Samsung zeigt erstes Smart-TV mit Tizen OS

Neben dem kürzlich angekündigten Smartphone „Samsung Z“ hat Samsung auf der Tizen Developer Conference in San Francisco auch ein erstes Smart-TV mit dem quelloffenen Betriebssystem präsentiert. Zudem stellte es Tizen CloudBox vor, das als zentrale Sammelstelle für alle Cloud-Inhalte eines Nutzers dienen soll.

Der ausgestellte Prototyp des Tizen-Fernsehers hat eine Diagonale von 65 Zoll. Die Software erlaubt es Nutzern, aufs Internet zuzugreifen, Fotos und Videos zu betrachten, Musik zu hören und natürlich Livestreams anzusehen. Theoretisch lassen sich auch Apps herunterladen und installieren, aktuell sind für die TV-Software aber kaum welche verfügbar. Eingaben sind mit der Fernbedienung oder einer Funktastatur möglich.

Samsung enthüllte auf der Tizen Developer Conference in San Francisco den Prototyp eines Fernsehers mit Tizen OS (Bild: Nate Ralph/CNET).

„Lest es von meinen Lippen ab: Sie werden sehr bald auf den Markt kommen“, sagte Samsungs Executive Vice President Jong-Deok Choi in seiner Keynote über die neuen Smart-TVs. Co-CEO BK Yoon hatte schon letztes Jahr den Start von Tizen-basierten Fernseher für 2014 angekündigt.

Doch nicht nur Samsung will Fernseher mit einem vollständigen Betriebssystem ausstatten. LG setzt in seinen Smart-TVs WebOS ein, das es von Hewlett-Packard übernommen hat. Nach eigenen Angaben hat es seit dem Start im März mehr als eine Million Geräte verkauft und erwartet bis zur ersten Jahreshälfte 2015 einen Anstieg auf zehn Millionen. Googles Android-basiertes Google TV als Betriebssystem für internetfähige Fernseher war hingegen ein Flop. Stattdessen setzt der Konzern jetzt auf seinen Streaming-Stick Chromecast. Auch Apple soll an einem eigenen Fernseher arbeiten, der seine Settop-Box Apple TV ergänzt. Eddy Cue, Chef von Apples Abteilung Internet Software und Services, sagte jedoch vergangene Woche, „TV ist ein schwer lösbares Problem“.

Samsung demonstrierte in San Franciso auch das Zusammenspiel seines neuen Tizen-Smartphones Samsung Z und der Smartwatch Gear 2 mit dem Tizen-basierten Fernseher. Ein Nutzer der Fitness-Tracker-App S Health kann beispielsweise Daten von der Gear 2 an das Smartphone oder den Fernseher senden, um sie dort auf dem größeren Bildschirm auszuwerten.

Das ebenfalls vorgestellte Tizen CloudBox ermöglicht es Anwendern, von zentraler Stelle auf ihre Cloud-Konten zuzugreifen. Dort hinterlegte Dateien werden in einem einzelnen Ordner angezeigt. So können Nutzer etwa ihre bei Dropbox, Box, SugarSync, Google Drive, OneDrive oder Amazon S3 gespeicherten Daten öffnen, ohne eine separate App für jeden Dienst zu starten. Samsung hat die Funktion unter Verwendung verfügbarer APIs der verschiedenen Services realisiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch Apples iCloud unterstützt wird, ist daher eher gering. Tizen CloudBox soll „in Kürze“ als Open-Source-Projekt veröffentlicht werden. Aktuell liegt es nur als Prototyp vor.

Tizen CloudBox soll als zentrale Sammelstelle für Cloud-Inhalte dienen (Bild: Nate Ralph/CNET).

Darüber hinaus in San Francisco zu sehen waren zwei Kameras mit Tizen OS. Sie unterstützen allerdings keine Tizen-Apps, sondern nutzen lediglich das Betriebssystem als grundlegende Software. Vorteile sind laut Samsung eine hohe Leistung und lange Akkulaufzeit. Inzwischen bietet der Hersteller vier Kamera-Modelle mit Tizen an: NX300, NX300m, NX2000 und NX30.

Laut Samsung lag die Zahl der Registrierungen für die Tizen Developers Conference 35 Prozent über den Erwartungen. Mehr als 1400 Entwickler besuchten die von Intel und Samsung ausgerichtete Konferenz und erhielten zum Dank einen Mini-PC sowie eine Gear 2. Im Rahmen eines Entwicklerwettbewerbs lobten die Veranstalter ein Preisgeld in Höhe von 200.000 Dollar für die besten Tizen-Apps für Smartphone und Smartwatch aus.

Samsung und andere Tizen-Unterstützer erhoffen sich von dem alternativen Betriebssystem, dass es sich zu einem ernsthaften Konkurrenten für Android entwickelt und man so Googles strengen Auflagen entgehen kann. Die Markteinführung von Tizen-Smartphones hatte sich in der Vergangenheit mehrfach verzögert, nicht nur aufgrund von Problemen mit Hardware und Software, sondern auch wegen mangelnder Unterstützung durch Carrier und App-Entwickler. So erfolgt der Marktstart des ersten Tizen-Smartphones etwa ein Jahr später als ursprünglich geplant.

[mit Material von Shara Tibken, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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