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Wikimedia Deutschland wählt Tim Moritz Hector zum Vorsitzenden

Der hinter Wikipedia.de stehende Verein Wikimedia Deutschland e.V. hat einen neuen Vorsitzenden. Am Sonntag wählte das Präsidium Tim Moritz Hector zum Nachfolger von Nikolas Becker, der nach Vorlage seines Berichts in der 14. Mitgliederversammlung am Samstag zurückgetreten ist. Hector war zuvor zweiter stellvertretender Vorsitzender. Diesen Posten bekleidet nun Sebastian Wallroth.

Zuletzt hatte es innerhalb des Vereins Streit um die Abberufung des langjährigen Vorstands Pavel Richter gegeben. Das Präsidium begründete den Schritt mit auseinandergehenden Ansichten über die strategische Ausrichtung. Der Vorsitzende Becker erklärte allerdings, dass er den Entschluss für falsch halte und er insbesondere über die Art, wie er zustande kam, „zutiefst besorgt“ sei. Offenbar hat er mit seinem Rücktritt nun die Konsequenzen gezogen.

Trotz der Kontroversen im Vorfeld war die Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main nur mäßig besucht. Das Protokoll soll später auf der Website des Vereins zur Einsicht bereitstehen. Bisher liegen nur Berichte vom neuen Präsidiumsvorsitzenden Hector und eines teilnehmenden Mitglieds vor.

Laut Hector ist „die Veränderung auf der Vorstandsposition, die Pavel lange Jahre gestaltet hat, eine neue Erfahrung“ für den Verein. Der Prozess der Nachfolge werde „in den kommenden Monaten viel Arbeit mit sich bringen, und Pavel wird Teil davon sein. Klar ist, dass wir zuerst gemeinsam über den Ablauf und den genauen Zeitplan beratschlagen müssen, und wir werden dabei möglichst viele Menschen einbeziehen und ihre Meinungen sehr ernst nehmen.“ Über konkrete Schritte soll kurzfristig und „so schnell wie möglich“ berichtet werden.

Von den Mitgliedern wurde zwar der bisherige Vorstand entlastet, das Präsidium jedoch nicht. Darüber, ob diese Abstimmung zu diesem Zeitpunkt überhaupt erforderlich war, gibt es bei den Wikimedia-Mitgliedern unterschiedliche Ansichten. Grund ist offenbar eine Verschiebung der Amtszeiten im Verhältnis zu den Mitgliederversammlungen in der Vergangenheit.

Zu den Auswirkungen des Ergebnisses – insbesondere der nicht erfolgten Entlastung – wird sich das Präsidium zunächst beraten. Die Erkenntnisse aus dieser Beratung sollen laut Präsidiumsmitglied Markus Glaser in einer späteren Stellungnahme bekannt gegeben werden. Möglicherweise wird darin auch darauf eingegangen, was es bedeutet, dass das Präsidium mit 22:24 Stimmen nicht entlastet wurde – was bei gegenwärtig 1750 stimmberechtigten Mitgliedern im Verein zwar eine Tendenz offenbart, aber letztendlich doch wenig Aussagekraft hat.

Klar ist, dass mit mehreren Satzungsänderungen in der Versammlung die Rechte aktiver Mitglieder gestärkt wurden. Beispielsweise wurde deutlicher gemacht, dass nur Vereinsmitglieder in das Präsidium aufgenommen werden können. Außerdem sind für eine außerordentliche Mitgliederversammlung nun statt zehn Prozent aller nun nur noch zehn Prozent der aktiven Mitglieder erforderlich. Darüber hinaus können sogenannte Fördermitgliedschaften künftig einfacher beendet werden – möglicherweise um potenziellen Förderern die Angst vor zu langfristigen Verpflichtungen zu nehmen.

Präsidiumsvorsitzender Hector erklärt, er sei überzeugt, „dass Wikimedia Deutschland in einer gefestigten Position ist. Es ist an uns, diesen Verein in den kommenden Jahren gemeinsam zu formen. Dazu gehört auch Selbstkritik oder zumindest die Erkenntnis, dass ein neutraler Blick in so ziemlich jeder Lebenslage hilfreich ist. Deshalb freue ich mich, dass die Mitgliederversammlung dem Antrag des Präsidiums gefolgt ist, und wir nun einen externen Governance Review starten und andere Meinungen, andere Expertise und neue Erkenntnisse einholen werden.“

[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]

ZDNet.de Redaktion

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