Der Weltfußballverband FIFA und seine Fernsehpartner wie ESPN und Univision sorgen dafür, dass in Twitters Sechs-Sekunden-Videodienst keine Fernsehbilder der laufenden Weltmeisterschaft mehr zu sehen sind. Wie das Wall Street Journal berichtet, gehen sie auch gegen animierte GIFs vor. Dies hat vor allem in den USA zu einer neuen Debatte über das „Fair Use„-Prinzip geführt.
Besonders kritisch sehen die Rechteinhaber Wiedergaben von Torszenen. So war auf der Website Slate.com eine achtminütiges Video mit allen 136 Toren der Gruppenphase zu sehen, das innerhalb weniger Stunden tausendfach über Soziale Netze verbreitet wurde. Inzwischen heißt es auf Slate, das Video sei „aus Urheberrechtsgründen“ entfernt worden.
Weniger eindeutig ist der Fall von Vine-Videos, die oftmals aus mit dem Smartphone abfotografierten Fernsehbildern bestehen. Gestern konnten auf Twitters Videodienst noch zahlreiche solche Fanaufnahmen mit bisweilen lustiger Zusammenstellung, aber durchweg schlechter Bildqualität gesehen werden, heute finden sich in Vines WM-Bereich überwiegend noch von Nutzern im Stadion aufgenommene Szenen.
Das entschiedene Vorgehen gegen Fan-Videos steht in Kontrast zu den Versuchen der Rechteinhaber, über Soziale Netze in Kontakt mit dem Publikum zu kommen. Aber es geht um viel Geld: Für die US-Rechte hat ESPN 100 Millionen Dollar an die FIFA überwiesen, das in spanischer Sprache sendende Univision zahlte sogar mehr als 325 Millionen Dollar für die Rechte an den Turnieren 2010 und 2014. Die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 wird hingegen Fox übertragen, das im Jahr 2011 für 425 Millionen Dollar den Zuschlag erhielt.
„Diese Art übertrieben aggressive Durchsetzung von Urheberrechten rund um die Weltmeisterschaft – man sieht es auch bei den Olympischen Spielen – ist typisch für große Sportereignisse geworden“, kommentiert Mitch Stoltz, Anwalt in Diensten der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation. „Das wirkt fast wie eine gespaltene Persönlichkeit. Die Organisatoren wollen, dass sich die Menschen damit beschäftigen, auch auf Sozialen Netzen, aber zugleich wollen sie genau kontrollieren, was normale Leute tun. Ihre Werkzeuge sind das Urheberrecht und das Markenrecht.“
Stoltz verweist auf die vier Faktoren, die US-Gerichte beurteilen müssen, wenn sie Urheberrechtsverstöße von Fair Use abgrenzen. „Sechs Sekunden ist kurz und legt nahe, dass die meisten – nicht alle – Vine-Videos unter Fair Use fallen, aber auch der Zweck der Verwendung spielt eine Rolle. Man muss sehen, ob es mehr wie ein Nachrichtenbericht wirkt. Nachrichten sind einer der ausdrücklich im Gesetz aufgeführten Fälle.“
Der Anwalt bezweifelt, dass sich die Rechteinhaber einen Gefallen tun, wenn sie Fan-Material konsequent vom Netz nehmen lassen. Das schaffe eine Atmosphäre, in der niemand mehr mit großen Firmen über Fair Use diskutieren wolle. „Es ist nicht gut für die Öffentlichkeit – und wahrscheinlich auch nicht gut fürs Geschäft.“
[mit Material von Nick Statt, News.com]
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