Der Fahrdienst Uber, der Mitfahrten über seine gleichnamige Smartphone-App vermittelt, hat mit David Plouffe den Leiter von Barack Obamas Präsidentschaftskampagne im Jahr 2008 eingestellt. Von 2011 bis 2013 fungierte Plouffe außerdem als Chefberater im Weißen Haus.
In einem Blogeintrag spielt Ubers Mitgründer und CEO Travis Kalanick auf Plouffes erfolgreiche Obama-Kampagne an, die stark auf Social Media und gezielte Datenauswertung setzte. „Wir brauchten jemand, der sowohl Politik versteht als auch die strategische Stärke hat, um eine Kampagne neu zu erfinden – eine Kampagne für ein globales Unternehmen, das in Städten von Boston über Peking und London bis zu Lagos tätig ist.“
Die 2009 gegründete Firma bot zunächst mit UberBlack einen gehobenen Limousinendienst mit Berufsfahrern an. Bekannt wurde es aber vor allem durch seinen Dienst UberX, der Mitfahrten bei privaten Fahrern vermittelt und dafür eine 20-prozentige Provision einbehält. Sie sind meist günstiger als Taxifahrten und brachten daher das etablierte Taxigewerbe gegen Uber auf. Seither ist das Unternehmen in amerikanischen wie europäischen Städten Verbotsbemühungen durch Lokalpolitiker und kommunale Behörden ausgesetzt, die mit Sicherheitsbedenken und Verwaltungsvorschriften begründet werden.
Uber, zu dessen Investoren Google sowie Goldman Sachs gehören, sieht sich nun selbst im Mittelpunkt einer Kampagne. „Wir haben unsere Wurzeln in der Technologie, nicht in der Politik“, schreibt Kalanick weiter. „Wir schreiben Code und führen Transportsysteme ein. Das hat zum Ergebnis, dass nicht genug Menschen in Amerika und rund um die Welt unsere Geschichte kennen, unsere Mission und die positiven Folgen unserer Arbeit. Uber war Gegenstand eine Kampagne, hat aber selbst keine geführt. Das ändert sich jetzt.“
David Plouffe wird Ende September als Senior Vice President of Police and Strategy übernehmen. Er wird damit weltweit für Ubers Kommunikation, Markenpflege und politischen Aktivitäten verantwortlich sein. Der frühere Kommunikationschef Andrew Noyes, der von Facebook kam, ist bereits ausgeschieden.
„Uber hat die Chance, ein Unternehmen zu sein, wie es nur einmal in einem Jahrzehnt oder sogar nur einmal in einer Generation entsteht“, schreibt Plouffe selbst zu seinem neuen Engagement. „Das stellt natürlich eine Bedrohung für einige dar, und ich habe beobachtet, wie das Kartell der Taxibranche die Technologie und große Veränderungen zu verhindern versucht.“
Plouffe spricht damit die bekannten Praktiken im amerikanischen Taxigewerbe an. Die großen US-Städte vergeben eine eingeschränkte Zahl von „Taxi Medallions“, ohne die kein Taxi betrieben werden darf. Sie stellen hohe Investitionen dar, werden beispielsweise in Chicago für 350.000 Dollar und in New York für bis zu einer Million Dollar gehandelt. Wer nicht selbst fährt, kann seine Betriebserlaubnis weitervermieten und beispielsweise für eine 12-Stunden-Schicht 74 Dollar kassieren.
Eine Reportage der Washington Post beschreibt typische Folgen wie die, dass die Taxifahrer nach Möglichkeit nur lukrative Routen bedienen und vorschriftswidrig manche Stadtviertel gar nicht erst anfahren. Uber und andere Fahrdienste wie Lyft stoßen hier in eine breite Lücke. Sie können alternative Mitfahrangebote durch private Pkw-Besitzer anbieten, die dank Waze oder Google Maps nicht mehr über eine umfassende Ortskenntnis verfügen müssen. Die Fahrdienste werben aber nicht nur Fahrgäste ab, sondern den Taxiunternehmern auch Fahrer, die hohe Grundgebühren vermeiden wollen. In der Folge verlieren die teuer erworbenen und wie Immobilien oft kreditfinanzierten Taxi Medallions an Wert.
Auch in europäischen Städten bekommt Uber zunehmend Gegenwind. Als erste deutsche Stadt sprach Berlin ein Verbot der Fahrdienst-App Uber aus. Es ist allerdings noch nicht rechtswirksam, und das Verwaltungsgericht Berlin will eine Entscheidung dazu treffen. Der Berliner Senat begründete die Verbotsverfügung einerseits mit sicherheitsrechtlichen Bedenken – erklärte aber auch, mit dem Verbot solle das Taxigewerbe geschützt werden.
Uber testet inzwischen mit Corner Store bereits einen weiteren Dienst. Ausgewählte Kunden in bestimmten Bezirken der US-Hauptstadt Washington können mit seiner App Haushaltsprodukte bestellen und durch Uber-Fahrer nach Hause liefern lassen. Entscheidet sich Uber zu einer breiten Einführung von Corner Store, tritt es damit auch in Konkurrenz zu Firmen wie Amazon, die in den USA Lieferdienste mit Zustellung am gleichen Tag anbieten.
[mit Material von Donna Tam, News.com]
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