Tempo beschleunigte Innovationen. Dadurch werde es möglich, in Echtzeit die richtigen Daten an die richtigen Geräte zu übermitteln. Das sei zwar einfacher gesagt als getan, räumte Chambers ein, hatte zugleich aber ein schlichtes Rezept für die erfolgreiche Umsetzung parat: „Wir müssen uns ansehen, was uns Apple gelehrt hat. Es muss einfach sein.“
Kurzfristig muss der Netzwerkausrüster aber ganz andere Probleme lösen, nachdem das Vertrauen in die Sicherheit seiner Produkte erschüttert wurde durch Berichte, dass der Auslandsgeheimdienst NSA in den USA hergestellte Hardware auf dem Transportweg abfing und mit Hintertüren ausstattete. Im seinen neuen Buch „No Place to Hide“ veröffentlichte Glenn Greenwald, journalistischen Partner von Whistleblower Edward Snowden, weitere Dokumente, die das konkret auf Router und andere Ausrüstung von Cisco beziehen.
Nachdem schon Ciscos Chefjustiziar davor warnte, dass die NSA damit das Vertrauen in die gesamte Branche unterminiert, legte CEO John Chambers jetzt mit einem Brief an US-Präsident Obama nach und forderte „neue Verhaltensstandards“ hinsichtlich der Spähaktionen der NSA. Cisco ist offenbar noch stärker als andere US-Technikfirmen auch von den wirtschaftlichen Verlusten betroffen, in denen sich der Vertrauensverlust niederschlägt. Nicht zuletzt chinesische Kunden halten sich mit Bestellungen zurück, aber auch aufstrebende Märkte wie Brasilien und Mexiko wenden sich nach den NSA-Veröffentlichungen von Ciscos Netzwerktechnik ab.
„Wir liefern unsere Produkte weltweit aus, von innerhalb wie auch von außerhalb der Vereinigten Staaten, und wenn diese Beschuldigungen zutreffen, dann unterminieren diese Handlungen das Vertrauen in unsere Branche und die Fähigkeit von Technikfirmen, Produkte weltweit auszuliefern“, heißt es in dem an Barack Obama gerichteten Brief. „Wir können so einfach nicht arbeiten – unsere Kunden vertrauen darauf, dass wir in der Lage sind, Produkte vor ihre Tür zu liefern, die den höchsten Standards von Integrität und Sicherheit genügen.“
[mit Material von Rachel King, News.com]
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