FTC verklagt Amazon wegen unautorisierter In-App-Käufe durch Kinder

Die Federal Trade Commission hat bei einem Bezirksgericht im US-Bundesstaat Washington eine Klage gegen Amazon eingereicht (PDF). Die US-Handelsbehörde wirft dem Unternehmen vor, Eltern mehrere Millionen Dollar für nicht autorisierte In-App-Käufe in Rechnung gestellt zu haben, die Kinder auf Mobilgeräten getätigt haben.

Das Gericht soll Amazon anweisen, den betroffenen Kunden den Kaufpreis zu erstatten. In den meisten Fällen geht es laut FTC um virtuelle Waren für Spiele. Einige der Rechnungen beliefen sich auf mehrere Hundert Dollar. Einzelne virtuelle Waren kosteten sogar bis zu 99,99 Dollar.

Beim Start der In-App-Kauffunktion Ende 2011 gab es im Amazon Store noch keine automatische Passwortabfrage für alle Transaktionen. Kinder hätten also ohne Einschränkungen Gegenstände einkaufen können, so die FTC weiter. Inzwischen sei jedoch die Eingabe eines Kennworts erforderlich.

„Amazons In-App-System ermöglichte es Kindern, ohne Erlaubnis das Konto ihrer Eltern unbegrenzt zu belasten“, wird die FTC-Vorsitzende Edith Ramirez in einer Pressemeldung zitiert. Selbst Mitarbeiter von Amazon hätten die dadurch entstandenen Probleme erkannt. „Wir fordern eine Entschädigung für betroffene Eltern und eine gerichtliche Anweisung, die sicherstellt, dass Amazon das Einverständnis der Eltern für In-App-Käufe einholt.“

In der vergangenen Woche hatte die FTC Amazon über die Anschuldigungen informiert. In einem Brief kündigte das Unternehmen an, sich auch vor einem Gericht gegen die Vorwürfe zu wehren. Man habe stets auf Kundenbeschwerden zu In-App-Käufen reagiert und das Nutzererlebnis stetig verbessert. Dieser Erklärung wollte Amazon nun nichts mehr hinzufügen.

Zuletzt hatte Amazon im Juni den Einkaufsprozess optimiert. Auslöser war eine Beschwerde eines Elternteils, das einen In-App-Kauf genehmigt hatte, aber nicht wusste, dass diese Genehmigung für einen Zeitraum von bis zu einer Stunde gilt. Vorherige Anpassungen hält die FTC für unzureichend und nicht transparent. Daher fordert sie Erstattungen für einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren vor Juni 2014.

Bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten verglich Jessica Rich, bei der FTC für Verbraucherschutz zuständig, die Situation bei Amazon mit einem „brennenden Haus“. Die Formulierung stammt ihr zufolge aus interner Kommunikation von Amazon, die im Lauf der Ermittlungen entdeckt worden sei. Amazons Richtlinien für Erstattungen seien unangemessen. Selbst für einen hartnäckigen Verbraucher sei es schwierig, sein Geld zurückzubekommen. Rich geht davon aus, dass im Lauf des Gerichtsverfahrens noch weitere Beschwerden bekannt werden. Es werde auch zeigen, welchen Betrag Amazon zurückerstatten müsse.

Mit Apple hatte die FTC Anfang des Jahres in ähnlicher Sache einen Vergleich geschlossen. Im Rahmen der Vereinbarung muss das Unternehmen aus Cupertino 32,5 Millionen Dollar an seine Kunden zurückzahlen. Amazon hatte sich jedoch geweigert, einem Vergleich zuzustimmen. Deswegen hat die Behörde jetzt ihre Klage eingereicht.

Unterstützung erhielt Amazon von der republikanischen Senatorin Deb Fischer. Sanktionen gegen das Unternehmen entsprächen „de facto einer Steuer auf Innovationen und bedrohen künftiges Wachstum“, schreibt sie in einem offenen Brief an die FTC. Durch langjährige Vereinbarungen mit Unternehmen versuche die FTC zudem regulatorische Befugnisse zu erhalten, die der Kongress der Behörde bewusst vorenthalten habe.

[mit Material von Donna Tam, News.com]

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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