Facebook hat mit Slingshot wie erwartet einen neuen Snapchat-Konkurrenten eingeführt. Die App für iOS ist ab sofort verfügbar. In einem Blogbeitrag weist das Team dahinter zudem auf Unterschiede gegenüber Snapchat hin.
So kann man Fotos und Videos mit Slingshot an ganze Benutzergruppen schicken – und nicht nur an Einzelpersonen. Zugleich muss man selbst erst einmal etwas verschickt haben, bevor man Nachrichten empfangen kann.
„Wir sind keine Messaging-App“, schreibt Produktdesigner Joey Flynn. Der Zwang, im Austausch etwas zurückzuschicken, wenn man empfangene Medien zu sehen bekommen wolle, sorge für eine ganz neue Dynamik.
Wie bei Snapchat werden Slingshot-Medien nach dem Betrachten gelöscht – sobald der Nutzer sie beiseite wischt. Vorher allerdings kann er sie ansehen, solange er möchte.
Der Blogbeitrag erzählt auch die Entstehungsgeschichte von Slingshot: Im vergangenen Dezember haben Joey Flynn und Rocky Smith die erste Version bei einem der Hackathon genannten Programmierwettbewerbe geschrieben. Auch Smith ist weiter am Projekt beteiligt, nämlich als Entwicklungsleiter. Das Team wurde auf zehn Mitarbeiter aufgestockt.
Den Namen und das Logo von Facebook sucht man in der App vergeblich. Facebook dämpft auch die Erwartungen an das Projekt: Man müsse nicht gleich eine Milliarde Nutzer dafür gewinnen. Vielmehr wolle man langsam wachsen und dabei die Funktionen weiter verfeinern. Auf Facebook werde man die App vorerst nicht bewerben. „Wir werden nicht die Flagge schwenken“, schreibt Flynn. „Wir wollen mit einer kleinen Gruppe anfangen.“
Facebook hatte auf den Aufstieg von Snapchat zunächst mit einem Kaufangebot in Höhe von 3 Milliarden Dollar reagiert. Als dies abgelehnt wurde, ahmte es den Dienst mit der App Poke nach. Sie wurde mangels Erfolg dieses Frühjahr aus Apples App Store zurückgezogen. Wie bei Snapchat war der Clou von Poke, dass verschickte Nachrichten nach Ablauf einer Frist automatisch gelöscht wurden.
Bekanntlich verfolgt Facebook eine Multi-App-Strategie. Im April hatte sie CEO Mark Zuckerberg ausführlich kommentiert. Wichtigste App ist der eigentliche Facebook-Client „Katana“, der etwa via Google Play über 500 Millionen Mal installiert wurde.
Eine Ebene darunter befindet sich nach Zuckerbergs Modell mit Instagram, WhatsApp und Messenger eine Gruppe, mit denen Facebook seine weltweite Reichweite noch einmal drastisch ausbauen will. Die unterste Ebene schließlich soll eine Gruppe experimenteller Mobilanwendungen besetzen, deren Erfolg noch unsicher ist. Dazu zählt der iOS-Newsreader Paper, der im Januar als erstes Produkt einer neuen Abteilung namens Facebook Creative Labs vorgestellt wurde. Hier dürfte sich auch Slingshot einordnen.
Snapchat hat auf Facebooks Ankündigung mit einer Erweiterung seiner eigenen App reagiert. Nutzer, die sich am selben Ort aufhalten, können nun ihre Fotos und Videos untereinander austauschen und sammeln. „Wir wollten etwas entwickeln, was eine gemeinsame Perspektive schafft – zahlreiche unterschiedliche Blickwinkel“, heiß es in einer Erklärung.
[mit Material von Ian Sherr, News.com]
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