Als Apple das iPad einführte fragten sich viele, ob dies nicht zu einer Kannibalisierung des PC-Marktes führen würde – wovon natürlich auch die Mac-Desktops und -Notebook betroffen wären. Als dann nach mehreren Neuauflagen des Apple-Tablets das iPad Mini herauskam, stellte sich manch einer hinsichtlich des großen Bruders dieselbe Frage.
Apples cloudbasierende Verschmelzung des iPhones mit seinem neuesten Desktop- und Notebook-Betriebssystem OS X 10.10 Yosemite bietet wiederum auf einen Schlag derart viele produktive Möglichkeiten, dass man sich nun erneut fragen muss, wofür ein iPad eigentlich noch benötigt wird. Denn Apple bringt mit Yosemite die von iPhone und iPad bekannte Konnektivität und Produktivität auf den Mac.
Dieser Evolutionssprung macht sich schon jetzt in der Nutzerresonanz bemerkbar: Die Anzeigen- und Analysefirma Chitika meldet zum Beipiel einen signifikanten Anstieg der Verbreitung von Mac OS X Yosemite, seit Apple die öffentliche Beta am 24. Juli zugänglich gemacht hat. ZDNet hat daher einen ersten, tiefergehenden Blick auf Design und Features von OS X 10.10 geworfen.
Vorab ist anzumerken, dass das Mac-Betriebssystem im Laufe des vergangenen Monats mehrfach aktualisiert wurde und daher in Teilen noch fehlerhaft und schwerfällig agiert. Allerdings muss angefügt werden, dass eine Vorabversion den Fokus naturgemäß nicht auf das Beheben von Abstürzen und Bugs legt. Der eigentliche Fokus liegt vielmehr auf den visuellen Unterschieden zum Vorgänger, aber auch auf Produktivitätsverbesserungen und nicht zuletzt auf der Zukunftsfähigkeit.
Das erste, was User nach der Installation sowie dem initialen Start von OS X Yosemite – etwa auf seinem MacBook – registrieren werden, ist eine neue Benutzeroberfläche und eine damit einhergehende, andere Anwendererfahrung. Das Ganze wirkt zwar neu und frisch, ist aber dennoch nicht übermäßig gewöhnungsbedürftig, da die Schnellstartleiste respektive die Dock-Ansicht sowie die Schriftart doch sehr an iOS 7 erinnern.
Die Icons der nativen Yosemite-Anwendungen sind jetzt flacher und präsentieren sich – ebenso wie die geöffneten Applikationen selbst – auch heller und abgerundeter. Gleichermaßen mutet die sogenannte „Ampel“, deren Farben das Minimieren, Maximieren und Schließen von Fenstern kennzeichnen, nun wesentlich lebendiger an. Die räumliche Tiefe geöffneter Fenster ist in Yosemite erhalten geblieben und wird von dreidimensionalen Schattierungen und Unschärfen begleitet.
Am meisten stechen beim Yosemite-Design jedoch die Fonts heraus. Die Zeiten, da Lucida Grande verwendet wurde und Texte in früheren Betriebssystemversionen vergleichsweise „Comic-Sans-MS-mäßig“ wirkten, sind vorbei. Stattdessen wird nun durchgängig Helvetica Neue verwendet, was breiter aussieht und sich daher auch professioneller anfühlt. Möglicherweise richtet sich Apple damit mehr an Business-orientierte Nutzer. Allein durch die Erneuerung der Schriftart wirkt das komplette Betriebssystem bereits von Grund auf frischer.
Ein weiteres Highlight in der Yosemite-Benutzererfahrung ist die generelle, optische Transparenz einer Reihe nativer Apps und Drittanbieteranwendungen. Bei Skype beispielsweise verschwimmt der Hintergrund mit der Applikation und fügt so eine zusätzliche Schicht an räumlicher Tiefe hinzu. Ebenso präsentiert sich die Schaltfläche mit den Seitenleisten im linken Bereich des Anwendungsfensters nun – ähnlich übrigens wie in Windows Vista – transparent und lässt den Hintergrund durchschimmern.
Yosemite ermöglicht diesen Durchscheineffekt, der erstmals mit iOS 7 eingeführt wurde, jedoch nur beim jeweils aktiven Fenster. Unvorteilhaft ist die Transparenz lediglich bei Safari, da sich das gesamte obere Drittel des Browsers durchsichtig präsentiert, sodass beim Runterscrollen alles oberhalb der geöffneten Tabs unscharf dargestellt wird. Um diesen unschönen Nebeneffekt zu vermeiden, kann der Nutzer die Transparenz jedoch – genau wie in iOS 7 – im „Accessibility“-Menü reduzieren.
Neu in Mac OS X 10.10 ist überdies der sogenannte „Dark“-Modus. Er erlaubt es, Menü- und Seitenleisten dunkler zu schalten. Auf einem MacBook Air, das kein Retina-Display besitzt, werden einige Schriften dabei jedoch nicht geglättet, sondern gezackt dargestellt. Abgesehen von diesen umfassenden optischen Überarbeitungen bleibt Yosemite aber im Kern ein typisches Mac OS X, bei dem sich der Nutzer weder verloren noch überfordert fühlt.
Da aktuell an der vierten Entwicklerfassung gearbeitet wird und zudem ja jetzt die Public-Beta-Version verfügbar ist, lässt sich bereits einiges zu der Yosemite-Kernfunktionalität „Continuity“ sagen. Dabei handelt es sich um einen Oberbegriff für Features, die das Zusammenspiel von iOS und Mac OS X ermöglichen respektive verbessern sollen. Die nahtlose Verzahnung der beiden Plattformen wird jedoch erst in Verbindung mit iOS 8 möglich, das für Public-Beta-Tester ohne Entwicklerstatus aber eigentlich nicht zur Verfügung steht. Obwohl Apple eine Vereinigung von iPhone- und Mac-Plattform bislang stets dementierte, sollen diese in Zukunft offensichtlich besser denn je miteinander kommunizieren.
Das Continuity-Feature ermöglicht etwa das Entgegennehmen und Tätigen von Anrufen auf dem Mac – allerdings nur, solange sich ein iPhone in der Nähe befindet und mit einem WLAN verbunden ist. Trotz gelegentlicher Konnektivitätsprobleme und der Tatsache, dass es bislang noch nicht vollumfänglich getestet wurde, ist diese Continuity-Funktionalität prinzipiell gegeben und spart dem Nutzer Zeit, wenn sich sein iPhone zum Beispiel gerade am anderen Ende des Büros befindet.
Zudem lassen sich damit Textnachrichten über den Desktop verschicken – und zwar nicht nur über Apples hauseigenen Kurznachrichtendienst iMessage. Die Nachrichten werden an das iPhone des Nutzers weitergeleitet und von dort aus schließlich verschickt. Alles findet dabei in Form eines nahtlosen Prozesses statt.
Auch wenn der Anwender gerade an einem Pages-Dokument arbeitet oder mit dem Safari-Browser surft, kann er künftig die Continuity-Funktion nutzen, um seine Aktivität auf dem iPhone fortzusetzen – allerdings auch hier wieder nur, solange er sich in Reichweite seines Macs aufhält.
Möglich macht das alles eine Teilmenge des Continuity-Funktionsumfangs: Das sogenannte „Handoff“-Feature. Es erlaubt erst die Übergabe einer aktuellen Tätigkeit – etwa das Schreiben von E-Mails oder das Bearbeiten von Dokumenten – von einem Gerät zum nächsten. Allerdings ist die Liste an unterstützten Anwendungen bislang recht kurz – und das obwohl Entwickler gewisse Handoff-Funktionalitäten sogar in ihre eigenen Apps und Services integrieren können.
Ein weiteres hervorstechendes Merkmal von Yosemite ist die Tatsache, dass es einem Mac das automatisierte Umschalten zwischen verschiedenen Netzwerkverbindungen erlaubt. Hierfür wird es sich künftig per iPhone mit dem Internet verbinden können, wenn etwa das eigene WLAN des Rechners aktuell nicht funktioniert. Nutzt der Anwender die Verbindung nicht länger, erkennt Yosemite das und deaktiviert sie, um den Akku des jeweiligen Geräts zu schonen.
Folglich kann eine solche Kombination aus Mac und iPhone so lange die Konnektivität aufrechterhalten, wie das iPhone dazu in der Lage ist. Der volle Continuity-Funktionsumfang – einschließlich des Handoff-Features – wird jedoch erst später in diesem Jahr zur Verfügung stehen, wenn sowohl Yosemite als auch iOS 8 auf dem Markt sind.
Die physische Verbindung zwischen dem Desktop-Rechner und dem Mobilgerät ist jedoch nicht die einzige bemerkenswerte Änderung in Yosemite: OS X 10.10 übernimmt nämlich auch den Icon-Stil der iPhone-Apps. Updates im Rahmen von iOS 8, dessen Release gemeinsam mit dem iPhone 6 später in diesem Jahr erwartet wird, sollen die Icons noch weiter verfeinern.
Apps wie iBooks und Podcasts werden dann zum Standard avancieren. Eine neue Tipps-App, die dem Nutzer Hilfestellungen zur Bedienung des kommenden Apple-Mobilbetriebssystems liefern soll, landete bereits in der Beta-Version von iOS 8, könnte zur Veröffentlichung der finalen Fassung allerdings wieder verschwinden.
Periphere Funktionen, wie das aus vorherigen iOS-Fassungen bekannte Benachrichtigungscenter (Mitteilungszentrale), lassen sich zudem nun besser auf den Nutzer zuschneiden. Eine Weltuhr ist dabei ebenso wie weitere anpassbare Widgets und Drittanbieter-Anwendungen in einer übersichtlichen Seitenleiste angeordnet. So sind beispielsweise der Kalender und das Wetter-Widget für den Anwender auf einen Blick einsehbar.
Wer auf die Schnelle Informationen via OS X Yosemite finden will, kann auf Apples überarbeitete Desktop-Suchfunktion Spotlight zurückgreifen, die um eine Reihe neuer und unterschiedlicher Informationsquellen ergänzt wird. Spotlight sucht nun auch nach Musik, auf Safari-Websites, in E-Mails oder in anderen Medien. Hierzu indexiert es im Hintergrund die komplette Festplatte – oder auch andere Geräte – und liefert Suchergebnisse dadurch spontan und unverzüglich.
Wie fast alles in OS X Yosemite sind auch Spotlight und die Mitteilungszentrale im transparenten Look gehalten, sodass der jeweilige Desktop-Hintergrund leicht durchschimmert. Wen das Design zu sehr an das weitgehend kritisierte und hinter den Erwartungen zurückgebliebene Windows Vista erinnert, der sollte seine Kritik jedoch auf das Look and Feel beschränken und nicht auf die Performance ausweiten, denn unter der Haube läuft Mac OS X Yosemite so schnell und stabil wie kein anderes Apple-Betriebssystem auf seiner jeweils vorgesehenen Hardware.
Auch in puncto Cloud gibt es in OS X Yosemite Neuerungen: So wurde in das Mac-Betriebssystem nun das lange erwartete iCloud Drive implementiert – eine in den Finder integrierte Seitenleistenoption, die den Zugriff auf iCloud-Dateien jeglicher Art als Ordner ermöglicht.
Daneben erlaubt es sogar Dokumenten-Sharing mit Windows-Rechnern. In iCloud gespeicherte App-Daten werden dabei in eine Sandbox gepackt und in unterschiedlichen Ordnern gesondert abgelegt. Mit iCloud für Windows sind solche Daten dann relativ einfach über Drittanbieter-Anwendungen wie Microsoft Word zugänglich. Diese lassen sich damit abspeichern und später via Pages auf dem Mac, dem iPhone oder dem iPad öffnen.
OS X 10.10 Yosemite kann durchaus als bislang innovativstes Mac-Betriebssystem gelten, ist der Nutzer damit doch überall und jederzeit mit der Apple-Welt oder dem Internet verbunden – zumindest, solange sich sein iPhone in unmittelbarer Nähe befindet.
Zudem ist der Anwender damit wesentlich produktiver als er es etwa mit den Vorgänger-Betriebssystemen sein konnte. Denn die neue Version kommt mit einer verbesserten Suchfunktion, optimierten Benachrichtigungen, anpassbaren Widgets in der Seitenleiste sowie der Continuity-Funktionalität, die es unter anderem ermöglicht, plattformunabhängig auf Textnachrichten von Freunden oder Kollegen zu reagieren, da die Antworten nun nicht mehr nur per iPhone, sondern auch über den Desktop verschickt werden können.
Auch das Arbeiten von unterwegs erleichtert OS X Yosemite durch das Umschalten zwischen verschiedenen Apple-Geräten per Handoff-Feature: Je nach aktuell genutztem Gerät muss der User hierfür lediglich mit dem Finger über den Sperrbildschirm des iPhone fahren beziehungsweise das entsprechende Icon in der Dock-Symbolleiste seines Macs betätigen. Auch optisch wirkt das System hinsichtlich der Anwendungen und der Benutzeroberfläche nun ausgereifter und ansprechender.
Während OS X 10.9 Mavericks den Grundstein für den Evolutionssprung des Mac-Betriebssystems legte, indem verstärkt Produktivitätsfunktionen implementiert und iOS besser integriert wurde, führt OS X 10.10 Yosemite diese Entwicklung mit der nahtlosen Verzahnung von Desktop- und Mobilgeräten nun fort.
[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]
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