Wikipedia überarbeitet Nutzungsbedingungen für Autoren

Wikipedia hat seine Nutzungsbedingungen um eine Klausel erweitert, die Autoren verpflichtet, von Dritten bezahlte Artikelbearbeitungen offenzulegen. Davon verspricht sich die hinter der Online-Enzyklopädie stehende Wikimedia Foundation mehr Transparenz und eine offenere Diskussion innerhalb der Community über bezahlte Bearbeitungen.

Wörtlich heißt es in den aktualisierten Regeln für Autoren: „Gemäß diesen Nutzungsbedingungen sind täuschende Handlungen, insbesondere Falschangaben bezüglich der Zugehörigkeit, Identitätsbetrug und Betrug, verboten. Im Rahmen dieser Pflichten müssen Sie Ihren Arbeitgeber, Kunden und Ihre Zugehörigkeit in Bezug auf alle Beiträge, für die Sie eine Vergütung erhalten oder erwarten, offenlegen.“

In einem Blogeintrag erläutert die Wikimedia Foundation die Gründe für die Änderungen: „Wir sind der Ansicht, dass eine nicht offengelegte Bearbeitung gegen Bezahlung zu werblichen Zwecken eine Black-Hat-Praktik ist, die das Vertrauen von Wikimedias Ehrenamtlichen und Lesern unterminiert. Wir haben ernsthafte Bedenken, wie sich eine solche Bearbeitung auf die Neutralität und Zuverlässigkeit von Wikipedia auswirkt.“

Der jetzigen Richtlininienänderung ging ein längerer Streit über bezahlte Bearbeitungen auf Wikipedia voraus, der damit endete, dass eine Gruppe von elf führenden PR-Firmen sich in einer gemeinsamen Erklärung verpflichtete, die Nutzungsbedingungen von Wikipedia zu respektieren. Sie reagierten damit auf eine Klagedrohung der Wikimedia Foundation vom vergangenen Jahr, die „verdächtiges Editieren“ zugunsten bestimmter Produkte bemerkt hatte – auch wenn sie nicht den jetzigen Unterzeichnern galt.

„Frühere Handlungsweisen von Vertretern unserer Branche haben zu einem angestrengten Verhältnis [zu Wikipedia und ihren Redakteuren] geführt“, heipt es in der Erklärung. „Unsere Firmen sind der Meinung, dass es im Interesse der Branche sowie aller Wikipedia-Nutzer liegt, dass Wikipedia ihr Ziel erreicht, eine zutreffende und objektive Online-Enzyklopädie zu erstellen. Darum sollten kluge Kommunikationsprofis sich im Zuge ihrer ethischen Richtlinien an die Vorgaben von Wikipedia halten.“

Das Thema erreichte im vergangenen Oktober die breite Öffentlichkeit, als Wikimedia nach Nachforschungen 250 Nutzerkonten sperrte, die offenbar dem bezahlten Einstellen von Artikeln und ihrer Bearbeitung im Sinne der Auftraggeber dienten. Als so genannte „Sockenpuppen“ waren sie zusätzlich angelegte Konten bereits unter anderem Namen angemeldeter Wikipedia-Nutzer, deren Anlegen technisch bislang nicht zu verhindern ist. Wikipedias Nutzungsbedingungen untersagen aber ausdrücklich den Versuch, „den Anschein zu erwecken, ein anderer Benutzer oder eine andere Person zu sein, Ihre Verbindung mit irgendeiner Person oder Einrichtung falsch wiederzugeben oder den Benutzernamen eines anderen Benutzers in der Absicht zu verwenden, andere damit zu täuschen“.

Angesichts der „Komplexität des Problems“ kündigt Wikimedia an, die Effizienz der jüngsten Richtlinienänderung genau zu überwachen und gegebenenfalls nötige Nachbesserungen vorzunehmen.

[mit Material von Steven Musil, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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