Verändertes Kommunikationsverhalten: Deutsche telefonieren weniger

An aktuellen Daten der Bundesnetzagentur lässt sich dem Branchenverband Bitkom zufolge ein verändertes Kommunikationsverhalten ablesen. Demnach telefonieren die Deutschen weniger, aber nutzen verstärkt Messaging-Dienste, Chats und Videotelefonie. Vor allem im Festnetz ist die Zahl der Anrufe weiterhin rückläufig.

Im vergangenen Jahr sank die Summe aller abgehenden Telefonate im Festnetz und Mobilfunk um 1,4 Prozent von 283 auf 279 Milliarden Minuten. Dabei gingen die Telefonate im Festnetz um 3 Prozent von 174 auf 169 Milliarden Minuten zurück. Hingegen konnten die Telefonate im Mobilfunk noch leicht um einen knappen Prozentpunkt von 109 auf 110 Milliarden Minuten zulegen. 2010 war mit in Summe 295 Milliarden Minuten abgehender Telefonate das Spitzenjahr der Sprachtelefonie. Seitdem sind die Telefonate im Festnetz und Mobilfunk um insgesamt 5 Prozent gesunken.

Der Rückgang verlief laut Bitkom bislang ausschließlich zu Lasten der Festnetztelefonie. Die Zahl der aus dem Festnetz abgehenden Telefonminuten sank zwischen 2010 und 2013 um gut 12 Prozent, von 193 Milliarden auf 169 Milliarden Minuten. „Die Netzbetreiber stehen vor einer Mammutaufgabe“, kommentiert Bitkom-Präsident Dieter Kempf. „Die Umsätze geraten unter Druck, gleichzeitig stehen sie in einem scharfen Preiswettbewerb, sind ständig neuen Regulierungseingriffen ausgesetzt und müssen nun zweistellige Milliardeninvestitionen in den Breitbandausbau stemmen.“

Nach Schätzungen der Bundesnetzagentur verbrachte jeder Bundesbürger im vergangenen Jahr durchschnittlich knapp 57 Stunden am Telefon. Etwa 60 Prozent dieser Gesprächszeit geht derzeit über das Festnetz. 2010 waren es noch 65 Prozent. „Dank stark fallender Preise und günstiger Flatrates nutzen die meisten Verbraucher das Handy ebenso selbstverständlich wie das Festnetztelefon“, sagt Kempf. Eine immer beliebtere Alternative zum klassischen Telefonieren per Festnetz oder Handy seien Videotelefonate übers Internet. Laut Forsa-Umfragen im Auftrag des Bitkom nutzten 2013 rund 17 Millionen Deutsche zumindest hin und wieder Videotelefonie. 2011 waren es erst 7 Millionen.

Auch innerhalb des Festnetzes findet dem Branchenverband zufolge ein Wandel statt: Die Nutzung klassischer Telefonnetze und Schmalbandnetze wie analoge Anschlüsse oder ISDN nimmt ab. Immer mehr Verbraucher telefonieren über entbündelte DSL-Anschlüsse, Kabelnetze oder IP-basierte Dienste. 2010 wurde jede fünfte Gesprächsminute (21 Prozent) über IP-basierte Telefondienste abgewickelt, 2013 fast jede dritte (30 Prozent). Ein wichtiger Grund für diesen Trend ist die Entscheidung der Deutschen Telekom, auf sogenannte All-IP-Netze umzustellen. Alle Inhalte (inklusive Sprache) werden dort in IP-Paketen übertragen. Dies soll eine effizientere Nutzung der Transportwege und des Netzmanagements ermöglichen.

Der Begriff IP-Telefonie ist dabei zu unterscheiden von Internettelefonie-Applikationen. Gespräche von IP-basierten Telefonanschlüssen werden technisch zwar über das Internet-Protokoll abgewickelt, der Telefon-Anbieter leitet die Gespräche aber unabhängig vom normalen Internet-Verkehr in seinem Netz weiter und kann so grundsätzlich die notwendige Sprachqualität und Sicherheit garantieren. Bei Internettelefonie-Apps wie Skype, Facebook, Google Hangout, Apple FaceTime oder Viber ist dies anders: Hier werden die Gespräche als Datenpakete über das öffentliche Internet verschickt.

Insgesamt sank die Zahl der Festnetztelefon-Anschlüsse von 2012 auf 2013 in Deutschland laut Bundesnetzagentur von 37,5 auf 37,2 Millionen. Die Zahl der Mobilfunkverträge ist im gleichen Zeitraum hingegen leicht gestiegen: von 113 auf gut 115 Millionen.

Die Bundesnetzagentur fasst unter Festnetztelefonie die klassischen sowie IP-basierten Telefondienste zusammen. Internet-Telefonie wie Skype gehören nicht in diese Kategorie. Die Angaben der Gesprächsminuten beziehen sich nur auf die abgehenden Gespräche. Dabei sind auch Verbindungen in nationale Mobilfunknetze sowie ins Ausland eingerechnet.

ZDNet.de Redaktion

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