Bill McDermott ist ab sofort alleiniger CEO von SAP und damit der erste US-Amerikaner in dieser Position. Sein bisheriger Partner in der Doppelspitze, Jim Hagemann Snabe wechselt in den Aufsichtsrat, wie der Walldorfer Softwarekonzern auf seiner heutigen Hauptversammlung bestätigte.
Der seit 2013 bekannte Wechsel von Snabe aus dem Vorstand in den Aufsichtsrat unter Umgehung der üblichen zweijährigen Cooling-off-Phase ist durch eine im deutschen Corporate-Government-Kodex formulierte Ausnahme möglich. Snabe und McDermott betonten erneut ihre gegenseitige Verbundenheit. Als Team hätten sie mehr erreicht, als jeder alleine.
Tatsächlich kann die Führungsspitze ein Unternehmen vorweisen, dass in den vergangenen Monaten mit innovativen Produkten und neuen Vertriebswegen schneller als der gesamte Software-Markt gewachsen ist. Im Zeitalter der Cloud komme es vor allem auf schnelle Umsetzung von Innovationen an, betont Snabe. Daher müsse SAP auch die eigenen Strukturen verschlanken.
So bestätigt SAP einen Arbeitsplatzabbau von etwa 2000 Stellen und die Schließung kleinerer Niederlassungen. Man müsse schlanker und beweglicher werden, was diese Restrukturierung nach sich ziehe. Auf der Hauptversammlung betonte der scheidende Finanzvorstand Werner Brand aber noch einmal, dass SAP Ende des Jahres mehr Mitarbeiter haben werde als vor dem Programm „Simplify and Optimize“. Geplant sind offenbar insgesamt 3000 neue Stellen.
Seinen Wechsel in den Aufsichtsrat begründet Snabe wie folgt: „Jetzt bin ich noch jung genug, um Neues zu machen.“ Seit über zwanzig Jahren ist er für SAP tätig. Wie Aufsichtsratschef und SAP-Mitgründer Hasso Plattner erklärt, sei Snabe zu wertvoll, um ihn gehen zu lassen.
In den Reden der Aktionärsvertreter klang häufig die Forderung an Hasso Plattner durch, langsam eine Erbfolge für den Aufsichtsratsvorsitz aufzubauen. Denn nach wie vor nimmt Plattner in dieser Position eine tragende Rolle bei SAP ein. Nachdem das Unternehmen die Umwandlung von einer AG in eine SE (Societas Europaea, eine europäische Aktiengesellschaft) plant und auf der Hauptversammlung für diesen Schritt warb, wird es ab 2017 einen kleineren Aufsichtsrat haben. Möglicherweise ist dies auch zum Teil eine Erklärung für Snabes Wechsel.
An der Änderung der Rechtsform lässt sich ebenfalls die Internationalierung des Unternehmens ablesen. Dass SAP aber den alten Wurzeln in Walldorf untreu werden könnte, weist CEO Bill McDermott klar zurück. Um das zu verdeutlichen, wählte er auf seiner Rede auf der Hautpversammlung für sich selbst sogar die dritte Person: „Es gibt keinerlei Grund zu glauben, Bill McDermott könnte gegenüber Deutschland oder SAP illoyal werden.“
McDermott scheint mit Deutschlands größtem Software-Unternehmen noch einiges vorzuhaben. So wurden bereits neue Geschäftsbereiche gegründet, und mit Vishal Sikka trat erst vor kurzem überraschend ein möglicher Thronfolger für den CEO-Posten aus dem Unternehmen aus. Das angekündigte Restrukturierungsprogramm Simplify and Optimize wird SAP nicht nur auf die Besonderheiten eines Cloud-Unternehmens ausrichten, sondern ebenso für eine neue kulturelle Prägung sorgen.
[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]
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