Apple hat die US-Handelsaufsicht FTC auf die In-App-Verkaufspraktiken Googles hingewiesen, nachdem es in dieser Hinsicht selbst Probleme mit der Regulierungsbehörde bekam und im Januar einen Vergleich eingehen musste. Weniger als eine Woche später schwärzte der Generaljustiziar des iPhone-Herstellers den Konkurrenten per E-Mail bei der Federal Trade Commission an. Das erfuhr Politico jetzt durch eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz Freedom of Information Act (FOIA)
„Ich dachte, dieser Artikel könnte Sie interessieren, insbesondere wenn Sie ihn noch nicht gesehen haben“, schrieb Apples Chefjurist Bruce Sewell in einer E-Mail an FTC-Chairwoman Edith Ramirez und Kommissionsmitglied Julie Brill. Er verwies dazu auf einen Bericht von Consumer Reports, der Google ähnliche Verkaufspraktiken wie Apple vorwarf. Google erlaubte zu dieser Zeit Kindern In-App-Käufe in einem Zeitfenster von 30 Minuten, nachdem ein Erwachsener ein Passwort eingegeben hatte. Dank dieses Schlupflochs könne ein Kind „Geld ausgeben wie ein betrunkener Matrose“, schrieb die in etwa mit Warentest vergleichbare Publikation, die von der gemeinnützigen Organisation Consumers Union veröffentlicht wird.
Nicht unwahrscheinlich ist, dass die Federal Trade Commission sich jetzt Google vornimmt, zumal sie inzwischen auch Amazon aufgefordert hat, seine Richtlinien zu In-App-Käufen durch Kinder zu ändern. Apple musste im Rahmen seines FTC-Vergleichs seinen Kunden nicht nur mindestens 32,5 Millionen Dollar erstatten, sondern auch sein Abrechnungsverfahren ändern und sicherstellen, dass es zu jedem Einkauf die „ausdrückliche Zustimmung“ des Nutzers erhält.
Amazon hingegen will nicht klein beigeben, sondern wehrt sich gegen die Forderungen der FTC sowie angedrohte Strafzahlungen. Es will ausdrücklich auch eine gerichtliche Klärung in Kauf nehmen. Der Onlinehändler argumentiert damit, er erstatte seinen Kunden stets bereitwillig ihre Ausgaben, wenn es zu irrtümlichen Käufen kommt. Amazon erklärte sich „tief enttäuscht“, dass es mit Apple in einen Topf geworfen werde – es sei falsch, wenn die Behörde das Verfahren gegen den iPhone-Hersteller als Vorlage nehme.
Nach einer Sammelklage aktualisierte Google schon im März seinen Play Store und führte die Option ein, eine Passworteingabe für jeden Kauf – auch App-intern – verpflichtend zu machen. Aber obwohl auch Apple zuvor schon auf sein 15-Minuten-Zeitfenster für solche Käufe verzichtet hatte, drängte die FTC danach noch immer zu einem Vergleich.
Nach Meinung von Verbraucherschützern sollten die Regulierer auch gegen andere Firmen ähnlich konsequent vorgehen. „Unternehmen ändern ihre Praktiken und ihre Richtlinien zur Privatsphäre wie das Wetter“, zitiert Politico Joni Lupovitz von Common Sense Media. „Deshalb ist es besser, wenn sie sich einer FTC-Verfügung zu beugen haben, die klar besagt, hier ist ein Grundsatz oder eine Richtlinie oder eine Praxis, daran habt ihr euch zu halten.“
[mit Material von Richard Nieva, News.com]
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