Die Analysten der Wall Street sind sich uneinig, was sie von der seit Wochen erwarteten und jetzt von Apple bestätigten Beats-Übernahme halten sollen. Während einige vorbehaltlos applaudieren, bleiben andere mehr oder weniger skeptisch und mahnen ausbleibende Innovationen des iPhone-Herstellers an. Der Kauf des High-End-Kopfhörer-Herstellers Beats Electronics und des Streamingdienstes Beats Music wurde für 2,6 Milliarden Dollar in bar sowie 400 Millionen Dollar in Apple-Aktien vereinbart.
CEO Tim Cook kündigte inzwischen in einem Schreiben an die Apple-Mitarbeiter an, dass die Beats-Gründer Jimmy Iovine und Dr. Dre in führende Positionen bei Apple wechseln und auch ihre Mitarbeiterteams mitbringen werden. Beats Music wird in die Services-Sparte von Eddy Cue integriert werden, während die von Beats Electronics angebotenen Kopfhörer und Lautsprecher in das Ressort von Apples Marketingchef Phil Schiller fallen. Beats Music wird weiterhin als eigenständiger Streamingdienst fungieren und auch als App für Android sowie Windows Phone verfügbar bleiben, versicherte Eddy Cue, bei Apple als Senior Vice President für Internet Software und Services verantwortlich.
Der Analyst von Morgan Stanley befürwortet den Milliardendeal uneingeschränkt, da er mit geringen Risiken verbunden sei und eine potenziell hohe Rendite verspreche. Aufgrund seines 30-prozentigen Umsatzwachstums und einer wahrscheinlich sogar Apple übertreffenden Gewinnspanne hält es die Bewertung von Beats für gerechtfertigt, zumal die Verbindung mit Apples weltweitem Vertriebsnetz für weiteres Wachstum sorgen könnte. „Der Musikabodienst könnte aus dem Kauf einen Volltreffer machen“, schreibt der Analyst des Bankhauses. „Apple glaubt, dass Beats die richtige Strategie für Musikstreaming anbietet, da es sowohl Algorithmen als auch 200 Mitarbeiter für die Schaffung von Playlists einsetzt, womit es sich von den Wettbewerbern abhebt.“
Ähnlich positiv bewertet RBC Capital Markets die vereinbarte Übernahme, da Apple einen führenden Streamingdienst sowie ein lukratives Hardwaregeschäft mit einer geschätzten Gewinnspanne von über 70 Prozent erhalte. Entscheidend sei aber auch, dass die Beats-Gründer führende Positionen bei Apple übernehmen sollen: „Aus unserer Sicht könnten sich die neuen Mitarbeiter bei der Strategie für iTunes und Musik nützlich machen – und hier sah es in letzter Zeit nicht mehr so glänzend aus. Bemerkenswert ist, dass Iovine einer der ersten Manager der Musikbranche war, der den Rückgang des Download-Geschäfts vorhersah und Abonnements sowie Streamingdienste für die Zukunft befürwortete.“
Bei den Zweiflern reiht sich hingegen Wells Fargo Securities ein. Es räumt dem iPhone-Hersteller zwar „einen gewissen Vertrauensvorschuss“ aufgrund seiner historischen Erfolge ein, sieht die musikbezogene Übernahme jedoch als defensiv an und empfiehlt Apple, sich auf „offensivere Werte zu konzentrieren, um sich in eine bessere Position zu bringen“. Hinsichtlich des Beats Premium-Kopfhörergeschäfts mit seinen hohen Spannen befürchtet der Wells-Fargo-Analyst, dass die Übernahme sich als kurzsichtige Anstrengung erweist, die Umsätze mit Zubehör zu steigern.“ Der Musikdienst andererseits verspreche zwar potenzielle Werbeeinnahmen, aber Beats habe nicht die von Apple benötigte Größenordnung. „Und ganz ehrlich, auf Apps und herkömmliche In-App-Bannerwerbung zu setzen, das ist nicht die Differenzierung und Innovation, die wir hier von Apple erwarten.“
Die International Strategy & Investment Group (ISIG) weist darauf hin, dass der Kaufpreis wenig mehr als 2 Prozent von Apples Barvermögen beträgt. Dennoch sehen ihre Analysten in der Übernahmevereinbarung etwas, das ihnen „Kopfzerbrechen bereitet“. Immerhin habe der aufkommende Musikabodienst von Beats das Potenzial, Apples iTunes Radio mehr Schubkraft zu geben.
Abschließend gibt ISIG Apple noch die ganz besondere Empfehlung, die Baupläne für seine Raumschiffzentrale zu modifizieren, damit sich die neuen Mitarbeiter aus der Musikbranche dort auch dauerhaft wohlfühlen. Sie erinnern an das erste Solo-Album von Beats-Mitgründer Dr. Dre, das 1992 veröffentlicht wurde und mit seinem Slang-Titel „The Chronic“ auf besonders starkes Marihuana anspielte. Obwohl medizinisches Marihuana in Kalifornien seit 1996 gesetzlich erlaubt ist, sei in Apples neuer Zentrale jedoch keine Ausgabestelle für medizinisches Marihuana vorgesehen. Apple sei daher anzuraten, „seine Baupläne nochmals zu überprüfen“.
[mit Material von Steven Musil, News.com]
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