Blackberry wird vorgeworfen, „seine Privacy-Ziele verraten“ zu haben, indem es Hintertüren zu Nachrichten seiner Kunden einrichtete. Diese Aussage kommt von Toby Weir-Jones, dem CEO von SGP Technologies, das hinter dem Smartphone-Projekt Blackphone steckt.

Weir-Jones reagierte mit seinem Blogbeitrag auf einen Angriff durch die kanadische Firma, die dem Blackphone „Sicherung der Privatsphäre auf Heimanwender-Niveau“ unterstellte. Blackberry-Manager Joe McGarvey behauptete auch, das Blackphone sei nur der jüngste Spross einer „Heimwerker-Industrie für sichere Kommunikationsprodukte, die sich an Heimanwender wenden.“ Diese sei in der Folge von Edward Snowdens Enthüllungen entstanden.

McGarvey sprach dem Blackphone damit natürlich vor allem Unternehmenstauglichkeit ab. Das „angeblich sichere“ Blackphone lasse sich nicht durch die IT-Abteilung kontrollieren. Firmen bräuchten Komplettlösungen wie Blackberry Enterprise Services statt Sicherheit auf Geräteebene. „Der Schutz, den Blackberrys umfassende EMM-Lösungen bieten, macht die attraktivsten Funktionen des Blackphone überflüssig.“

Weir-Jones kontert nun, das Blackphone sei unternehmenstauglicher als die Blackberry-Plattform, die nur durch Firmen am Leben gehalten werde, die zu unflexibel für einen Wechsel seien. „Die Welt hat 2010 erfahren, dass RIM bereit war, seine Integrität zu opfern, wenn Regierungen nur ausreichend Druck ausübten, um die Nachrichten der damals weit verbreiteten Geräte auszuspionieren. Diverse Erklärungen der Telekom-Regulierungsbehörden in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indiens bestätigen letztlich: RIM hat es möglich gemacht, die zuvor geheimen verschlüsselten Nachrichten zu entschlüsseln und einzusehen.“

„Es gibt viele Spekulationen, was genau geschah und ob die Hintertüren heute noch existieren, klar ist aber, dass alle Ansätze eine grundlegende Konsequenz hatten: die Privacy-Ziele zu verraten.“ Weir-Jones fügt dem hinzu, die Blackberry-Plattform habe ihr Verfallsdatum überschritten. Aufgrund der restriktiven Architektur und mangels Unterstützung durch Dritte kehrten sich die meisten Firmen von ihr ab. Das quadratische Tastatur-Smartphone „Passport ist wahrscheinlich die letzte Chance, Blackberrys Hardware-Geschäft wiederzubeleben; ansonsten werden sie sich wahrscheinlich ganz auf MDM konzentrieren, wo sie jetzt schon Nachteile haben, wenn man Multiplattform-Fähigkeiten berücksichtigt.“

Das Blackphone hingegen sei transparenter, flexibler und bringe eine Reihe Funktionen mit, die Blackberry nicht bieten könne, darunter verschlüsselte Sprachtelefonie, die über ein Peer-to-Peer-Protokoll erfolge – und nicht wie bei BBM Voice über ein Rechenzentrum, in dem dann wieder Überwachung ansetzen könne.

„Die Anliegen von Blackphone sind Privacy, Wahlmöglichkeiten und Kontrolle. Die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, kehrt zum Besitzer des Geräts zurück. Als Privatmann hat er vollständige Kontrolle, Firmen können die Berechtigungen ihrer Angestellten aber einschränken. Wir weisen ganz klar die Aussage zurück, Ende-zu-Ende-Schutz sei die einzige gangbare Lösung. Gerade dieser Ansatz hat es Blackberry ermöglicht, seine Kunden zu verraten und seine Glaubwürdigkeit zu verspielen.“ Blackphones PrivatOS baue auf einem bekannten Kern – „Android 4.4.2+“ – auf. Somit müssten Firmen nicht auf eine sterbende Plattform setzen.

Das Blackphone war auf dem Mobile World Congress im Februar vorgestellt worden. Die Auslieferung begann letzten Monat, die erste Charge ist abverkauft. Die Produktion läuft aber weiter, und SGP plant nun auch ein Tablet auf Basis von PrivatOS.

[mit Material von Steve McCaskill, TechWeekEurope.co.uk]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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